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Stadtsuperintendent Bernhard Seiger und Stadtdechant Monsignore Robert Kleine beim Gottesdienst für die Unbedachten in der Antoniterkirche

Ökumenischer Gottesdienst für die Unbedachten: Gedenkbuch wurde von der Antoniterkirche nach St. Aposteln überführt

Der ökumenische Gottesdienst für die Unbedachten in Köln ist eine besondere Feier. Mit ihr wird seit 13 Jahren an jedem dritten Dienstag im Monat der hier ohne Trauerfeier beigesetzten evangelischen und katholischen Verstorbenen gedacht. Das geschieht im Wechsel eines Kirchenjahres zwischen in der katholischen Basilika St. Aposteln am Neumarkt und in der evangelischen Antoniterkirche.

Organisiert wird das Gedenken von einem Initiativkreis aus Pfarrerinnen und Pfarrern und weiteren Mitarbeitenden der Evangelischen und Katholischen Kirche in Kooperation mit der Stadt Köln und dem Bestatterverband. Stets wirkt die an der Antoniterkirche beheimatete Oekumenische Choralschola Köln unter Leitung von Manfred Loevenich mit gregorianischem Gesang mit.

Der jeweils letzte Gottesdienst eines Kirchenjahres gestaltet sich noch einmal besonders: Innerhalb der Feier wird, das sonst in einer Vitrine ausgelegte Gedenkbuch mit den Namen der Verstorbenen, an den jeweils anderen Standort überführt. So auch in diesem November.

„Niemand soll vergessen werden“ – eine Herzensangelegenheit

Stadtsuperintendent Bernhard Seiger und Msgr. Robert Kleine bei der diesjährigen „Translatio“ von der Antoniterkirche zur Basilika St. Aposteln

In der Antoniterkirche vollzog der Kölner Stadtdechant Monsignore Robert Kleine die liturgische Eröffnung. Markus Herzberg, Pfarrer der AntoniterCityKirche, sprach ein Gebet des Gedenkens. Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger begrüßte die Gemeinde und Mitwirkenden. Unter ihnen Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes als Vertreterin der Stadt. Sie, die auch bei der jetzigen Translatio einen Schrifttext las und das Gedenkbuch trug, bezeichnet es immer wieder als ihre Herzensangelegenheit, das Thema im Gebetsrahmen in die Stadtgesellschaft zu tragen.

In seiner Begrüßung würdigte Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger die Bedeutung des Gottesdienstes für die Unbedachten. Niemand in der Gesellschaft solle vergessen werden. Gemeinsam mit Kleine las Seiger im Wechsel die Namen der zuletzt Verstorbenen aus dem Gedenkbuch vor. Und schloss „alle Ungenannten, die uns heute bewegen“, in die folgenden Zeilen mit ein: „Wer sie geliebt und geachtet hat, trage diese Liebe und Achtung weiter. Wen sie geliebt haben, danke ihnen alle Liebe. Wer ihnen etwas schuldig geblieben ist an Liebe in Worten und Taten, bitte Gott um Vergebung. Und wem sie wehgetan haben sollten, verzeihe ihnen wie Gott uns vergibt, wenn wir ihn darum bitten. Was sie an Einsamkeit erlebt haben, umfange du, Gott, nun mit deiner Nähe. So nehmen wir Abschied mit Dank und Frieden.“

Ökumenischer Segen

Beim Verlassen der Antoniterkirche reihte sich ein Posaunenchor in die startende Prozession ein. Und so ging es unter getragenen Klängen über die Schildergasse und am Rande des Neumarktes entlang zu St. Aposteln. Die Spitze bildete das historische Vortragekreuz aus der romanischen Kirche. Dahinter folgten die von Lichter tragenden Choralschola-Mitgliedern flankierte Bürgermeisterin mit dem Gedenkbuch, die kirchlichen Amtsträger sowie die Gemeinde. Auch die Fortführung des Gottesdienstes in der Basilika belegte dessen starken ökumenischen Charakter: Nach dem Vaterunser sprachen der Stadtsuperintendent und der Stadtdechant gemeinsam den aaronitischen Segen, Seiger begann, Kleine setzte fort.

Die Translatio des Gedenkbuches empfindet Herzberg als etwas sehr Besonderes. Es handele sich um einen kirchlichen Akt, der in der Öffentlichkeit wahrnehmbar sei. „Es ist tatsächlich so: Man merkt, dass zahlreiche Passanten stehen bleiben, Kunden aus den Geschäften kommen, sich bekreuzigen, andächtig inne halten.“ Auch bei der letzten Überführung begegneten die Umstehenden der Prozession respektvoll. Die Reaktionen wurden von Teilnehmenden als durchweg positiv wahrgenommen. „Unser Gottesdienst gibt den verstorbenen Menschen die Würde, die man auch durch den Tod nicht verliert“, betonte Herzberg. Der Gottesdienst beziehungsweise die Bestattung ohne Trauerfeier zeige aber auch die Realität: „Viele Menschen haben niemand mehr, der sie betrauert.“

Der nächste Gottesdienst für die Unbedachten findet am 17. Dezember 2019, 18 Uhr, in St. Aposteln, Neumarkt 30, statt.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich