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Regionalisierung, Segensbüro und Zentrum für Innovationen – Die Frühjahrssynode des Ev. Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch beschäftigte sich mit konkreten Zukunftsvisionen

Der Evangelische Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch hat sich das Thema Zukunft auf die Fahnen geschrieben. Das wurde mehr als deutlich bei der Frühjahrssynode 2023 im Bürgerzentrum Steinbreche in Refrath, die von der Doppelspitze Superintendent Torsten Krall und Assessorin Kerstin Herrenbrück geleitet wurde.

Pfarrerin Anja Fresia begrüßte die Synodalen in der Kirche in Refrath

Die Synode begann mit einem Gottesdienst, den die Pfarrerinnen Anja Fresia und Astrid Krall-Packbier leiteten. Andreas Meisner zeichnete für die Musik verantwortlich. Der Gottesdienst in der Kirche am Vürfels stand unter dem Motto „Ein Gruß aus der Familienkirche“. Beide Pfarrerinnen wirken im Arbeitskreis „Kirche mit Kindern“ des Kirchenkreises mit. „Es heißt oft, die Kinder seien die Zukunft der Kirche. Ich halte das für falsch. Wenn die Kinder nicht die Gegenwart der Kirche sind, wird das mit der Zukunft schwierig“, sagte Anja Fresia. Astrid Krall-Packbier erzählte eine Geschichte aus der Bibel, die in den Tagen nach Ostern spielte. Dazu malte sie eindrucksvolle Sandbilder, die auf eine Leinwand projiziert wurden.

Superintendent Torsten Krall stellte die Pläne für die Zukunft des Kirchenkreises vor

Bei den Beratungen im Bürgerzentrum stand als Erstes die Bildung von Regionen auf der Tagesordnung. Ziel soll sein, dass in den Regionen, die für in der Zukunft gebildet werden sollen, die Gemeinden als stabile und tragfähige Größen zusammenwachsen. „Kerstin Herrenbrück und ich haben alle Presbyterien besucht und mit ihnen über die Regionen gesprochen. Wir haben Widerstand erlebt, Ängste, aber auch die große Lust auf was Neues“, erklärte Superintendent Torsten Krall. Die Rückmeldungen reichten von „Ich muss mich verändern – ich darf mich verändern“ bis hin zu „ich kann mich verändern“. Jetzt gehe es darum, in den Meinungsaustausch zu kommen, um sich zu einigen, was man wolle. „Wir haben eine ermutigende Offenheit in den Presbyterien erlebt.“

Assessorin Kerstin Herrenbrück erläuterte den Austausch der Synodalen in Kleingruppen

Synodalassessorin Kerstin Herrenbrück berichtete aus der Steuerungsgruppe, die über die Bildung der Regionen berät. „Wir haben eine Beraterin dazu geholt, die sich mit solchen Prozessen auskennt. Sie hat uns empfohlen, das Thema heute auf die Tagesordnung zu setzen. Wir wollen heute ins Gespräch kommen. Wir wollen unverbindlich klären, was verloren gehen könnte und was auf keinen Fall verloren gehen darf. Was uns Mut macht und was wir an Ressourcen einbringen können. Wir erwarten heute keine verbindlichen Ideen. Wir sind sehr offen. Alles ist dynamisch.“ In Kleingruppen diskutierten die Synodalen über die Regionalisierung. In jeder Arbeitsgruppe wurden Ideen und Impulse gesammelt, die in der Steuerungsgruppe weiter beraten werden. So soll eine möglichst große Partizipation erreicht werden.

Um die Zukunft des Kirchenkreises geht es auch im „Zentrum Innovation“. Die Herbstsynode des Kirchenkreises hatte 2021 beschlossen, die Implementierung neuer Gemeindeformen und Innovationen anzugehen. Dazu hatte sich ein „Thinktank“ aus Mitgliedern des Kreissynodalvorstands, Pfarrpersonen und Jugendreferentinnen und -referenten gebildet. Skriba Sebastian Baer-Henney gab auf der Synode einen Überblick über den aktuellen Planungsstand. „Die Pfarrpersonen leisten allesamt sehr gute Arbeit. Die ist unfassbar wertvoll. Wir haben spannende Aufbrüche in der Coronazeit erlebt. Gleichzeitig schrumpfen die Gemeinden, wenn man auf die Mitglieder und die Zahl der Gottesdienstbesucherinnen und -besucher schaut. Das sorgt für Frustration.“

Skriba Sebastian Baer-Henney stellte das Konzept „Zentrum Innovation“ vor

Baer-Henney schlug vor, zu versuchen, neue Menschen zu erreichen und gleichzeitig die Kerngemeinde nicht zu vernachlässigen. Neue Menschen sollen als „Frischzellenkur“ betrachtet werden. Konkret möchte der Kirchenkreis mit den Gemeinden ein „virtuelles Zentrum für Innovation“ aufbauen. Die Gemeinden zahlen pro Gemeindeglied einen Euro pro Jahr, der Kirchenkreis verdoppelt diese Summe. Mit dem Geld sollen Innovationsberaterinnen und -berater bezahlt werde, die die Kirchengemeinden zeitlich begrenzt begleiten und innovative Initiativen stärken.

Es gehe darum, Fragen zu stellen, die im Gemeindealltag niemand mehr stelle, sagte Baer-Henney weiter. Dabei sollen Ideen erarbeitet werden, mit denen Dinge erprobt werden können. Für die diesjährige Herbstsynode erarbeitet der Thinktank eine Beschlussvorlage, über die die Synodalen befinden können. „Wir würden gerne Rückmeldungen aus den Gemeinden erhalten und die in die Vorlage einarbeiten“, schloss Baer-Henney seinen Vortrag.

Der Synodalälteste Jörg Rehnitz erläuterte den Stand der Dinge in Sachen Freizeitheim Stolzenberg. Ein Arbeitskreis, in dem er mitgearbeitet hat, empfiehlt den Weiterbetrieb des Freizeitheimes in der aktuellen Form. Die finanziellen Verluste des Hauses würden geringer und sollen mit Kirchenkreismitteln ausgeglichen werden. Der Arbeitskreis rät darüber hinaus zu einer Verbesserung des Angebotes. Kooperationen mit einem Cateringbetrieb und mit Erlebnispädagoginnen und -pädagogen konnten schon angegangen werden. Das alles stehe unter dem Vorbehalt, dass erhebliche Investitionen nötig seien, um das Haus bis 2035 klimaneutral umzurüsten, wie es ein Beschluss der Landessynode vorgebe. Darüber solle in den Gemeinden diskutiert werden.

In die Zukunft gerichtet ist auch die Idee des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, ein sogenanntes Segensbüro einzurichten. „Das Tauffest im Rheinpark war ein Riesenerfolg. So etwas kann nicht aus den Gemeinden heraus organisiert werden. Zuständig für den Beschluss wäre allerdings nicht die Synode, sondern die Verbandsvertretung“, berichtete Superintendent Krall. Er ist Mitglied des Arbeitskreises, der das Konzept für diese Servicestelle für Kasualien vorbereitet hat. „Ich kriege es nicht zusammen – wir bekommen fast ausnahmslos positive Rückmeldungen nach Taufen, Beerdigungen und Hochzeiten“, sagte der Superintendent, doch gleichzeitig würde die Zahl der evangelischen Menschen, die diese Angebote wahrnehmen, sinken.

„Die Leute, die bei einer schönen Hochzeit waren, sagen, dass sie das auch erleben möchten. Unser Problem ist nicht die Qualität, sondern die Werbung“, zog er sein Fazit. Und da komme das Segensbüro ins Spiel. Die Mitarbeitenden dieses Serviceteams sollen die interessierten Menschen mit den Gemeinden zusammenbringen und so helfen, vor allem die Zahl der Taufen und Hochzeiten zu erhöhen. „Wir denken an ein multiprofessionelles Team. Sie machen ein paar Sachen, die man „ins Schaufenster“ stellen kann, wie beispielsweise das Tauffest.“ Aber auch Außergewöhnliches kann hier umgesetzt werden, wie zum Beispiel eine Heavy-Metal-Hochzeit, beschrieb der Superintendent die Zukunft. Das Büro soll eng begleitet und die Arbeit evaluiert werden.

Personalia:

Für Stephan Romot, Pfarrer aus Lindlar, Erika Juckel, Pfarrerin aus Rösrath und Dr. Harald Januschewski, unter anderem Geschäftsführer der Evangelischen Krankenhäuser im Weyertal in Köln und in Bergisch Gladbach, war dieser Abend die letzte Synode. Sie wurden von Superintendent Torsten Krall und Assessorin Kerstin Herrenbrück gemeinsam verabschiedet.

Zur stellvertretenden Synodenältesten wählte die Synode Katja Gärtner aus der Gemeinde Bergisch Gladbach. Rainer Gutmann aus Mülheim und Claudia Heidkamp aus Bensberg werden den Kirchenkreis in Zukunft auf der Landessynode vertreten. Die Synode wählte Pfarrer Volkher Preis, Seelsorger in der LVR-Klinik Merheim, zum Synodalbeauftragten für Seelsorgeaus- und -fortbildung und Supervision. Ewald Stephan aus der Gemeinde Bensberg ist neues Mitglied im Finanzausschuss des Kirchenkreises.

 

Ev. Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch

Der Evangelische Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch umfasst mehr als der Name auf den ersten Blick aussagt: von dem rechtsrheinischen Teil der Millionenstadt Köln erstreckt sich der Kirchenkreis über Rösrath und Bergisch Gladbach hinaus bis nach Kürten im Rheinisch-Bergischen Kreis und Lindlar im Oberbergischen Kreis und schließt auch den Altenberger Dom mit ein.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann / APK