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Pfarrer Klaus Termath in Köln-Esch verabschiedet

„Eine offene Gemeinde, die uns zahlreiche Möglichkeiten bot und bereit war, neue Impulse aufzunehmen.“ So begründet Klaus Termath heute, weshalb er und seine Gattin Ulrike sich 1983 auf die vakante zweite Pfarrstelle in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Pesch beworben haben.

Von halber auf volle Stelle
Ansprechend sei insbesondere der Wunsch der Gemeinde gewesen, ein Ehepaar zu gewinnen, das sich diese Stelle teilt. Klaus und Ulrike Termath machten das Rennen, wurden im Juni 1983 eingeführt. Und schrieben dadurch Geschichte. Denn eine solche Konstellation war neu in der Evangelischen Kirche im Rheinland. Während Pfarrer Hansjürgen Höffken weiterhin schwerpunktmäßig Pesch und Lindweiler betreute, fungierten die Termaths vorrangig im Gemeindebezirk Esch/Auweiler. Acht Jahre lang. Doch es habe sich gezeigt, so Klaus Termath, „dass eine 50-Prozent-Stelle nicht wirklich eine 50-Prozent-Stelle ist. Die Arbeit wurde so umfangreich, und wir waren so eingespannt, dass wir mit unserer Kraft an die Grenze kamen.“ So wechselte Ulrike Termath 1991 als Seelsorgerin an eine Bonner Landesklinik. Ihr Gatte blieb der Gemeinde, fortan in einer vollen Stelle, erhalten.

Verabschiedung durch ehemaligen Kollegen
Nun geht Klaus Termath in den Vorruhestand. Sein Abschiedsgottesdienst fand am Sonntag in der Jesus-Christus-Kirche in Köln-Esch statt. Die Entpflichtung nahm Markus Zimmermann, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Nord, vor. Der stellvertretende Stadtsuperintendent war einst Kollege Termaths in der Gemeinde Pesch. Dort leistete er sein Vikariat. Und dort traten er und seine Frau Pfarrerin Susanne Zimmermann 1992 in einer (ebenfalls) „geteilten“ Stelle die Nachfolge Höffkens an. Auf Markus und Susanne Zimmermann wiederum folgte im September 2002 Pfarrerin Sylvia Wacker.

Zugewandte und verlässliche Art
Nach Zählung des Presbyteriums kommt Termath auf exakt 10.892 Dienst-Tage in der Pescher Gemeinde. Dass er, wie die Gemeinde insgesamt, in dieser Ära auch erfolgreich um eine fruchtbare Ökumene bemüht war, mag die Adresse des zur Verabschiedung ausgerichteten Empfangs belegen. Er fand statt im Escher Martinushaus des katholischen Kirchengemeindeverbandes Kreuz-Köln-Nord. Dort erfuhr der scheidende Pfarrer von vielen Seiten Dank dafür, dass er sein Amt mit Leben gefüllt habe. Dank für seine offene, den unterschiedlichen Lebenssituationen der Gemeindeglieder zugewandte und verlässliche Art. Für sein mannigfaltiges, die Gemeindearbeit prägendes, ideenreiches Einbringen und tatkräftiges Wirken. Von ungezählten unsichtbaren Spuren in den Erinnerungen der Gemeindeglieder war die Rede. Auch von dem, was sicht- und greifbar bleibt. Dazu zählt die maßgeblich und weitsichtig von Termath betriebene Erweiterung der Gemeindezentren in Esch und Pesch. „Es hat sich bestätigt: Angesichts der wachsenden Gemeindearbeit waren diese zwingend notwendig“, konstatiert der Pfarrer.

Einmischen in die Aufrüstungsdebatte
Mainz, Wuppertal, Heidelberg und Göttingen heißen seine Studienorte. Das Vikariat absolvierte der gebürtige Bad Kreuznacher, Jahrgang 1951, in Oberhausen. Anschließend war er Pastor im Hilfsdienst in Elsdorf in der Evangelischen Kirchengemeinde Bergheim-Zieverich (seit Anfang März 1993 ist deren Name offiziell um Elsdorf ergänzt). Ordiniert wurde Klaus Termath gemeinsam mit seiner Gattin Ulrike in Köln-Weiden. Gerne blickt er auf die friedenspolitische Orientierung der Pescher Gemeinde besonders in seinen ersten Jahren zurück. Das reichte vom Einmischen in die Auf-/Abrüstungsdebatte bis hin zum Kirchenasyl für kurdische Flüchtlinge. „Überhaupt schätze ich an dieser Gemeinde eine Vielfalt, in der unterschiedliche Menschen und mehrere Generationen zusammenarbeiten. Das hat mich mit angeregt, hier Pfarrer werden zu wollen, und veranlasst so lange zu bleiben.“ Als anregend und herausfordernd habe er seine Amtszeit empfunden, weil er zudem eine Fülle seiner eigenen Fähigkeiten habe einbringen und weiter entwickeln können.

Angebote sind für alle Generationen gewachsen
Seine zentralen Aufgaben innerhalb der Gemeinde hätten sich im Laufe der Zeit verändert, schildert Termath. Zunächst sei er unter anderem für die Kinder- und Jugendarbeit zuständig gewesen, die Arbeit mit jungen Familien und Einführung neuer Gottesdienstformen. Später hätten sich die Schwerpunkte verlagert hin zu Gottesdienst, Seniorenarbeit, Seelsorge und Amtshandlungen. Ein besonderes Anliegen, durchgängig, sei ihm die Kulturarbeit und Erwachsenenbildung gewesen. In diesen Bereichen hätten etwa Konzerte, Lesungen, Ausstellungen bildender Kunst und Glaubenskurse insbesondere in der Jesus-Christus-Kirche in Esch eine gute Resonanz gefunden. Bemerkenswert sei, dass lange eigentlich alle Pfarrerinnen und Pfarrer innerhalb der Gemeinde „alles gemacht haben“. Dagegen sehe die vor rund zehn Jahren eingeleitete Entwicklung, auch bedingt durch rückläufige Einnahmen, eine schwerpunktmäßige Verteilung der überbezirklichen Gemeindearbeit vor. „Dadurch funktioniert sie insgesamt besser“, meint Termath. „Für alle Generationen sind die Angebote gewachsen“, blickt er auf seine Amtszeit. Dies beruhe auf dem Selbstverständnis der Gemeinde. Sie verstehe sich als einen Ort, ein Haus, in dem jede und jeder einen Platz finde.

Neue Wege müssen beschritten werden
Finanzielle Zwänge führten auch dazu, dass vor einigen Jahren Termaths volle Pfarrstelle auf eine 75 Prozent reduziert worden war. Solche Reduzierungen, bedauert er, führten in der Regel dazu, „dass man sich um die Gemeindeglieder nicht immer so kümmern kann, wie es notwendig wäre. Es bleibt zu wenig Zeit für Seelsorge und Besuche.“ Insgesamt aber sieht Termath die Pescher Gemeinde „gut aufgestellt“. „Wir haben unsere Projekte schon sehr früh ohne gravierende Zuschüsse von Dritten über Eigenmittel finanziert“, betont der Pfarrer. Die Gemeinde stehe deshalb relativ gut da, weil sie aktiv geworden sei, als das finanzielle Problem noch nicht so dringlich schien. „Heute ist es akut.“ Und der weiter zunehmende finanzielle Druck auf die Kirchengemeinden gefällt Termath „ganz und gar nicht“. Wie anderswo sei in der Gemeinde Pesch Fantasie gefragt, wie man neue Geldquellen erschließen könne. Es gehe darum, zusätzliche, neue Wege zu beschreiten, um die Gemeindearbeit in vollem Umfang aufrechterhalten zu können.

Positive Entwicklung durch zwei Projekte
Daher zeigt sich Termath sehr erfreut über die positive Entwicklung zweier solcher Aktivitäten innerhalb der Pescher Gemeinde. Zum einen des Vereins „Für Zukunft e.V.“. Dieser wurde 2006 zwecks Förderung der kirchengemeindlichen Schwerpunkte Kinder- und Jugendarbeit sowie Kulturarbeit gegründet. Laut Termath sichere er beispielsweise die Anstellung einer Jugendmitarbeiterin. Fördermittel erziele man etwa durch Erlöse aus kulturellen Veranstaltungen (Konzert, Kabarett, Lesung). Andererseits kämen, unter anderem, Veranstaltungseinnahmen dem innerhalb der Gemeinde 1994 ins Leben gerufenen Lindweiler Netz e.V. zugute. Den Förderverein habe man zur Absicherung der Existenz des 1977 als „Evangelische Begegnungsstätte und Arbeitslosentreff Lindweiler“ gestarteten Sozialprojekts gegründet. Zwar sei die Trägerschaft des inzwischen in „Lindweiler Treff“ umbenannten Angebots im Sommer 2007 auf das Diakonische Werk Köln und Region übergegangen. Das beeinträchtige aber nicht das unverändert soziale wie seelsorgerische Wirken der Gemeinde in Lindweiler und im Treff. „Die Gemeinde legt großen Wert auf eine Unterstützung der Gemeinwesenarbeit in Kooperation mit der Diakonie“, betont der scheidende Pfarrer.

Nun geht es in den Westerwald
Die Entscheidung für den Vorruhestand habe er bewusst getroffen, so Termath. Er freue sich darauf, „selber zu entscheiden, was ich mit meiner Zeit anfange“. Frönen will er auch seinen besonderen Interessengebieten. Dazu zählen Kulturgeschichte, Philosophie und Erwachsenenbildung. Die Zelte in Köln bricht er ab. Ihn zieht es mit seiner Frau nach Altenkirchen im Westerwald. Dort hat Ulrike Termath, die weiter in Bonn arbeiten wird, familiäre Wurzeln. Die Beziehung zur Domstadt, wo ihre beiden Kinder wohnen bleiben werden, versucht er weiterhin zu halten. Zur Gemeinde, in der ihm „viele Menschen ans Herz gewachsen“ seien, sowieso. Termaths Nachfolgerin oder Nachfolger steht noch nicht fest. Die (zukünftig halbe) Pfarrstelle ist ausgeschrieben.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich