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Pfarrer Jörg Heimbach für Reformationsjubiläum zuständig

Am Sonntag wurde Pfarrer Jörg Heimbach in der Clarenbachkirche in Köln-Braunsfeld in die Pfarrstelle mit dem besonderen Auftrag zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017 in Köln und Region und als als Vakanz-Vertretung in die Pfarrstelle der Evangelischen Studierenden-Gemeinde (ESG) eingeführt. Die Einführung oblag Pfarrer Markus Zimmermann, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord.

Heimat im Kirchenkreis Köln-Nord
Der Silvester 1960 in Duisburg geborene Heimbach hat in Bonn, Berlin und Heidelberg studiert. Sehr prägend habe er die Zeit in Berlin empfunden. „Das war die intensivste Phase, in der ich mich stark mit dem jüdisch-christlichen Dialog und der Frage nach der politischen Relevanz von Theologie beschäftigt habe.“ Sein Vikariat (1987-89) absolvierte Heimbach in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Niehl. „Seitdem ist mir der Kirchenkreis Köln-Nord ein Stück Heimat geworden.“ Diese Würdigung wird verständlicher, wenn man seine weiteren beruflichen Stationen kennt. Denn in der Gemeinde Niehl wirkte er anschließend als Pastor im Sonderdienst, war er zuständig für deren Rheindörfer. 1994 wechselte Heimbach auf die Pfarrstelle des Bezirks Brauweiler und damit in die Evangelische Kirchengemeinde Weiden. Schwerpunktmäßig widmete er sich dort rund 18 Jahre lang der Erwachsenenbildung, Männerarbeit und insbesondere dem Predigen, der Auslegung des Wortes Gottes. „Nach 2011 habe ich eine neue Herausforderung gesucht.“ Gefunden hat er sie in Gestalt der am 1. April dieses Jahres angetretenen Pfarrstelle mit besonderem Auftrag. Zudem nimmt Heimbach seit dem 1. Juni die Vakanzvertretung der ESG-Pfarrstelle wahr, beides zu jeweils 50 Prozent.

INTERVIEW
mit Pfarrer Jörg Heimbach anlässlich seiner neuen Aufgaben für das Reformationsjubiläum:

Welche wesentliche Aufgabe fällt der Pfarrstelle mit dem besonderen Auftrag zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017 in Köln und Region zu?
Jörg Heimbach: Es geht darum, die Gemeinden und ihre Mitglieder im Verbandsgebiet und überhaupt potentiell Interessierte mit den theologischen Anliegen der Reformation (noch einmal) vertraut zu machen und ihre Relevanz für unsere Zeit herauszustellen. Zu zeigen, dass es in dem, worum damals gerungen wurde, um Kernfragen menschlicher Existenz geht, letztlich um den Sinn unseres Lebens.

Tun Sie das als „Einzelkämpfer“?
Heimbach: Ich arbeite mit im Arbeitskreis Reformation des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Dieses Gremium unter Leitung von Dr. Bernhard Seiger, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Süd, bündelt die geplanten Veranstaltungen im Verbandsgebiet. Zudem sammelt es Ideen, wie man die Öffentlichkeit für die Themen der Reformation interessieren und begeistern kann. Aber ich gehe auch in Gemeinden und biete dort Veranstaltungen an, die die reformatorische Theologie zum Inhalt haben. Ebenso führe ich entsprechende Angebote in der Melanchthon-Akademie (MAK) durch.

Können Sie Beispiele nennen?
Heimbach: Bereits im Mai habe ich in der Männergruppe der Evangelischen Clarenbach-Kirchengemeinde Köln-Braunsfeld einen Abend zum Thema „Reformation und Toleranz“ durchgeführt.

Reformation und Toleranz?
Heimbach: Ja, Toleranz entscheidet sich beispielsweise daran, wie wir mit dem Fremden und den Fremden umgehen. Und Toleranz ist qualitativ immer mehr als Gleichgültigkeit. Wir haben gefragt, wie tolerant war die Reformation, was gab es in ihr an Toleranz. Die Reformatoren selbst waren eher nicht tolerant, aber es gibt vieles in der Theologie der Reformatoren selbst, das sich in Richtung von Toleranz auslegen lässt, etwa Luthers Nachdenken über Freiheit, über das Gewissen. Unter den Reformatoren war Philipp Melanchthon derjenige, dessen Denken an vielen Stellen den Geist der Toleranz atmet.

Welche Angebote führen Sie in Kooperation mit der MAK durch?
Heimbach: Im kommenden September, jeweils am Dienstag Vormittag, biete ich dort gemeinsam mit dem Akademieleiter Pfarrer Dr. Martin Bock eine Seminar-Reíhe zum Thema „Gefährliche Erinnerungen“ an. In ihr geht es unter anderem darum, das Quergedachte der reformatorischen Theologen heute zu aktualisieren. Zudem biete ich in der MAK am Wochenende 4. bis 6. Oktober 2013 einen Workshop zum Thema „Toleranz ist nicht genug“ an.

Was ist die größte Herausforderung Ihres besonderen Auftrags?
Heimbach: Deutlich zu machen, dass das, was die reformatorischen Theologen erkämpft haben, uns heute noch hilft, unser Leben und die Welt, in der wir leben, besser zu verstehen. Außerdem versuche ich gerade einen „Glaubenskurs“ zu entwickeln, dessen Inhalt auf der Basis der reformatorischen Grunderkenntnisse fußt: sola fide, sola gratia, sola scriptura, solus christus – und sola experientia, einer vergessenen Kategorie lutherischer Theologie. (Anm. d. Red.: allein durch/aus Glauben, allein durch die Gnade, allein durch die Schrift, allein Christus und allein die Erfahrung). Das ist eine Möglichkeit, missionarische Gemeindearbeit mit den Themen der Reformationsdekade zu verbinden.

Und welche Sorge treibt Sie diesbezüglich um?
Heimbach: Dass die Gemeinden aktuell sehr beschäftigt sind mit konkreten Fragestellungen des Gemeindealltags und seinen Notwendigkeiten im Hinblick auf ihre personelle und finanzielle Situation. Und dass daher die Luft und Energie fehlen könnten für die Beschäftigung mit biblisch-reformatorischen Themen.

Wie erfahren Interessierte von den jeweiligen Angeboten in der Vorbereitung und Durchführung des Reformationsjubiläums im Verbandsgebiet?
Heimbach: Über Informationen aus dem Arbeitskreis, über die Kirchenkreise und selbstverständlich im direkten Kontakt mit mir. Das wird mit der Zeit wachsen.

Welche Aufgaben fallen Ihnen in der ESG zu?
Heimbach: Ich bin bis zur Wiederbesetzung der zweiten Pfarrstelle in der ESG zur Entlastung der Pfarrerin Christiane Neufang da und zuständig für Gottesdienste, thematische Veranstaltungen und stehe Studierenden für Gespräche zur Verfügung. Aber erst mal braucht es viel Zeit, die ganze Palette der Arbeit in der ESG kennenzulernen.

Kontakt:
Gemeinden und andere Interessierte am Reformationsjubiläum können Jörg Heimbach kontaktieren unter der E-Mail-Adresse: heimbach@kirche-koeln.de oder telefonisch unter 0221/940522-14.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich