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Pfingsten, das ist der „Geburtstag der Kirche“

An Pfingsten feiern wir in allen Gemeinden die Ausgießung des Heiligen Geistes – den Geburtstag der Kirche. In den Briefen, die Paulus in den ersten Jahren der christlichen Kirche an junge Gemeinden geschrieben hat, finden sich immer wieder Grüße an die unterschiedlichsten Menschen, die sich in dieser Gemeinde engagieren – Frauen und Männer und einmal ergänzt er einen Gruß an eine Mitarbeiterin mit dem Zusatz: „die viel Arbeit um euch gehabt hat“. Diese Grüße an die Mitarbeiter erinnern, dass es in der Kirche von Anfang an so war: Es gibt unterschiedliche Gaben und alle sollen zum Tragen kommen: Die einen haben gelernt, biblische Texte auszulegen, die anderen haben eine besondere Begabung, Kranke zu besuchen, und Dritte können Kinder begleiten und betreuen. Zusammen, gemeinsam und solidarisch sind WIR die Kirche – im Respekt voreinander und getragen vom Heiligen Geist. „Daran darf am Geburtstag der Kirche ruhig einmal erinnert werden“, schrieb die EKD in ihrem jüngsten Newsletter.

Wer in der Leitung von Kirche, in der Wirtschaft und der Politik Verantwortung trägt, ist vor allem auf die Führung durch Gottes Geist angewiesen. Daran erinnerte der Präses unserer Landeskirche, Nikolaus Schneider am Morgen (Pfingstsonntag) im Pfingstgottesdienst in der Düsseldorfer Johanneskirche. „Deshalb braucht es nicht zuerst die große Intelligenz, sie wird quasi vorausgesetzt“, so der oberste Repräsentant der Evangelischen Kirche im Rheinland anlässlich des Pfingstfestes, an dem die Kirche die Ausgießung des Heiligen Geists feiert. Schneider legte eine alttestamentliche Geschichte aus, in der Mose, der Anführer des Volkes Israel bei der Wüstenwanderung, 70 vom Geist Gottes beseelte Männer zu seiner Unterstützung an die Seite gestellt bekommt.

„Das alles ist die Voraussetzung für Leitung, für geistliche Leitung: Die Gegenwart Gottes, wie immer sie sich auch ausdrückt. Bewährung und Leitungsintelligenz, Fähigkeit zur vorausschauenden Planung, zur freundlichen Zuwendung, zur deutlichen Abgrenzung – dieses alles sind menschliche Eigenschaften, die für Leitung unverzichtbar sind“, sagte der Präses. Aber die Erfahrung zeige, „dass diese hervorragenden menschlichen Eigenschaften zum Guten und zum Bösen eingesetzt werden können. Wir wissen doch alle nur zu gut, wie sehr es Machtmissbrauch gibt und Leitung zur Selbstbedienung, zur Selbstbereicherung ausgenützt wird.“ Als Beispiel nannte er das durchaus reiche afrikanische Land Ghana: „Der Ölreichtum in Ghana geht an der Bevölkerung vorbei. Es ist so etwas wie ein geradezu staatlich geordneter Diebstahl an den Menschen, den die Eliten des Landes – leider nur zu häufig mit Hilfe westlicher Konzerne – an ihren Landsleuten verüben.“

Gott wolle auch heute politische Leitung so sehen, dass sie dem Glück und der Wohlfahrt aller Menschen dient. Präses Schneider weiter: „Gott will seine Kirche heute so leiten, dass sie in seinem Dienst sein gutes Wort so weitergibt, dass es allen Menschen verständlich wird und ihnen zu einem gelingenden Leben verhilft.“ Dass in der ausgelegten Mose-Geschichte dabei eine Organisationsform gewählt werde, die partizipativ ist und auf kollegiale Gremien setzt, werde insbesondere die evangelischen Kirchen sehr erfreuen. „Aber wichtiger noch als diese Organisationsform ist, dass Gottes Geist bei den Leitenden ist und sie sich von ihm regieren lassen und alle ihre Fähigkeiten für ein gelingendes Leben aller einsetzen – das ist das Entscheidende!“ machte Nikolaus Schneider deutlich.

Text: EKD/EKiR
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