97 Mitglieder begrüßte Stadtsuperintendent Rolf Domning zur Sitzung der Verbandsvertretung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region im Haus der Evangelischen Kirche in der Kölner Südstadt.
Wiederwahl mit überwältigender Mehrheit
Stadtsuperintendent Rolf Domning wurde mit überwältigender Mehrheit in seinem Amt bestätigt. Der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte wird damit vier weitere Jahre dem Evangelischen Kirchenverband Köln und Region vorstehen. Als ersten Stellvertreter wählten die Delegierten Markus Zimmermann, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord, zweite Stellvertreterin ist Andrea Vogel, Superintendentin des Evangelischen Kirchkreises Köln-Rechtsrheinisch. Zum dritten Stellvertreter bestimmten die Abgeordneten Dr. Bernhard Seiger, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd. Domning dankte der Versammlung für den großen Vertrauensbeweis.
„…mehr Toleranz, gelebte Demokratie und ein gewaltfreies Miteinander!“
Zuvor hatte der alte und neue Stadtsuperintendent in einem Bericht unter dem Motto „…mehr Toleranz, gelebte Demokratie und ein gewaltfreies Miteinander!“ das vergangene Jahr Revue passieren lassen. Er erinnerte daran, dass die Verbandsvertretung unter dem Eindruck der Mordserie der NSU in ihrer Frühjahrssitzung der Amadeu Antonio Stiftung für deren Engagement gegen Rechtsextremismus 14.200 Euro zugesprochen hatte. Er werde, so Domning, ein Gespräch mit Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters führen: „Wir halten eine professionelle Opferberatung, die auch eine langfristige Traumatherapie nicht ausschließen darf, für einen notwendigen nächsten Schritt. Eine solche aufsuchende und individuelle Hilfe setzt an den entsetzlichen Erfahrungen der Opfer an, hilft ihnen langfristig, die Traumata zu überwinden und wieder ein normales Leben zu führen“, erläuterte er die Haltung des Kirchenverbandes vor dem Hintergrund des rechtsextremen Attentats in der Keupstraße vor acht Jahren. Diese Attentate der NSU, das Ermittlungsdesaster wie auch das sogenannte Beschneidungsurteil des Kölner Landgerichtes waren die bestimmenden Themen bei den Iftar-Essen – das traditionellen Fastenbrechen zum Ramadan -, zu denen Domning auch in diesem Jahr wieder eingeladen war: „Köln ist das Zentrum muslimischen Lebens in der Bundesrepublik. Hier finden wichtige zentrale Iftar-Essen statt mit bundesweiter Bedeutung. Drei Mal bin ich gerne den Einladungen zum festlichen Fastenbrechen gefolgt, einmal schon in die noch unfertigen Räume der neuen zentralen Moschee der Ditib in der Venloer Straße“, fuhr der Stadtsuperintendent fort.
Doming zur Beschneidungsdebatte und zur Ausstellung „Die Nakba“
Domning nahm dann Stellung in der Beschneidungsdebatte: „Es ist nur zu hoffen, dass bald Rechtssicherheit einkehren kann. Es kann nicht sein, dass wir in der Bundesrepublik mit einer durch Jahrtausende hindurch gelebten Tradition rechtlich in eine Grauzone kommen. Wie Einzelne auch immer zu der Beschneidungspraxis stehen, eins ist sicher, das Gefühl, ausgegrenzt und unwillkommen zu sein, würde dem Wiederstarken jüdischen Lebens in unserer Stadt und in der Region entgegenstehen und würde auch für die vielen Muslime in unserer Stadt nicht nachvollziehbar sein.“ Domning hat im ablaufenden Jahr seine Unterschrift unter eine Erklärung gesetzt, die sich kritisch mit der Ausstellung „Die Nakba – Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948“ auseinandersetzte. Darin geht es um die Errichtung des Staates Israel und die Leiden der Palästinenser: „Es ging nicht darum, das Schicksal der palästinensischen Bevölkerung in der Zeit von 1947/1948 zu beschönigen oder zu verschweigen. Wir waren der Meinung, dass Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung im Nahen Osten nur dann Realität werden können, wenn beide Seiten ihre Geschichte und konträre Sicht jeweils zur Kenntnis nehmen und daraus konstruktive Folgerungen entwickeln.“
Appell an die Solidarität der Gemeinden
Domning appellierte an die Solidarität der Kirchengemeinden: „Die knapper werdenden Mittel durch den demographischen Wandel verändern unsere Strukturen nachhaltig. Jede Gemeinde steht vor diesen schwierigen Herausforderungen. Hier wünsche ich mir Besonnenheit und Klugheit und nicht zuletzt einen fairen Umgang untereinander, damit wir zu tragfähigen Lösungen kommen, die eine erkennbare und wirkungsstarke evangelische Kirche in Köln und in der Region ermöglichen. Der Kirchenverband und seine zentralen Angebote sind auch Angebote der Gemeinden. Sie ausschließlich und nur vor Ort in Eigenregie zu organisieren, würde die Strahlkraft unserer kleinen und großen Leuchttürme deutlich verringern. Evangelische Beratung, Diakonie, Bildungsarbeit, Jugend und nicht zuletzt die Öffentlichkeitsarbeit – neben den vielen anderen zentralen Aufgaben im Zusammenschluss des Kirchenverbandes profilieren sie das Evangelische in unserer Stadt und in der Region. Darauf sind wir durchaus auch stolz. Dankbar dafür bin ich allemal!“ so der Stadtsuperintendent.
Den vollständigen Bericht des Stadtsuperintendenten lesen Sie hier.
Haushalt 2011 schließt mit einem Überschuss
Wilfried Voigt, Vorsitzender des Beratungsausschusses für Haushalts- und Finanzfragen des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, berichtete zur Feststellung der Jahresrechnung 2011 und zur Verwendung des Jahresüberschusses. Einnahmen von 112.352.059 Euro standen Ausgaben in Höhe von 111.651.822 Euro gegenüber. Damit entstand ein Überschuss in Höhe von rund 700.000 Euro. 30.000 Euro davon werden zur Aufstockung der Mittel für Weltmission verwendet. Der Rest geht zu 80 Prozent an die Gemeinden, zu 20 Prozent an den Kirchenverband zur Erledigung von dessen Aufgaben. Lothar Ebert ist als stellvertretender Vorsitzender des Beratungsausschusses für Haushalts- und Finanzfragen zuständig für die Umstellung auf das Neue Kirchliche Finanzwesen (NKF). Er stellte den Haushaltsplan des Evangelischen Kirchenverbandes für das kommende Jahr vor. Die Verantwortlichen rechnen im kommenden Jahr mit Kirchensteuereinnahmen in Höhe von rund 90,5 Millionen Euro. Nach Abzug von landeskirchlichen und zahlreichen anderen Umlagen sowie der Addition von Einahmen aus Zinsen und Mieten verbleiben Kirchensteuereinnahmen von rund 43,3 Millionen Euro, die in Köln und der Region ausgegeben werden können. Davon entfallen 8,6 Millionen Euro auf den Kirchenverband, auf die Gemeinden werden rund 34,6 Millionen Euro verteilt. Diese Verteilung erfolgt nach Gemeindegliederzahlen.
Satzungsänderung beschlossen
Auch als Folge der beschlossenen neuen „Richtlinien Gemeindefinanzierung“ wurde eine Änderung der Verbandssatzung notwendig. Nach den neuen Richtlinien sollten Gemeinden über Mieteinnahmen, die sie durch den Um- oder Anbau von gemeindlich genutzten Immobilien zusätzlich erzielen, selbst verfügen können, wenn diese Maßnahmen mit eigenen finanziellen Mitteln realisiert wurden. Die entsprechende Satzungsänderung wurde heute mit der nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossen.
Diakoniespende – ein Fonds für Notfälle
Die Diakoniespende im Jahr 2013 wird für das Projekt „Nicht nur in Gottes Hand“ des Diakonischen Werks Köln und Region erhoben. Mit dem Geld werden Flüchtlinge unterstützt, die nach ihrer Ankunft in Deutschland konfrontiert sind mit einem komplexen Asyl- und Ausländerrecht, mit schwierigen sozialen Bedingungen und einem eingeschränkten Zugang zur Gesundheitsversorgung. Mit der Diakoniespende wird ein Fonds für Notfälle geschaffen. Jeden Euro, der gespendet wird, verdoppelt der Evangelische Kirchenverband Köln und Region.
Personalien:
Stadtsuperintendent Rolf Domning bedankte sich in seinem Jahresbericht bei sechs ausscheidenden Vorstandsmitgliedern: Pfarrerin Marion Rauber, Inga Weyer-Fabrega, Kurt-Joseph Doktor, Dietrich Neuhaus, Wilfried Voigt und Professor Dr. Hans-Peter Riedel traten nicht mehr zur Wiederwahl an. Als „Älteste“ in den neuen Verbandsvorstand gewählt wurden Eva-Regina Bukow, Lukas Pieplow, Dr. Richard Weber, Heido Nöcker, Regine Appenrodt, Dr. Alfred Paulick, Ursula Hölzer, Alexander Hansow, Michael Lobitz, Lothar Ebert, Joachim Schmieter und Sabine Finster. Als Pfarrer wurden Dr. Martin Bock und Jörg Schmidt in den Verbandsvorstand entsandt.
Stichwort Verbandsvertretung
Sie ist das Leitungsorgan des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region mit seinen 56 Gemeinden im Rhein-Erft-Kreis, in Köln und im Rheinisch-Bergischen Kreis in den vier Kölner Kirchenkreisen. Zu den Aufgaben der Delegierten gehören beispielsweise der Beschluss des Haushalts und die Wahl des Stadtsuperintendenten. Die Verbandsvertretung tagt zweimal im Jahr und wird von Stadtsuperintendent Rolf Domning geleitet.
Foto(s): Stefan Rahmann