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Prominente rufen zur Diakoniespende zugunsten Obdachloser auf

„Das GULLIVER ist ein Schutzraum! Hier bekommen Menschen ohne Obdach vielfältige Unterstützung. Ich bin überzeugt: Ihre Spende ist gut angelegt“. Mit diesen Worten bittet Stadtsuperintendent Rolf Domning um die „Diakoniespende 2017/2018“. Mit dem heutigen Tag, dem 1. August, öffnet sich der Spendentopf zugunsten der Überlebensstation GULLIVER, die zentral am Kölner Hauptbahnhof gelegen ist.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Peter Millowitsch und die Höhner haben sich dem Aufruf des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region angeschlossen. „Köln ist der Hotspot der Obdachlosen in Nordrhein-Westfalen“, weiß Domning. Von den mehr als 20.000 Obdachlosen in ganz NRW lebt etwa ein Viertel in Köln. „Es braucht Mittel, die Menschen zu unterstützen, die durch die sozialen Netze unserer Gesellschaft fallen“, ist der Stadtsuperintendent sicher.

Höhner: Praktizierte Nächstenliebe
„GULLIVER – die ‚Überlebensstation für Obdachlose‘ – ist ein ganz besonderes Beispiel für gelebte Solidarität mit den Armen und Schwachen in unserer Stadt Köln“, begründet die Kölner Band ihr Engagement . „GULLIVER ist ein Beispiel für praktizierte Nächstenliebe, ein Zeichen gegen die Ausgrenzung und das Vergessen sowie ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der Menschenwürde für Menschen am Rande der Gesellschaft“, ergänzen die Höhner ihren Appell im diesjährigen Diakoniespendenaufruf 2017/2018.

Millowitsch: Direkter Weg
Peter Millowitsch hat die Patenschaft für das GULLIVER von seinem Vater geerbt. Er freut sich über die Möglichkeit, „Menschen zu unterstützen, die anderen Menschen helfen“. Das sei eine gute Gelegenheit, auf dem „kürzesten und direktesten Weg“ Not lindern zu können.

Reker: Schulter an Schulter
„Wir als Stadt Köln arbeiten mit GULLIVER vertrauensvoll zusammen“, erklärt Henriette Reker, Oberbürgermeisterin der Stadt Köln. Schulter an Schulter könne so Menschen geholfen werden, die ohne diese Unterstützung sozial verelenden und von der Gesellschaft dauerhaft ausgegrenzt werden würden. „Ich weiß, dass jeder Cent nicht nur willkommen ist, sondern die wertvolle Arbeit von GULLIVER überhaupt erst möglich macht“, betont Reker und ruft ebenfalls zu Spenden auf.
Das Herzstück des GULLIVER ist das Café, in dem Frühstück und Abendessen angeboten werden
Kleiderkammer und Internet
Die große Zahl der Besucherinnen und Besucher ist ein Beleg dafür, wie wichtig die Angebote sind. Im GULLIVER stehen kostenlos Toiletten und Duschen zur Verfügung. Darüber hinaus können die wohnungslosen Menschen im „Dormitorium“ – im Tagesschlafraum – in sicherer Umgebung ausruhen. In der Kleiderkammer können sie sich etwas zum Anziehen aussuchen, sich zu bestimmten Terminen die Haare schneiden lassen, das Mobiltelefon aufladen und ihr Gepäck aufbewahren. Das GULLIVER kann auch als Postadresse genutzt werden, außerdem stehen zwei Computer für die Internetnutzung zur Verfügung.

Das Café im GULLIVER
Herzstück des GULLIVER aber ist das Café, in dem auch Frühstück und Abendessen angeboten werden. „Hier kommen die rein, die in andere Einrichtungen nicht mehr reinkommen“, beschreibt Bernd Mombauer das niedrigschwellige Angebot. Mombauer ist Geschäftsführer des Kölner Arbeitslosenzentrums e.V KALZ und in dieser Funktion zuständig für das GULLIVER. „Die Arbeit ist komplizierter geworden“, erklärt er. 50 Prozent der Nutzer und Nutzerinnen des GULLIVER haben einen Migrationshintergrund. „Da gibt es Sprachbarrieren“, sagt der Geschäftsführer.

Angebote aktuell wie eh und je
Auch nach 16 Jahren sind die Angebote im GULLIVER aktuell wie eh und je. Aber die Einrichtung ist in die Jahre gekommen. „Vor allem der Sanitärbereich und der Fußboden müssen saniert werden“, sagt Iffland. Das kostet 50.000 bis 60.000 Euro. „Dann ist aber alles rundum erneuert. Und wir hoffen, dass sich dann auch die Dauerbaustelle ‚Urinal‘ erledigt hat. Auch die Strom- und Wasserleitungen müssen dringend erneuert werden“. Nach 16 Jahren intensiver Nutzung überrascht das nicht.
Ein Blick in die Küche des GULLIVER
500.000 Euro pro Jahr
Alles, was „an Geld reinkommt“, deckt letztlich nur die laufenden Kosten. Die betragen rund 500.000 Euro pro Jahr. Das GULLIVER wird unterstützt vom Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, von der Stadt Köln, vom Jobcenter und von der Gemeinschaftsstiftung Diakonie im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region. Doch etwa ein Fünftel des Jahresbudgets muss durch Spenden gedeckt werden. Das sind 100.000 Euro pro Jahr.

Weitere Unterstützung nötig
„Wir haben keine dauerhaft verlässliche Finanzierung unserer Verwaltung“, erklärt der Obdachlosenseelsorger. „Dabei müssen wir in diesem Bereich viel mehr Arbeit leisten als früher, weil die Verwendungsnachweise für Fördergelder erheblich aufwändiger sind.“ Auch die Antragstellung für Fördergelder koste viel mehr Zeit. „Daher brauchen wir weitere Unterstützung“, meint Iffland.

Text: Stefan Rahmann/APK
Foto(s): Manfred Esser/Martin Bierbass