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Verantwortlich für „Robotik & Ethik“ war von Seiten des Referats für Jugend, Frauen und Männer im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch Jörn Ruchmann (2. von links). Das technische Know-how brachten Lisa Mütsch (Mitte) und Christian Rall (ganz links) von der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW (fjmk) als Kooperationspartner mit ein. Gefördert wurde es mit Mitteln des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen.

„Robot Wars“-Premiere: Künstliche Intelligenz und christliche Moral

Roboter-Workshops für Kinder sind nicht neu, „Konstruktion und Programmierung mit einer kirchlich angeleiteten philosophisch-ethischen Diskussion zu verbinden ist es aber schon“, erklärt Jörn Ruchmann vom Referat für Jugend, Frauen und Männer im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch das Konzept des von ihm mitgeleiteten Seminars zu Robotik und Ethik. In der Jugendherberge Lindlar veranstaltete das Referat gemeinsam mit der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW (fjmk) als Kooperationspartner ein Wochenende für Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren. Ziel: Die Verknüpfung von künstlicher Intelligenz, christlicher Moral und Robotik.

Steile Lernkurven

Beim Bau der Maschinen entwickeln die Kontrukteure eine Beziehung zu ihrer „Schöpfung“.

„Es ist wichtig für uns als Kirche, in diesen gesellschaftlichen Diskurs zu gehen“, ist Ruchmann überzeugt und gleichzeitig begeistert von der Intensität und Begeisterungsfähigkeit der Teilnehmer an dem Seminar, das – seinem Wissen nach – deutschlandweit das erste seiner Art ist. „Vorkenntnisse waren nicht erforderlich und nur zwei der Jungs hatten überhaupt rudimentäres Wissen zum Thema“, erzählt er. Mit den technischen Anforderungen kamen alle Teilnehmer trotzdem in kürzester Zeit zurecht und entwickelten mit Hilfe ihrer Coaches schnell auch grundlegendes Verständnis für die moralisch-ethischen „Haken“ ihrer Erfindungen, berichtete Jörn Ruchmann im Rückblick: „Ich habe selten so steile Lernkurven gesehen!“

„Wir haben die Jugendlichen aufgefordert, sich zu fragen: Wie fühlt sich das an, wenn ich sowas baue und programmiere?“ Letztlich ist das Prinzip bei der Konstruktion einer zwar kleinen, aber möglichst leistungsfähigen, wettbewerbstauglichen und intelligenten Maschine das gleiche wie beim Bau einer Boeing – der Konstrukteur entwickelt eine Beziehung zur eigenen „Schöpfung“, ohne immer darüber nachzudenken, wie es damit weitergeht. „Die jetzige junge Generation ist wahrscheinlich die letzte, die noch über den Machteinfluss entscheiden kann, den die künstliche Intelligenz in Zukunft haben wird“, macht Ruchmann die Dringlichkeit solcher Diskussionen klar.

„Kirche bietet mehr als Glauben, Kirche, Trallala“

Welche Entscheidungen Menschen heute bereits in den verschiedensten Bereichen durch Maschinen treffen lassen, welchen Einfluss sie haben, wo Verantwortlichkeiten liegen und dass sogar die eigenen Konstruktionen schon zu Waffen werden können, wurde am Samstagabend mit den sieben Teilnehmern diskutiert. „Einer der anstrengendsten Momente des Seminars“, sagt Ruchmann. Und einer der überzeugendsten – auch für die Veranstalter.

„Kirche bietet viel, viel mehr als Glauben, Kirche, Trallala“, bringt Jörn Ruchmann die eigene Aufgabe innerhalb des Workshops auf den Punkt, parallel zu Bau und Entwicklung, entsprechende Impulse zu geben. Im Falle einer – sehr gewünschten – Wiederholung sieht er den Schwerpunkt jedoch eher bei den Kolleginnen und Kollegen der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW. „Die technischen Grundlagen zu vermitteln, Planung und Bau zu begleiten macht einfach den größten Teil des Workshops aus und ist wichtig, damit die Kinder und Jugendlichen Erfolge sehen. Als Kooperationspartner für den ethischen Teil stehen wir bei einer Wiederholung aber auf jeden Fall zur Verfügung!“

Text: Claudia Keller
Foto(s): Claudia Keller