Ökumenischer Gedenkgang durch Köln auf den Spuren des Ersten und Zweiten Weltkrieges

Mitten im bunten Betrieb in der Kölner Altstadt machte sich am 27. Juni 2015 eine Gruppe auf zu einem ökumenischen Gedenkgang zur Erinnerung an den Angriff an Peter und Paul im Jahr 1943. In der Nacht vom 28. auf den 29. Juni 1943 wurde Köln von dem folgenschwersten Luftangriff im Zweiten Weltkrieg getroffen.

Der Historiker, Professor Dr. Rudolf Lill (mi.), und Stadtführer Günter Leitner (li.) führten den Rundgang durch die Kölner Innenstadt zum Gedenken an den Peter-und-Paul-Angriff 1943
Der 29. Juni ist der Gedenktag der beiden Apostel Simon Petrus und Paulus, weshalb man bis heute vom Peter-und-Paul-Angriff spricht. Tausende verloren ihr Leben, Zehntausende ihr Hab und Gut, die Innenstadt war fast vollständig zerstört. Eingeladen zu dem Gang unter der Überschrift „Verpflichtung zum Frieden. Lehren aus der Geschichte“ hatten der Katholikenausschuss der Stadt Köln mit der Vorsitzenden Hannelore Bartscherer und der Evangelische Kirchenkreis Köln-Mitte mit Pfarrer Armin Beuscher.

Historische Einzelheiten über die Kirche St. Alban
Eindrucksvoller Treffpunkt war die Ruine von Alt St. Alban am Gürzenich – eines der ältesten romanischen Kirchengebäude Kölns – mit der Skulptur „Die trauernden Eltern“ nach einem Original von Käthe Kollwitz. Dort begrüßten Pfarrer Armin Beuscher und Hannelore Bartscherer die rund 80 Teilnehmenden. Von Stadtführer Günter Leitner und dem Historiker Professor Dr. Rudolf Lill erfuhren sie historische Einzelheiten über die ehemalige Kirche und konnten anschließend die weitgehend unbekannte Bruder-Konrad-Kapelle an St. Alban besichtigen. Zuvor hatte Hannelore Bartscherer unter anderem das Friedensgebet von Coventry vorgetragen.

Erinnerung an die Hinrichtung von Robert Blum
Weitere Stationen waren das Reiterdenkmal Friedrich Wilhelm III. auf dem Heumarkt und der Fischmarkt mit der Gedenktafel für Robert Blum, ein 1807 in Köln geborener Politiker, Publizist, Verleger und Dichter. Er galt als führende Persönlichkeit der liberalen und nationalkirchlichen Bewegung des Deutschkatholizismus, war am Oktoberaufstand 1848 auf der Seite der Revolutionäre sowie an der Verteidigung Wiens gegen die kaiserlich-österreichischen Truppen beteiligt und wurde nach der Niederschlagung des Aufstands hingerichtet.

Die Kirchenruine von Alt St. Alban

Mahnmal für verfolgte Homosexuelle
Vom Fischmarkt ging es weiter zum Heinrich-Böll-Platz mit dem Ma’alot-Denkmal des israelischen Künstlers Dani Karavan. Das Mahnmal erinnert an die Deportation von Juden vom Deutzer Bahnhof aus in die Vernichtungslager im Osten. Ein weiteres beeindruckendes Mahnmal befindet sich am Rheinufer an der Hohenzollernbrücke. Dort steht seit 1995 der sogenannte „Rosa Winkel“ mit der Aufschrift „Totgeschlagen – Totgeschwiegen, den schwulen und lesbischen Opfern des Nationalsozialismus“. Beendet wurde der Gang in der Fronleichnamskirche in der Machabäerstraße, die der Ursulinenschule als Kirche dient.

Zum Abschluss trugen Hannelore Bartscherer und Armin Beuscher einen Wallfahrtsvers aus der hebräischen Bibel vor, ein Text geprägt von Leid-Erfahrungen, aber auch von der „Hoffnung im Unterwegssein mit Gott“.

Der "Rosa Winkel" erinnert an die Verfolgung von Homosexuellen im Dritten Reich

Text: Rummel/APK
Foto(s): Armin Beuscher