Der Evangelische Kirchenverband Köln und Region hat Pfarrer Dr. Johannes Voigtländer im Dezember 2017 in einem feierlichen Gottesdienst verabschiedet. Dr. Voigtländer war von Mitte der 90er Jahre bis Ende 2017 im Pfarramt für Berufskollegs tätig. Dort war er Bezirksbeauftragter und Pfarrer an einem Berufskolleg. Ab 2018 übernimmt er als EKD-Beauftragter die Planung und Betreuung des Karl-Barth-Jahrs.
„Selbstvergessen halten wir uns für den Nabel aller Existenz. Wir spreizen und präsentieren uns im 500. Jahr der Reformation. Wir klopfen uns auf die Schultern – Evangelischer Religionsunterricht im Berufskolleg – aber haben unsere Inhalte noch etwas mit der irritierenden Botschaft unseres Predigttextes zu tun?“, fragte Dr. Johannes Voigtländer kritisch in seiner Predigt anlässlich des Festgottesdienstes. Die Verse seines Predigttextes stammten aus dem Prolog des Johannesevangeliums. Da heißt es im ersten Kapitel in Vers 10: „In der Welt war er, und die Welt ward durch ihn, und die Welt erkannte ihn nicht.“
Das Problem, das Voigtländer hier beschrieb, war das „Nichterkennen“ davon, dass Christus in unsere Welt und Zeit gekommen ist: „Wenn mir nicht aufgeht, dass ich erst Objekt dieser Liebe Gottes sein muss, um dann erst selber Subjekt der Liebe werden zu können, dann nehme ich diesen Jesus, der der Christus Gottes ist, doch nicht an und halte die Türe geschlossen – und da mag es vor Feierlichkeit noch so triefen.“ Für die Gemeinde sah der Prediger hier auch eine Herausforderung: „Wir preisen Jesus als den Sohn Gottes, aber wir nehmen sein wahres Menschsein nicht ernst. … Lieber bauen wir ihm Dome und Kathedralen und singen ‚Süßer die Glocken nie klingen‘, aber hinter der Fassade betreiben wir, immer geschickter und effizienter, die Ökonomisierung der Welt und aller Beziehungen.“
In dieser Kritik an der Ökonomisierung der Welt und aller Beziehungen klang in der Predigt auch die dialektische Theologie von Karl Barth an. Der Theologe hatte dies so beschrieben: „Wir sollen als Theologen von Gott reden. Wir sind aber Menschen und können als solche nicht von Gott reden. Wir sollen Beides, unser Sollen und unser Nicht-können, wissen und eben damit Gott die Ehre geben.“ Voigtländer verwies hier auf die Liebe Gottes, die den Menschen gilt: „An Jesus Christus glauben heißt, nicht einer Fiktion zu vertrauen, so wie das Martin Walser jüngst zu beschreiben suchte, sondern die geschichtliche Konkretion, dass Gott eingeht in unsere Geschichte, festzuhalten und so auf den Sieg dieser alles überwindenden Liebe Gottes zu vertrauen, gegen all die Friedlosigkeit und den Machtmissbrauch unserer Welt.“
Im Anschluss dankte der Pfarrer Markus Zimmermann als stellvertretender Stadtsuperintendent Pfarrer Dr. Johannes Voigtländer für seine langjährige Tätigkeit im Pfarramt für Berufskollegs und entließ ihn aus seinem Dienst für den Evangelischen Kirchenverband Köln und Region. Dr. Voigtländer wird in seiner neuen Tätigkeit zwei Jahre lang als EKD-Beauftragter für das Karl-Barth-Jahr tätig sein. Ende 2018 und in 2019 wollen die Evangelische Kirche in Deutschland und der Reformierte Bund mit einem Themenjahr an den Schweizer Theologen und Kirchenmann Karl Barth erinnern. Barth war am 10. Dezember 1968 gestorben. Im Januar 1919 erschien sein berühmter Römerbriefkommentar. Das Themenjahr erinnert somit an seinen 50. Todestag und das 100-jährige Jubiläum des Erscheinens seines Werkes „Der Römerbrief“.
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