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Superintendentin Andrea Vogel hat Pfarrer Klaus Müller von seinem Dienst entpflichtet

Pfarrer Klaus Müller verabschiedet sich in den Ruhestand und hinterlässt eine kleine Liebeserklärung an Mülheim

„Ich kenne sonst keine Gemeinde, die Jugendlichen so viel Raum zur Entfaltung bietet“, sagt Pfarrer Klaus Müller anlässlich seines Abschieds nach 25 Jahren Dienst in der Evangelischen Kirchengemeinde Mülheim am Rhein. Müller nennt exemplarisch die Jugendkirche „geistreich“, in der Jugendliche ihre Inhalte selbst auswählen und Kirche nach eigenen Vorstellungen gestalten. Auch das Projekt „beymeister – hingehen, wo die Menschen sind“ lobt der Pfarrer: „Hier haben wir vor zwei Jahren noch einmal einen neuen Schritt gewagt, um Menschen im Viertel zu erreichen, die mit unseren herkömmlichen Angeboten nichts mehr anfangen können.“ Müller ist überzeugt, dass Kirche heute weniger die Komm-Struktur pflegen sollte, sondern vielmehr die Geh-Struktur. „Ich fand immer, die Geh-Struktur gehört zu Kirche dazu. Wir müssen zu den Leuten gehen, wie Jesus auch seine Jünger ausgesendet hat“, erklärt Müller.

„Wir waren Vorreiter in ganz Köln“
Neue Wege gingen die Mülheimer Protestanten auch mit der „Offenen Friedenskirche“. Im Jahr 2000 gestartet, ist das Angebot mittlerweile fest etabliert im Gemeinde- und Stadtleben. „Damals waren wir Vorreiter in ganz Köln“, meint Klaus Müller und freut sich über die zahlreichen Ausstellungen, Konzerte und Lesungen, die in der „Offenen Friedenskirche“ ihren Ort haben. In den Anfangszeiten sei es so gewesen, dass die Gemeinde für die Ausstellungen viele junge Künstlerinnen und Künstler aus dem Stadtteil angesprochen habe. Inzwischen mache diese Arbeit seit einigen Jahren „ganz hervorragend“ Dr. Christiane von Scheven. Die Presbyterin ist ein großer Gewinn für die Gemeinde am Rhein, die in der „Offenen Friedenskirche“ auch schon mal ein Ballett zu Besuch hatte. Was Müller besonders gut gefällt: „Das nicht immer alles vom Pfarrer abhängt“.

Mülheim liegt im Trend
„Ich durfte miterleben, wie sich Mülheim verändert und weiterentwickelt hat“, sagt Müller, der dieses „Veedel“ außerordentlich schätzt: „Als ich nach Mülheim kam, galt dieser Stadtteil Kölns noch als einer, in dem man doch nicht so gerne wohnen wollte. Junge Familien flüchteten aus Mülheim, bevor ihre Kinder eingeschult wurden.“ Das habe sich geändert, erklärt der Theologe. Mülheim gelte inzwischen als „aufstrebend und zukunftsträchtig“. Die Rheinschiene sei chic geworden und viele Medien- und Eventleute arbeiteten heute im Schanzenviertel. „Mülheim liegt im Trend, und das tut dem Stadtteil bei allen Gefahren, die damit auch verbunden sind, sicherlich gut“, weiß er.

„Jesus muss wachsen, ich aber muss abnehmen“
Trotz seiner Liebe zu diesem Stadtteil wird der gebürtige Oberhausener nach seinem Ruhestand – der offiziell am 1. Juni beginnt –, nicht dort wohnen bleiben. Er wechselt auf die andere Rheinseite ins Gereonsviertel. „Ich will erst mal ein Jahr in Mülheim nicht auftauchen, damit meine Nachfolge eine Chance hat“, sagt der Pfarrer. Oft habe er sich gewünscht, mal ein Sabbatjahr einzulegen. Zeit hatte er in den vergangenen 25 Jahren keine dafür. Jetzt will er sich diese Zeit nehmen und einen Neuanfang wagen, erklärte er in seiner Abschiedspredigt. Frei nach Johannes 3, Vers 30: „Jesus muss wachsen, ich aber muss abnehmen“. Was er damit meint, ist in seiner Abschiedspredigt nachzulesen.

Eine Sache bleibt: die Mitarbeit im Neubau-Ausschuss 
Dennoch wird er sicher mit Spannung miterleben, wie der Lutherturm an der Friedenskirche, 1848 vom Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner entworfen, sich demnächst baulich verändern wird: Er soll nach Osten hin erweitert werden und neue Flächen für Wohnen und Arbeiten, für Gemeinde und Gruppen und für ein kleines Museum über die Stadtgeschichte Mülheims beherbergen. Das Presbyterium hat Müller gebeten, weiterhin im Neubau-Ausschuss mitzuarbeiten. Eine Visualisierung des Neubaus zeigt das Architektenbüro „Maier-Architekten“ auf seiner Homepage.

Klaus Müller: „Ich bin gewiss, dass die Gemeinde eine gute Zukunft hat, wenn sie Jesus Christus als den Herrn der Gemeinde nicht aus dem Blick verliert und im Vertrauen auf ihn mutig neue Schritte wagt.“

Text: Angelika Knapic
Foto(s): Jürgen Schulzki