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Ökumenischer Wohlklang in der Trinitatiskirche

Musik verbindet. Rund um das 500. Reformationsjubiläum veranstalten viele evangelische Gemeinden in Köln und Region, die vier Kölner Kirchenkreise und der Evangelische Kirchenverband und zahlreiche ökumenische Musikprojekte. Viel positive Resonanz fanden beispielsweise die Kirchenmusiktage „Brückengänge“, die der evangelische Kirchenkreis Köln-Süd gemeinsam mit dem katholischen Regionalkantorat des Erftkreises durchgeführt hat.

Zwei Chöre
Nun lud der Kammerchor des Kirchenkreises Köln-Nord zu einem ökumenischen Konzertprojekt mit dem Kammerchor „Camerata Vocale“ der katholischen Abteikirche Brauweiler ein, das von Kreiskantor aus Köln-Nord Thomas Pehlken und vom Brauweiler Kirchenmusiker Michael Utz initiiert wurde. Der Kammerchor Köln-Nord wurde 2013 Thomas Pehlken gegründet und besteht aus rund 20 Sängerinnen und Sängern, die zwei Mal im Jahr kommen zu intensiven Probenphasen zusammen. Das Repertoire des Chores umfasst geistliche Musik von der Reformation bis in die Gegenwart. Der katholische Partnerchor, die „Camerata Vocale“ arbeitet in ähnlicher Besetzung ebenfalls projektbezogen, wurde aber bereits 2006 von Michael Utz gegründet und bereichert seitdem das musikalische Leben in Brauweiler und Köln.

Zwei Aufführungsorte
Die Konzertorte für das gemeinsame Projekt waren mit Bedacht und klug gewählt. Das Auftaktkonzert fand in der klassizistischen Kölner Trinitatiskirche, der größten und klangschönsten evangelischen Kulturkirche im Kölner Zentrum statt, der musikalische Gegenbesuch erfolgte einen Tag später in der romanischen Abteikirche Brauweiler vor den westlichen Toren Kölns. Beide Kirchen boten für das Programm mit Werken von Johannes Eccard, Michael Praetorius, Johann Pachelbel, Johann Ludwig Bach, Josef Gabriel Rheinberger und Felix Mendelssohn Bartholdy ideale akustische Voraussetzung für zwei klanglich tragfähige und zugleich transparent durchhörbare Aufführungen. In Zeiten, in denen Kirchenmusik vielerorts eher den Aspekt musikalischer Gemeinschaftspflege verfolgt und oft eher dem Genre des neuen geistliches Liedes und der unterhaltenden Musik zuzuordnen ist, ist ein solches Programm mit erstklassigen Werken der europäischen Hochkultur zwischen Barock und Romantik von großem Wert und nicht hoch genug zu loben.

Zwei ideale Partner
Nicht nur die beiden beteiligten Chöre erwiesen sich als ideale Partner: Beide Chöre sind ähnlich groß, stimmlich ausgewogen gemischt und mit routinierten Sängerinnen und Sängern verschiedener Generationen besetzt. Auch die beiden Leiter Thomas Pehlken und Michael Utz ließen spüren, dass nicht nur zwischen den beiden Kirchenmusikern selbst, sondern auch zwischen ihren beiden Chören eine beachtliche Harmonie, eine gemeinsame musikalische Überzeugung und ein gutes Miteinander herrscht.

Zwei Rollen
Die Rollen im Konzert in der Trinitatiskirche hatten Pehlken und Utz genau definiert: Thomas Pehlken übernahm den Solistenpart und spielte konzertante Orgelwerke des deutschen Barock und der deutschen Romantik von Dietrich Buxtehude, Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy und Josef Gabriel Rheinberger. Er tat dies routiniert, in schöner musikalischer Gestaltung, mit farbigen Registrierungen und differenzierten Tempi. Michael Utz übernahm als Dirigent die Leitung der Chorwerke und brachte hier seine Expertise als langjähriger Mitarbeiter des Berliner Staats- und Domchores und Kantor mit ein. Mit seinem klaren, genauen Dirigat sorgte er für große Präzision in den doppelchörigen Kompositionen und entsprechende Sicherheit im Dialog der beiden Chöre. Das Ergebnis konnte sich hören lassen. Utz und den Choristen gelang eine ausgewogene Klangbalance zwischen beiden Ensembles, die zu einer homogenen Mischung der Männer- und Frauenstimmen beitrug. Das Bemühen um präzise Artikulation und stilistisch angemessene Klanggebung führte zu überzeugenden musikalischen Ergebnissen. Überwog bei der alten Musik von Eccard, Praetorius, Bach und Pachelbel der federnde, vom musikalischen Affekt getragene und transparente Klang, ergab sich bei den Werken der Romantik von Rheinberger und Mendelssohn eine eher dichte, sinfonische Tongebung, die außerdem eine beachtliche dynamische Bandbreite hatte. Besonders zu erwähnen ist die solide Leistung von Tatjana Vorobjova an der Truhenorgel. Die freischaffende Cembalistin und Continuo-Organistin begleitete die Chorwerke einfühlsam und genau und erwies sich für Dirigent und Chöre als gute musikalische Partnerin.

Text: Wolf-Rüdiger Spieler
Foto(s): Wolf-Rüdiger Spieler