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Pfarrerin Ursula Achilles-Scholl verabschiedet

Mit einem feierlichen Gottesdienst und anschließendem Empfang hat die Evangelische Kirchengemeinde Weiden/Lövenich Pfarrerin Ursula Achilles-Scholl verabschiedet. Sie wechselt vom Pfarrdienst an das Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung in Düren.

Ein Foto im letzten Gemeindebrief zeigt Achilles-Scholl, wie sie die Wanderschuhe schnürt. „Die Zeit ist reif für eine tiefgreifende Veränderung in meinem Leben“, schreibt sie im Abschiedswort an die Gemeinde. Mit einer halben Stelle war sie 22 Jahre lang Pfarrerin im Bezirk Weiden-Lövenich. Zusätzlich unterrichtete sie elf Jahr lang das Fach evangelsiche Religion am Georg-Büchner-Gymnasium. Nach den Sommerferien wird sie ihre neue Stelle als Lehrerin am Berufskolleg in Düren antreten.

Ganz an einem Platz sein
„Organisatorisch entwickelten sich meine Aufgaben in der Pfarrgemeinde und an der Schule zu einem Spagat. Weil sich Termine oft überschnitten, hatte ich zunehmend das Gefühl, mich auf nichts ganz einlassen zu können. Es war, als müsste ich mit halb angezogener Handbremse Auto fahren“, begründet die scheidende Pfarrerin ihre berufliche Neuorientierung. Nun freue sie sich darauf, sich voll und ganz einer Aufgabe widmen zu können. Ihre halbe Pfarrstelle wird ausgeschrieben.

„Das Pfarramt ist eine Lebensform und kein Job“
Vor 16 Jahren absolvierte die Pfarrerin eine Fortbildung zum Thema „Seelsorge zwischen Tür und Angel“. Die Schulung prägte ihren Umgang mit dem Pfarramt. „Es fiel mir leicht, zwischen meinen Rollen als Pfarrerin, Lehrerin und Privatperson zu switchen“, sagt die 56-jährige Mutter eines Sohnes. „Nie war es ein Problem für mich, wenn mich Menschen auf der Straße ansprachen oder an meiner Haustür klingelten“, erklärt sie. War sie nicht in Eile, habe sie sich die Zeit für ein Gespräch genommen. „Seien Sie mir nicht böse, ich muss weiter“, habe sie offen gesagt, wenn sie keine Zeit hatte. Sie machte die Erfahrung, dass die Menschen Verständnis zeigten. Ihre Auffassung: „Das Pfarramt ist eine Lebensform und kein Job.“

Ein bisschen Wehmut
„Ich war gerne in der Gemeinde und in der Schule“, blickt Achilles-Scholl zurück. Vermissen werde sie die gemeinsamen Gottesdienstfeiern mit dem Seelsorgeteam. Und die Gymnasiasten, die ihr zuwinkten und ihren Namen riefen, wenn sie über den Schulhof ging; die Begegnungen, wenn sie im Stadtteil unterwegs war. Besonders schöne Erinnerungen nimmt sie an den letzten Konfirmandenunterricht und die Konfirmationsfeier im Mai mit. „Ich wurde jedes Mal wehmütig, wenn ich etwas zum letzten Mal machte“, erzählt sie.

"Vertraut den neuen Wegen"
Der Abschiedsgottesdienst stand unter der Überschrift „Vertraut den neuen Wegen“. Während der langen Bewerbungsphase um die Stelle am Dürener Berufskolleg fühlte sich die Theologin von ihrem Glauben geleitet. „Gott selbst gibt diesen Zeitpunkt, der eine besondere Chance bietet“, schreibt sie im Gemeindebrief. Sie bezieht sich auf den altgriechischen Begriff „Kairos“ in der Bibel, der einen günstigen Zeitpunkt für eine Entscheidung bedeutet.

Nun freut sich die Pfarrerin darauf, junge Erwachsene in ihrer Umbruchsituation von der Schule ins Berufsleben zu begleiten. In ihrem Religionsunterricht wird sie auch mit Menschen anderer Religionen zusammentreffen. Interreligiöses Lernen und der Dialog zwischen den Kulturen werden in der künftigen Tätigkeit von Ursula Achilles-Scholl im Vordergrund stehen.

Zur Person
Ursula Achilles-Scholl, Jahrgang 1960, wuchs in einem katholischen Elternhaus in Köln auf. Als die Familie Anfang der 1970er Jahre nach Niederkassel zog, engagierte sie sich in der Jugendarbeit der evangelischen Gemeinde. Vor Aufnahme des Studiums der evangelischen Theologie trat sie aus der katholischen Kirche aus, um einige Zeit später in die evangelische Kirche einzutreten. Nach dem Studium in Bonn, Wuppertal, Berlin und Marburg folgten eine einjährige Tätigkeit im Sondervikariat bei der Fachberatungsstelle zu sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend „Wildwasser Marburg“ und ein dreieinhalbjähriges Vikariat in Erftstadt-Lechenich. Die Evangelische Kirchengemeinde Weiden/Lövenich wählte Ursula Achilles-Scholl 1994 auf die Pfarrstelle, die sie sich mit Pfarrer Wolfram Behmenburg teilte.

Text: Ulrike Weinert
Foto(s): Ulrike Weinert