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Pfarrer Klaus Schneider in Bergisch Gladbach verabschiedet

35 Jahre lang war Klaus Schneider Pfarrer mit Leib und Seele im „Pfarrbezirk II“ der Evangelischen Kirchengemeinde Bergisch Gladbach. Jetzt geht er zum 1. November 2015 in den Ruhestand. In einem feierlichen Gottesdienst wurde er in der Heilig-Geist-Kirche von seiner Gemeinde verabschiedet und von seinem Dienst entpflichtet.

Klaus Schneider wurde 1952 in Münster geboren und wuchs in Koblenz auf. Schon früh wusste er, dass er Pfarrer werden wollte. Aufgewachsen in einem religiösen familiären Umfeld, bestätigte ihn sein Konfirmationspfarrer darin, Theologie zu studieren. Dieser Beruf war für ihn von Anfang an eine Berufung. Er studierte Theologie in Oberursel, Marburg und Bonn und bestand sein erstes kirchliches Examen in Düsseldorf. Sein Vikariat absolvierte er in der Evangelischen Kirchengemeinde Bonn-Venusberg und machte eine klinische Seelsorgeausbildung in Bad Kreuznach. Von 1979 bis 1980 war er Pastor in der Gemeinde Cochem, in der er am 20. Mai 1979 ordiniert wurde. In die Kölner Region kam er seiner Frau Andrea zuliebe, mit der er seit 1977 verheiratet ist. Sie arbeitet als Lehrerin in Bergisch Gladbach.

„Mann mit der Gitarre“
Der „Mann mit der Gitarre“, wie ihn eine Zeitung einst nannte, wurde 1980 als zweiter Pfarrer in die Evangelische Kirchengemeinde Bergisch Gladbach gewählt. Schon damals war das Zentrum der Helig-Geist-Kirche ein großes Ensemble mit Glockenturm, Kindertagesstätte, Gemeindehaus, Pfarrhaus, Küsterhaus und externer Seniorenbegegnungsstätte. Der neue junge Pfarrer stieß mit einigen seiner Ideen auf Widerstand, konnte aber über die Jahre hinweg gemeinsam mit einem „freundlich-engagierten Presbyterium“ ein Gemeindeprofil entwickeln, das von allen mitgetragen wurde und wird: Volkskirche sein, aber nicht beliebig sein. „Nicht der Pfarrer hält den Gottesdienst, sondern die Gemeinde feiert ihn. Der Gottesdienst muss mit Blick auf die Zukunft der Kirche die zentrale Mitte bleiben und mit dem Herzblut der Menschen in der Gemeinde gestaltet werden, um so als Kirche in die sich verändernde Gesellschaft unserer Zeit hineinzuwirken“, betonte Schneider in seiner Abschiedspredigt. Diesem Anspruch hat er sich verpflichtet und er wurde von seiner Familie mit den drei, inzwischen erwachsenen, Söhnen mitgetragen.

Engagement für „Treff im Turm“
Wie in vielen Nachkriegskirchen stand die Gemeinde nach dem Gottesdienst in der Heilig-Geist-Kirche bei schlechtem Wetter buchstäblich im Regen, es gab keinen Raum für anschließende Gespräche und Begegnungen. Auf die Initiative von Schneider hin und unter großer gemeindlicher und ehrenamtlicher Anstrengung wurde dann 1998 der Portalvorbau der Heilig-Geist-Kirche eingeweiht. „Treff im Turm“ nannte man ihn fortan, weil er sich direkt neben der Kirche befindet, und sich die Gemeinde nun entspannt und vor allem im Trockenen treffen konnte. Der „Treff“ bietet auch Raum für zahlreiche Veranstaltungen.

Überraschung im Abschiedsgottesdienst
In der Kirche, in der er 35 Jahre lang seinen Dienst versehen hat, gab es für Schneider noch ein ungewöhnliches Ende in seinem Abschiedsgottesdienst. „Ich wartete auf das Orgelnachspiel, da hörte ich auf einmal Posaune, Schlagzeug und Gitarre“, erzählt er schmunzelnd. Die Musik kam von seinen drei Söhnen, von denen inzwischen zwei als Jazzmusiker unterwegs sind. Eine gelungene Überraschung für den Pfarrer und ein besonderes Geschenk der Söhne an ihren Vater.

Kochen und Harmonielehre
Zum Abschied schenkte die Gemeinde ihrem Pfarrer einen Koffer aus Aluminium – jetzt, wo er mehr Zeit zum Reisen haben wird. Sie werden die nächsten fünf Jahre noch in den Schulferien stattfinden müssen, so lange wird seine Frau voraussichtlich noch als Lehrerin an der Gesamtschule „An der Strunde“ tätig sein, bevor sie ihm in den Ruhestand folgt. Deshalb hat sich Schneider vorgenommen, sie in der Küche zu entlasten und das Kochen zu lernen. Außerdem möchte er vielleicht noch einmal studieren, seine Englisch-Kenntnisse auffrischen und sich mit der musikalischen Harmonielehre befassen – Langeweile wird der Pfarrer im Ruhestand also sicher nicht haben.

Vakanz ist gut organisiert
Den frühestmöglichen Pensionszeitpunkt wählte Klaus Schneider auch unter dem Gesichtspunkt aus, angesichts des Theologenmangels jetzt noch einen geeigneten Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu finden. Bis zum Sommer 2016 ist die Vakanz gut organisiert. Bis dahin wird es hoffentlich einen neuen Pfarrer oder eine neue Pfarrerin für den Pfarrbezirk geben. Mit seiner Familie wird Schneider weiterhin in Bergisch Gladbach wohnen, jedoch nicht in „seiner Gemeinde“. Gemäß seinem Motto „Pfarrer bleibt man lebenslang“ wird er nach einer „gewissen Abstinenzphase“ sicher genug Gelegenheiten finden, sich und seine theologischen Begabungen und Kenntnisse ins Gemeindeleben einzubringen.

Auf der Internetseite www.heilig-geist-kirche.de gibt es weitere Informationen zu Gemeinde-Aktivitäten und zum Abschied von Pfarrer Klaus Schneider.

Text: Jutta Hölscher
Foto(s): Dr. Norbert Bolin