You are currently viewing Plastiken und Bilder von Rudolf A. Scholl in der Antoniterkirche und im CityPavillon

Plastiken und Bilder von Rudolf A. Scholl in der Antoniterkirche und im CityPavillon

Die Antoniterkirche präsentiert Gemälde und Plastiken von Rudolf A. Scholl. Die Ausstellung würdigt das Schaffen des Künstlers in den 60er Jahren. Noch bis zum 10. November ist sie in der Antoniterkirche und im CityPavillon, Schildergasse 57, in der Kölner Innenstadt von montags bis freitags in der Zeit von 11 bis 19 Uhr zu sehen, samstags von 11 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 17.30 Uhr. Beendet wird die Ausstellung am Freitag, 10. November, um 19.30 Uhr im Rahmen der Konzertreihe „Kirchentöne“ in der Antoniterkirche. Der renommierte niederländische Cembalist Léon Berben spielt Kompositionen von John Bull, Johann Caspar von Kerll und Johann Sebastian Bach.

Der Künstler Rudolf Alfons Scholl
Der Name Rudolf Alfons Scholl, Jahrgang 1931, ist in der Evangelischen Gemeinde Köln seit Jahrzehnten ein Begriff. 1967 gestaltete der Kölner Maler und Bildhauer das Betonrelief an der Rückwand des großen Gemeindesaales an der Antoniterkirche. Im Zuge der Neugestaltung des AntoniterQuartiers, für das die alten profanen Gemeindebauten weichen mussten, wurde vor einigen Monaten auch das Relief abgetragen. Ein derzeit noch erhaltenes kleines Teilstück wird ebenso fallen.

Objekte, Zeichnungen und Bilder aus den 60er Jahren
Das Werk von Scholl wird in der Antoniterkirche mit vier seiner Sockelobjekte gewürdigt. Im angrenzenden CityPavillon sind je drei Kreidezeichnungen und Bilder in Schablonen- und Spritztechnik ausgestellt. Die von der Rudolf A. Scholl Stiftung in Kooperation mit der AntoniterCityKirche präsentierte Ausstellung widmet sich Arbeiten der 60er Jahre. Kurator Maximilian Mißelbeck empfindet diese Beschränkung naheliegend, denn in diesem Jahrzehnt habe sich bei Scholl vieles entwickelt. Diese Zeit sei prägend für seine Handschrift und Formensprache.

Hinzufügen und Wegnehmen
Mißelbeck weist auf das „additive Prinzip“ hin, das sich in Scholls Arbeiten immer wieder und in unterschiedlichen Formen finden lasse. „Oft versucht er neue Lösungswege für seine malerischen und graphischen Experimente durch Hinzufügen und Wegnehmen, durch das Weiterausgestalten von Formen und Kontrasten zu finden.“ Dafür steht auch das abgenommene Betonrelief am Gemeindehaus. Es sei parallel zu den Additions- und Schablonenbildern entstanden und von deren Formensprache beeinflusst, die „sich in seinem Zueinanderfügen der Strukturen zeigt“, so Mißelbeck. Jedoch habe Scholl beim Relief „nicht nur versucht, Tiefe und Ebenen zu generieren, sondern sie tatsächlich erfahrbar“ zu machen.

Einfallsreich und tiefgründig
Bewegung und Dynamik – beide Begriffe kennzeichnen sowohl die plastischen als auch zweidimensionalen Werke des Künstlers. Scholl hat in Düsseldorf bei Bruno Goller und in Köln bei O. H. Gerster studiert. Seine im südlichen Seitenschiff der Antoniterkirche aufgestellten Plastiken belegen Ideenreichtum des Künstlers, ausgedrückt durch spielerische Fantasie und Tiefgründigkeit. Sie zählen zu den Sockelobjekten. Mit ihnen leistete der damals Mitdreißiger einen innovativen Beitrag zum Objekt-Sockel-Thema in der Kunst. Der Sockel wird darin nicht zum Diener degradiert. Vielmehr finden sich beide Seiten verbunden. Sie treten in einen Dialog, agieren miteinander. Hier schmiegt sich das bleierne „Objekt“ seinem hölzernen „Sockel“ an, bedeckt ihn partiell. Dort stülpt es sich ihm geradezu über, legt es sich in Vertiefungen, um Ecken und Kanten.

Bewegung und Dialog
Während es Scholl in dem Objektpaar „Meine schönste Ecke“ unverkennbar auch um die Darstellung von Bewegung geht, wohl ebenso um das Zusammenführen von Statik und Dynamik, betont er in „Mein Gespaltensein“ den Dialogcharakter: Eine einmal gefaltete Blei-Fläche „schneidet“ in einen Gasbeton-Sockel. Dies ist eine Konstellation, die gerade auch in einem sakralen Gebäude manche Frage aufwirft.

Eigene Handschrift in Zeichnung und Malerei
Auf eine vergleichbare „Dynamisierung“ und lebhafte Gestik stoßen die Betrachter auch in den grafischen und malerischen Arbeiten im CityPavillon. In den farbigen Kreidezeichnungen herrschen zarte Linien und fein strukturierte Schraffuren vor. Sie erscheinen wie Ausschnitte eines größeren, ja unbegrenzten Werkes. Titel wie „Ballett der Zeichen“ und „Ballett der Zeichen III“ geben den optischen Eindruck wieder. „Linien und Schraffuren treffen starke Formen, kontrastreiche Flächen und Farbmuster, tanzende fließende Striche und vor allem immer: Bewegung“, sagt Mißelbeck. Sein Hinweis auf eine Verwandtschaft zur von Formlosigkeit und Spontaneität geprägten Kunst des Informel ist leicht nachvollziehbar.

Struktur- und Farblandschaften
Flächig hat Scholl die Schablonenbilder angelegt. „Über großformatige Schablonen begann Scholl mit Spraydosen seine Struktur- und Farblandschaften zu gestalten und nähert sich dabei immer mehr einem ornamentalen Negativbild an“, erläutert der Kurator. Der Kunsthistoriker Karl Ruhrberg erkannte in diesen zweidimensionalen Werken „teils dekorative, teils floral anmutende Bildordnungen“, mit „weißen ´Straßen´ als Haupt- und Nebenwege“. Tatsächlich hat Scholl die präsentierten Leinwände, die Schwingungen und feine Farbabstufungen aufweisen, „Umgehungsstraße“, „Weiß bestimmt“ und „Weiß kommt zu weiß“ betitelt.

Zur Ausstellung erscheint eine Edition mit Reproduktionen der drei präsentierten Kreidezeichnungen. Sie wird herausgegeben vom Greven Verlag in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Gemeinde Köln und der Rudolf A. Scholl Stiftung.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich