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Reformationsweg durch die bergische Idylle Delling

Im Reformationsjahr machen Viele vieles. Buchstäblich ungewöhnliche Schritte ist aber jetzt der Pfarrer der idyllisch gelegenen Kirche in Kürten-Delling gegangen: Ralph Knapp streifte gemeinsam mit der für Tourismus zuständigen Angestellten im Kürtener Rathaus, Anita Waier-Breidenbach, durch Wald und Flur, um den Dellinger Reformationsweg zu kreieren.

Schritte entlang Feldern, unter alten Bäumen und durch kleine Ortslagen. Entstanden ist ein knapp einstündiger Rundweg durch die üppige Landschaft rund um das denkmalgeschützte Delling. Er ist nicht nur ein Streifzug durch Gottes Schöpfung, sondern zugleich ein Anreiz, sich mit reformatorischem Gedankengut zu befassen – anhand von acht Stelen, die am Wegesrand zum Meditieren einladen.

Mit Posaunen durch die evangelische Enklave
Mit Gesangbüchern ausgerüstet und vom Posaunenchor begleitet machte sich die Gemeinde nach dem Sonntagsgottesdienst auf die Socken, um den Reformationsweg abzuschreiten und damit gebührend einzuweihen. „Wichtig war mir ein kurzer Weg, den auch ältere Leute gut gehen können“, erläutert Pfarrer Ralph Knapp. Seine Motivation? „Delling ist eine evangelische Enklave und so bietet es sich an, reformatorische Themen zu thematisieren.“

Im Film: Geschichte der Protestanten
Tatsächlich nehme die Gemeinde eine Sonderstellung ein. Nach Luthers Tod habe es nicht lange gedauert, bis die Gemeinde in Kürten-Olpe – wozu die Ortslage Delling gehöre – lutherisch geworden sei. Doch als der Grundherr in der Gegenreformation wieder zum Katholizismus gewechselt sei, hätten rund 20 Protestanten ihren Glauben nicht wieder ablegen wollen und auf dem freiadeligen Gut Delling Glaubensasyl erhalten. Ab 1622 seien Gottesdienste im Gutshaus verbrieft, 1707 kaufte die Gemeinde das Gut, baute später Schulhaus und Kirche. Ein Film wird dies bald anschaulich machen.

Reformatorische Ideen „by the way“
Reformatorische Ideen hatten also in Delling von Beginn an feste Wurzeln geschlagen. So fand Pfarrer Ralph Knapp es sinnig, einige dieser reformatorischen Themen mit einem Spazierweg zu verknüpfen. Schließlich kommen heutzutage mehr Menschen der Natur als des Gottesdienstes wegen nach Delling. Warum sie also nicht buchstäblich „by the way“ mit Luthers Gedankengut bekannt machen? Jede der acht Stelen widmet sich daher einem eigenen Thema.

Acht Stelen, eine Broschüre
Eine kleine Broschüre, die in der Kirche ausliegt, ist als Führer zu den acht Wegstationen konzipiert ist und bietet etwas „Gedankenfutter“ für Interessierte. Denn jede Stele beschränkt sich aufs Wesentliche: Nur ein Stichwort und ein Bibelwort sind in die Metallplatte geritzt. „Prinzipien“ heißt es etwa auf der ersten Stele, gefolgt von 1. Mose 15,6: „Abram glaubte dem HERRN, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.“ Dank des QR-Codes auf jeder Stele, kann mit etwas Glück beim Empfang dieser erklärende Text auch mobil auf dem Smartphone abgerufen werden.

Nahezu barrierefrei und gut zu gehen
„Man kann auf dem Weg stehenbleiben, meditieren. Man ist entschleunigt und muss nicht so schnell wandern wie sonst“, sagt Pfarrer Ralph Knapp, der in Anita Waier-Breidenbach eine engagierte Mitstreiterin bei der Streckenauswahl gefunden hatte. „Es war ein wunderbares Projekt“, sagte sie strahlend bei der Einweihung und setzte hinzu. „So ein Stündchen, das kann jeder gut machen.“ Zumal der Weg nahezu barrierefrei ist und damit für alle wanderlustig Interessierten geeignet.

Bürgermeister ist begeistert
Auch der Bürgermeister der Gemeinde Kürten, Willi Heider, war mit seiner Frau bei der Einweihungswanderung dabei und stimmte kräftig in „Wohl denen, die da wandeln“ oder „Lobet den Herren“ mit ein. „Der Reformationsweg ist eine wunderbare Ergänzung des Wanderwegenetzes hier in Kürten“, erklärte er. „Man hat sehr viele schöne Stellen, die man anwandert, und die Stelen bilden eine wunderbare Ergänzung, auch eine Möglichkeit, mal innezuhalten, nachzudenken und das Bergische Land auch von einer anderen Seite kennenzulernen.“

Bänke erleichtern das Innehalten
Das Wanderzeichen zeigt übrigens das Kirchenportal der Dellinger Kirche, gezeichnet von dem verstorbenen Kürtener Grafiker Franz Toenniges und montiert vom Sauerländischen Gebirgsverein. Es führt vom Thema „Prinzipien“ bis zu „Gestalten und Wege“. Acht Chancen nachzudenken. Um das Innehalten zu unterstützen, werden in Kürze weitere Bänke aufgestellt. Und am Ende des Rundweges lässt sich gut einkehren: Die Dellinger Gaststätte – klassisch neben der Kirche gelegen – hat seit kurzem unter junger Leitung neu eröffnet.

Text: Ute Glaser
Foto(s): Ute Glaser