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Pfarrerin Monika Weinmann wurde in Königsdorf verabschiedet

16 Jahre lang versah Pfarrerin Monika Weinmann ihren Dienst in der Gemeinde Königsdorf. Am Sonntag wurde sie in einem stark besuchten Gottesdienst in der Christuskirche von Markus Zimmermann, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord, entpflichtet. Weinmann wechselt Anfang Mai auf die Landespfarrstelle für Polizeiseelsorge in Köln und Region.

Gebürtige Saarländerin
Studiert hat die gebürtige Saarländerin in Saarbrücken, Mainz und Heidelberg. In der Gemeinde Wahlschied-Holz im Kirchenkreis Völklingen absolvierte sie nicht nur ihr Vikariat. Eben dort amtierte sie anschließend als Pastorin. Im Dezember 1996 wurde sie als Pfarrerin im Bezirk beziehungsweise in der Gemeinde Königsdorf der Evangelischen Kirchengemeinde Weiden eingeführt. Diese verstehe ihre Bezirke als Gemeinden, erläutert Weinmann die Sprachregelung: „Denn Kirche ist Gemeinde vor Ort.“

Predigt als „große Leidenschaft“
„Gottesdienst und Predigt waren das Zentrum meiner Arbeit hier. Darauf baute sich alles andere auf“, so die 48-Jährige. Tatsächlich sei die Predigt ihre „große Leidenschaft“. Die immer wieder „neue und spannende Herausforderung, den alt ehrwürdigen biblischen Text mit der aktuellen Zeitsituation zu ‚versprechen‘, das Wort Gottes mit lebens- und alltagstauglicher Relevanz zu verkündigen, sonst bleibt es leer und wirkungslos“. Weinmanns Freude an der Gestaltung von Gottesdiensten äußerte sich in regelmäßig angebotenen spezifischen Formen für die ganz Kleinen, für Grundschüler und – generationsübergreifend – für Familien.

Thematischer Umbruch
„Als ich 1996 nach Königsdorf kam, war ein thematischer Umbruch zu bemerken“, beschreibt die Pfarrerin. Sei die Zeit davor von politisch aufwühlenden Themen geprägt gewesen, habe bald der Versuch eines geistlichen Aufbruchs immer mehr Raum eingenommen. „Die Themen hatten sich verschoben, die Herausforderungen waren andere geworden.“ In den Vordergrund habe sich die Frage gedrängt: „Wie kommen Menschen zum Glauben? Wie können sie sprach- und erlebnisfähig werden im Glauben, dass sich religiöse Rituale wieder erleben lassen?“ Denn erst durch das Erleben könne man ihren Sinn erschließen. Diesem Anliegen entsprach Weinmann auch mit „besonderen geistlichen Angeboten“: etwa mit Exerzitien im Alltag, Glaubenskursen, stillen Wochen. Diese standen in der Regel auch anderen Konfessionen offen. Insgesamt sieht die Pfarrerin das geistliche Leben in Königsdorf stark ökumenisch geprägt. Sie selbst gilt als „Motor“ der im Januar 2000 unterzeichneten und bis heute fruchtbaren Gemeindepartnerschaft mit der Katholischen Pfarrgemeinde St. Sebastianus. „Denn nur in ökumenischer Verbundenheit kann die Christenheit überzeugend und einladend wirken“, begründet Weinmann.

Niedrigschwellige Angebote
Darüber hinaus etablierte Weinmann niedrigschwellige Angebote, gerichtet auch an Menschen, die nicht oder unregelmäßig den Gottesdienst besuchen. Zu nennen sind vor allem vielfältige kulturelle Veranstaltungen in der Christuskirche und im Gemeindehaus, insbesondere Konzerte, Ausstellungen bildender Kunst, Literaturforen. Ihr sehr kunstinteressierter Vorgänger habe dafür die Basis gelegt, betont Weinmann. Sie habe die „Traditionslinie“ des heute 78-jährigen Pfarrers i.R. Helmut Schmale, Literat, Autor und musikalisch bewandert, fortgeführt und letztlich breiter entfaltet.

Stecknadel fallen hören
Was wird sie nach ihrer Verabschiedung vermissen? „Am stärksten die regelmäßige Feier des Gottesdienstes“, kommt Weinmann auf ihr Schwerpunkthema zurück. „Ich muss für mich eine Nische suchen, wo ich regelmäßig predigen kann.“ Dies dürfe angesichts von Vakanzen aber kein großes Problem darstellen. „Fehlen wird mir ebenso die ‚Nestwärme‘ meiner Gemeinde“, betont die scheidende Pfarrerin. Eine Gemeinde, in die sich „verliebt“ habe, in der sie „immer wieder neue Ideen und Projekte entwickeln konnte“. Das Königsdorfer Presbyterium würdigt zum Abschied die Leidenschaft und „ganz persönliche Hingabe“ Weinmanns in vielen Bereichen des Gemeindelebens. Die Höhepunkte ihres Wirkens vor Ort seien zweifellos ihre Gottesdienste gewesen, so das Leitungsgremium. „Die hatten eine Anziehungskraft über Königsdorf hinaus. Predigten, bei denen man eine Stecknadel hätte fallen hören und selbst hart gesottene Konfirmanden verstummten. Mit Gebeten, in denen sie Worte fand, nach denen man vergeblich gesucht hatte. Predigten, durch die man sich im Innersten angesprochen fühlte, die man noch Jahre später mit sich trägt.“

Psychotherapeutin und Supervisorin
Erwartungsvoll blickt Weinmann auf ihre neue berufliche Herausforderung. Am 1. Mai tritt sie die Stelle der Landespfarrerin für Polizeiseelsorge auf dem staatlichen Gebiet der §-4-Behörde Köln an. In diesem Amt ist sie über die Stadtgrenze Kölns hinaus zuständig für den Oberbergischen Kreis, Rheinisch-Bergischen Kreis, Rhein-Erft-Kreis und Rhein-Sieg-Kreis. Ihr Büro wird sie im Polizeipräsidium in Köln-Kalk beziehen. Der Bewerbung auf die Ausschreibung ging Weinmanns Wunsch nach Veränderung und Weiterentwicklung voraus. Sie suchte nach einem Arbeitsfeld, „das nicht mehr Gemeinde ist“. Ein Feld, in dem mehr auch ihre zusätzlich erworbenen Qualifikationen gefragt sind. Denn die Theologin ist zudem ausgebildete Psychotherapeutin und Supervisorin. Sie hat sich weitergebildet in der Notfallseelsorge, hat Fortbildungen absolviert und verfügt über Erfahrungen in der Erwachsenenbildung, geistlichen Begleitung, Meditation und Hospizarbeit. So engagierte sie sich seit 1999 im Hospiz in Frechen e.V., dem sie vier Jahre vorsaß, sowie in der Hospiz Rhein-Erft-Kreis gGmbH. Tatsächlich habe im Bewerbungsverfahren wohl eine große Rolle gespielt, „dass ich für diese besondere Aufgabe entsprechend ausgebildet bin“, so Weinmann. Ihr sei bewusst, dass die Polizeiseelsorge letztlich eine Spezialisierung bedeute. Sie werde künftig den Alltag von Menschen begleiten, „die an den Brennpunkten unserer Gesellschaft arbeiten“. Im spezifischen Dienst für die Mitglieder dieser Berufsgruppe mit ihren besonderen Belangen und Belastungen werde sie gefragt sein als Seelsorgerin, geistliche Begleiterin und Therapeutin.

Große spirituelle Dimension
„Das Amt hat ganz klar auch eine große spirituelle Dimension“, betont sie. Neben Einsatzbegleitung und -nachsorge sei sie zuständig für die Bereitstellung von seelsorgerischen Angeboten. Obligatorisch seien Einkehrtage und Gottesdienste, „damit die Seele der Polizistinnen und Polizisten geistliche Nahrung finden kann“. Mit der Situation in Gemeinden ließen sich diese Angebote überhaupt nicht vergleichen. Vielmehr handele es sich um unregelmäßige Gottesdienste, häufig zu bestimmten Anlässen. Diese seien nicht immer erfreulich, verweist sie auf die Gefahren, der die Zielgruppe ausgesetzt sei. Zu den Schwerpunkten gehöre weiter die Durchführung berufsethischer Fachseminare sowie die Unterrichtung von Polizeianwärtern im Fach „Berufsethik“. Erfreut zeigt sich die sportliche Pfarrerin mit einer Leidenschaft für Hörbücher darüber, dass alle Gemeindeglieder ihren Wunsch nach einem nächsten beruflichen Schritt respektierten. „Von meiner Lebensplanung her ist das der absolut richtige Zeitpunkt, sich weiter zu entwickeln und weiter zu gehen.“ Dass das noch dazu in ihrem „geliebten Köln“ möglich sei, mache die Sache rund.

Stelle wird wieder besetzt
Laut Beschluss wird die (100-Prozent) Pfarrstelle in Königsdorf wieder besetzt. Bis zur Einführung einer neuen Pfarrerin oder eines neuen Pfarrers werden die Gottesdienste und Amtshandlungen mit Kräften aus der eigenen Gemeinde Weiden und mit Unterstützung von Pfarrer Matthias Bertenrath aus der Evangelischen Kirchengemeinde Bedburg-Niederaußem-Glessen durchgeführt.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich