Rundum zufriedene Gesichter zeigten sich beim diesjährigen 15. Frauentag im Kirchenkreis Köln-Süd. Schließlich ging es um die Gestaltungskraft von Frauen, mit der sich die gut 120 Teilnehmerinnen an diesem Tag auseinander setzen wollten, und die Vorfreude war ihnen anzusehen.
Mit ihrem Programm „Die Geldrevue“ bot die Seniorentheatergruppe „Frühreif“ einen leichten und amüsanten Einstieg in den Tag. Obwohl Geld als Zahlungsmittel in der Geschichte lange Zeit überwiegend Männersache war, wussten die Frauen auf ihre Weise schon immer geschickt in der Finanzwelt mitzumischen. Weibliche Erfahrungen und Erlebnisse, aber auch harte Kritik an der Macht des Geldes verarbeiteten die munteren Seniorinnen im Alter von 64 bis 95 Jahren zu einer kurzweiligen und bunten Revue.
Aktive Mitarbeit in den Workshops
Den Tag auf eine eigene Weise gestalten konnte jede der Teilnehmerinnen, indem sie eine Auswahl aus den insgesamt acht Workshopangeboten traf.
So ließen sich etwa im Workshop „Vielfalt gestalten“ verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten im Tanz mit der Tanz- und Bewegungstherapeutin Carmen Schroeder-Meißer entdecken. Sie sieht in der ältesten Ausdrucksformen der Menschheitsgeschichte viel Raum, einen individuellen Zugang zur Bewegung in der Gemeinschaft zu finden. Verschiedene Tänze im Jahreslauf wie der Sonnentanz oder der Erntedankreigen symbolisieren die Gestaltungskraft der Elemente und eröffnen je nach Lebenssituation ein Gefühl des Haltens oder Gehalten-Werdens in der Gruppe.
Die noch relativ unbekannte Technik des Bibliologs brachte Erika Georg-Monney den Teilnehmerinnen näher. Sie las kurze Bibelstellen vor und bat die Gruppe anschließend, der vorgestellten Figur eine eigene Stimme und eigene Gedanken zu verleihen. So kamen etwa auf die Frage „Was geht dir durch den Kopf?“ an die Figur der Mirjam, der Jesus auf seinem Weg nach Galiläa an einem Brunnen begegnet, spontane Antworten wie: „Soll ich einen Becher holen, um Wasser zu schöpfen?“, „Spricht er wohl meine Sprache?“ aber auch kritische Worte: „Ist das nicht der Krawallredner?“
In dem Workshop „Frauengestalten gestalten Familie“ näherte sich Christina Schlarp, Frauenreferentin im Kirchenverband Köln und Region gemeinsam mit Ursula Weska, die ehrenamtlich nicht nur im Vorstand des Verbands mitarbeitet, dem Frauenbild von der Frühzeit bis heute. Anhand von Requisiten wie Porträts, Ringen, einer Krone und Blumen stellten sie exemplarisch das Wirken von Kaiserin Theophanu, Mechthild von Magdeburg oder den Beginen vor. Daran schloss sich die Frage nach der heutigen Rolle der Familie in der Gesellschaft und nicht zuletzt nach der eigenen Familiensituation an.
Mit der Frage, was Frauen zu Vorbildern macht beschäftigte sich Silvia Hecker in ihrer Gruppe anhand von Biographien bekannter oder berühmter Frauen. Eigene Vorbilder findet Hecker selbst in den Frauengestalten der Bibel. Etwa in den Hebammen Schifra und Pua, die sich geweigert haben, die männlichen Nachkommen der Israeliten auf Befehl des Königs zu töten.
Auch die „Gründerin“ des Frauentags bot einen Workshop an
Ganz praktisch ging es in dem Workshop „Frauen gestalten mit Pinsel und Farbe“ unter der Leitung der Theologin Christiane Birgden und der Porzellanmalerin Sabine Zinsgsheim zu. Ausdrucksstarke Bilder wie „Der Weg ins Licht“ von Manuel Dreher, der eigenwillige Rittersporn von Ingrid Timm, oder gar der mächtige „Energiedurchbruch des Frühlings“ von Ingrid Köhler-Rocholl spiegelten die Begeisterung der Frauen an der eigenen Gestaltungskraft.
Hannelore Häusler, ehemalige Superintendentin im Kirchenkreis Köln-Süd, auf deren Initiative der Frauentag vor 15 Jahren ins Leben gerufen wurde, ermutigte die Mitwirkenden mit Texten und Gedanken zur biblischen Frauengestalt Hagar dazu, Gott aus der persönlichen Lebenserfahrung heraus einen Namen zu geben.
Die Gestaltung des Lebens unter psychologischen Fragestellungen nahm Dr. Juliane Arnold, Leiterin des Amtes für Erziehungs-, Ehe- und Lebensberatung im Kirchenverband mit ihrer Gruppe ins Visier. Eine besonders lebendige Diskussion über die Möglichkeiten, die sich Frauen in – freiwilligen oder unfreiwilligen – Entscheidungssituationen bieten, ergab sich nicht zuletzt dadurch, dass die Teilnehmerinnen mit einem großen Altersunterschied einen Erfahrungsschatz von vier Generationen einbrachten.
Eine sehr intensive Gestaltungserfahrung machten auch die Mitwirkenden im Musikworkshop von Kirchmusikerin Barbara Bannasch. Neben der Beschäftigung mit berühmten Komponistinnen und Musikerinnen übten sie sich im Texten und Vertonen von Liedern. Eine hier erarbeitete Klang-Rezitation zum Thema Baum bebegeisterte im anschließenden Vespergottesdienst das Publikum.
Gottesdienst und Ausblick
In diesem Jahr beschäftigte sich der Gottesdienst intensiv in Liedern und Texten mit dem Verhältnis von Frauen zu ihrem Körper und ihrer Gestalt. Mit der Kollekte unterstützt der Kirchenkreis Köln-Süd in Anlehnung an Markus 5: „Gebt ihr gleich zu essen“ die Wohngruppe für Mädchen mit Essstörungen im Diakoniewerk Miachaelshoven.
Pfarrerin Almuth Koch-Torjuul zeigte sich in der abschließenden Vesper zufrieden mit den Ergebnissen des anregenden Tages und dankte den Verantwortlichen des CJD in Frechen, wo der Frauentag im Wechsel mit Michaelshoven stattfindet. Mit Freude blickt sie bereits auf den Frauentag 2009. Dafür sucht der Organisationskreis noch ehrenamtliche Mitstreiterinnen, die sich entweder beim Nachtreffen am Donnerstag, 28. Februar, 10 Uhr in den Räumen des Kirchenkreises Köln-Süd, Comesstraße 45, in Brühl oder bei Pfarrerin Almut Koch-Torjuul (Telefon 02234/575 36) unverbindlich informieren können.
Foto(s): Siebertz