„Unser Haus“ heißt der Romanes-Ausdruck „Amaro Kher“ übersetzt
„Unser Haus“ – so wollen Roma-Kinder und -Jugendliche die neue pädagogische Einrichtung am Venloer Wall nennen, deren Träger der Rom e. V. ist. Mittels eines im Juli beginnenden Betreuungs- und Schulungsangebotes soll in diesem Kulturzentrum den nicht selten durch Straftaten aufgefallenen Heranwachsenden die Chance auf Bildung und Lebensperspektive gegeben werden. Das Projekt ist Teil des städtischen „Stufenkonzeptes zur Verhinderung von Straftaten“.
„Sie werden lediglich geduldet, erfahren ein hohes Maß an Diskriminierung“
Renate Graffmann, ehemalige Pfarrerin der Gemeinde Bickendorf, ist Vorsitzende des Rom e.V. und seit Jahrzehnten eine engagierte Kämpferin für die Integration der de facto staatenlosen Roma und Sinti. Dies begann 1986, als rund 1.000 Roma und Sinti aus Rumänien, Polen und Jugoslawien auf der Suche nach einem Ort, der ihnen Bleiberecht gewährt, in Köln eintrafen, nicht wenige davon in „ihrem“ Gemeindebezirk Bocklemünd. Diesen Menschen vermittelte sie Hilfe, half selbst und überzeugte schließlich auch die Gemeinde, sich einzusetzen. Außerdem war sie Synodalbeauftragte ihres Kirchenkreises für Sinti und Roma. Dieses Engagement verlosch nicht, als sie im Jahr 2000 in den Ruhestand ging.
„250 Roma-Kinder leben in Köln“, berichtet Renate Graffmann, „sie werden lediglich geduldet, leben unter der Armutsgrenze, unterliegen keiner Schulpflicht und erfahren ein hohes Maß an Diskriminierung“. Diese Situation sei es, die zwar bei weitem nicht alle, aber doch leider viele dieser Jugendlichen an den Rand der Legalität treibe. Dies wiederum setze eine Spirale in Gang, wie sie etwa in der hitzigen Debatte über die Kölner „Klau-Kids“ Ausdruck findet. Dem will ein neues Projekt des Rom e.V. entgegen wirken, „Amaro Kher“ heißt es.
Ehrenamtlich: die medizinische Grundversorgung
In Zusammenarbeit mit den Betroffenen, und hierauf legt Graffmann großen Wert, soll auf freiwilliger Basis und mit Roma-Mitarbeitenden und Roma-Mediatoren die Basis für Integration gelegt werden. „Das pädagogische Konzept beinhaltet Alphabetisierung, Mittagessen, Hausaufgabenhilfe, aber auch Freizeitprogramme“, zählt sie auf. Besonders stolz ist sie auch darauf, einen Kinderarzt gefunden zu haben, der ehrenamtlich die gesundheitliche Grundversorgung gewährleistet: „An einem Freitag ist er in den Ruhestand gegangen, am folgenden Samstag hat er sich für uns zur Verfügung gestellt“.
Ehrenamtlich: die medizinische Grundversorgung
In Zusammenarbeit mit den Betroffenen, und hierauf legt Graffmann großen Wert, soll auf freiwilliger Basis und mit Roma-Mitarbeitenden und Roma-Mediatoren die Basis für Integration gelegt werden. „Das pädagogische Konzept beinhaltet Alphabetisierung, Mittagessen, Hausaufgabenhilfe, aber auch Freizeitprogramme“, zählt sie auf. Besonders stolz ist sie auch darauf, einen Kinderarzt gefunden zu haben, der ehrenamtlich die gesundheitliche Grundversorgung gewährleistet: „An einem Freitag ist er in den Ruhestand gegangen, am folgenden Samstag hat er sich für uns zur Verfügung gestellt“.
Die Stadt hat für dieses Projekt ein Gebäude zur Verfügung gestellt. Dieses wird aber in der nächsten Zeit noch einiger, in Eigeninitiative bewerkstelligten, Renovierung bedürfen. Deshalb startet das auf maximal 60 Kinder zwischen 3 und 17 Jahren konzipierte „Amaro Kher“ zunächst in einer Notunterkunft. In dem, von Graffmann „Baracke“ genannten Bau, beginnt das Projekt mit erst einmal maximal 16 Kindern in zwei Gruppen und einem minimalen Freizeitangebot.
Bedenken gegen das Projekt – Unterstützung seitens der Stadt
Bei einer von den Grünen organisierten öffentlichen Vorstellung des Projekts im Kölner Stadtgarten wurden erste Bedenken gegen das Projekt vorgetragen. Insbesondere Eltern, deren Kinder in der direkt angrenzenden Kindertagesstätte untergebracht sind, wollten erfahren, welche Strategien der Rom e.V. entwickelt habe, um hier für eine reibungslose Nachbarschaft zu sorgen. Dr. Franz-Josef Schulte, Dezernent für Bildung, Jugend und Sport der Stadt Köln, und Ossi Helling, sozialpolitischer Sprecher der Ratsfraktion der Grünen, sprangen auf diesen Einwand hin Renate Graffmann zur Seite, die zunächst einmal darauf verwies, dass beileibe nicht alle der Amaro-Kher-Kinder verhaltensauffällig seien. Und alles andere liesse sich lösen: Schulte erinnerte an das erfolgreiche Beispiel der Kindertagesstätte für Roma „Schaworalle“ in Frankfurt. Obwohl die mitten in einem Wohngebiet gelegen sei, habe es dort bisher keine außergewöhnlichen Konflikte gegeben, die es nicht auch im Normalfall unter Nachbarn gibt.
Zum großen Eröffnungsfest sind alle eingeladen – nach getaner Arbeit
Renate Graffmann lud alle Kölner Bürgerinnen und Bürger bereits jetzt zu einem großen Eröffnungsfest ein, das alle Beteiligten miteinander verbinden soll. Schließlich bedeute „unser Haus“ nicht nur einen Schulersatz für die Jugendlichen. „Amaro Kher“ soll auch, so Graffmann, „ein Treffpunkt werden, ein Ort der Begegnung, wo die Romafamilien ihre Kultur ausleben und vermitteln können“. Wann allerdings die Eröffnung wirklich gefeiert werden kann, wird wohl vom Arbeitseinsatz der Beteiligten abhängen… erst muss schließlich renoviert werden.
Text: Anselm Weyer
Foto(s): Anselm Weyer
Foto(s): Anselm Weyer