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Arndt Martin Henzelmann mit dem Oratorienchor Köln

Oratorienchor führt Mozart und Schubert auf

Wenn der Oratorienchor Köln am Sonntag, 10. März, 17 Uhr sein nächstes Konzert in der Trinitatiskirche, Filzengraben 4, geben wird, wird dieses ein ganz besonderes sein, denn es markiert einen Generationswechsel. Der 1957 gegründete Kölner Traditionschor mit protestantischen Wurzeln tritt erstmals unter Leitung seines neuen Dirigenten Arndt Martin Henzelmann vor das Kölner Publikum. 32 Jahre stand der Chor unter der bewährten Leitung des Altenberger Domorganisten und Chorleiters Andreas Meisner. In dessen lange Amtszeit fällt nicht nur die Umbenennung des Chores vom etwas sperrigen Namen „Chorgemeinschaft im evangelischen Stadtkirchenverband“ hin zum griffigen „Oratorienchor Köln“ im Jahr 1989. In den Jahrzehnten des Dirigats von Meisner ist der Chor zu sinfonischer Größe angewachsen und hat das gesamte kirchenmusikalische Repertoire vom Barock bis in die Gegenwart zum Klingen gebracht. Besonderes Augenmerk richtete Meisner mit seinem Chor in den letzten Jahren auf die ganz große, chorsinfonische Literatur von Reger, Mahler, Verdi und Berlioz – Musik, die kaum jemand singen kann, weil sie eben einen sehr großen Chor verlangt, der dem begleitenden Orchesterapparat klanglich gewachsen ist.

Hierzu setzt Arndt Martin Henzelmann mit dem aktuellen Programm zu Beginn seiner Amtszeit einen deutlichen Kontrapunkt, in dem er sich in der Passionszeit zwei eher schlanken, verglichen mit Reger und Mahler beinahe kammermusikalischen, Werken von Wolfgang Amadeus Mozart und Frank Schubert widmet. Der junge, 1987 in Berlin geborene Kirchenmusiker, Organist, Dirigent und Chorleiter hat bereits an vielen Orten bei zahlreichen hochkarätigen Projekten mitgewirkt. In der Region sammelte er Erfahrung als Leiter des „Rodenkirchener KammerChor und Orchester“. Er steht für Innovation und dokumentiert dies auch mit dem geplanten Programm.

Das Requiem d-Moll von Mozart für Soli, Chor und Orchester ist nicht nur das letzte Werk des großen Wiener Klassikers, es ist auch eines der Stücke der Musikgeschichte, um dessen Entstehung sich manches Geheimnisvolle rankt. Der Auftraggeber des Requiems, Graf Franz von Walsegg, wollte seine Identität zunächst nicht preisgeben und ließ alle Verhandlungen über Mittelsmänner laufen. Er ließ Mozart beauftragen, seine Totenmesse zu schreiben. Mozart machte sich an die Arbeit, konnte aber das Werk nur zu rund zwei Dritteln vollenden, da er 1791 selbst schwer erkrankte und am 5. Dezember als junger Mann mit 35 Jahren verstarb. Das Autograph bricht im „Lacrimosa“ nach acht Takten ab. Zwar ließ Mozarts Witwe Konstanze das unfertige Werk von Franz Xaver Süßmayr auf die heute gebräuchliche Form komplettieren, die Frage, wie Mozart das Stück zu Ende geschrieben hätte, beschäftigt aber bis heute die Musikwelt.

Arndt Martin Henzelmann hat sich für das Konzert für eine ganz aktuelle Fassung von Michael Ostrzyga entschieden. Ostrzyga, 1975 geboren, ist seit rund zehn Jahren als Universitätsmusikdirektor in Köln tätig und zugleich vielbeachteter Komponist neuer Musik. So stammte auch das vom Evangelischen Kirchenverband Köln und Region für die Einweihung der Klais-Orgel der Trinitatiskirche beauftragte Orgelwerk aus seiner Feder. Man darf also gespannt sein, wie das Mozart-Requiem in der Ostrzyga-Fassung klingen wird. Ergänzt wird das Programm, „Stabat mater“ g-Moll D 175, von Franz Schubert. Das Konzert findet in der Reihe „Kölner Chorkonzerte EXTRA“, die das Netwerk Kölner Chöre seit einigen Jahren in der Trinitatiskirche veranstaltet, statt. Der Oratorienchor wird vom Rheinischen Kammerorchester Köln begleitet, die Solopartien singen Johanna Knauth (Sopran), Elvira Bill (Alt), Henning Jendritza (Tenor), und Rafael Bruck (Bass).

Eintrittskarten kosten 20, ermäßigt 15 Euro und sind bereits jetzt an allen bekannten Vorverkaufsstellen und über kvs-tickets zu erhalten. Die Abendkasse öffnet eine Stunde vor Konzertbeginn. Es gibt freie Platzwahl. Nach dem Konzert ist das Publikum zur Begegnung mit den Künstlern und zum Meinungsaustausch in das Foyer der Trinitatiskirche eingeladen; die dort angebotenen Getränke sind bereits im Ticketpreis enthalten.

Text: Wolf-Rüdiger Spieler
Foto(s): Wolf-Rüdiger Spieler