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Ökumenische Friedensdekade der Kreuzkirche beendet: Verbunden im Wunsch nach Frieden

„Oh happy day“, „Sing Halleluja“ und „Irish blesssing“ sind nur drei der 22 Gospels, Spirituales, afrikanischen Lieder, Pop- und Soul-Stücke, die fast fünfzig Besuchende beim Konzert „gospel & more“ in der evangelischen Kreuzkirche geboten bekamen. Bestritten wurde es vom Kölner Gospel Chor „good news“, der seit seiner Gründung 1997 im Saal des Gemeindezentrums Kreuzkirche an der Machabäerstraße probt. Dieter Krutz, sein musikalischer Leiter, stellte voran, dass man in dieser Gemeinde stets eine „offene Tür“ gefunden habe. „Wir haben hier nicht nur einen Raum gemietet, sondern das Gefühl, das wir dazugehören“, sprach er von „unserer Gemeinde“. Anlass des öffentlichen Auftritts war die 26. bundesweite Ökumenische Friedensdekade, an der sich auch die evangelische Kreuzkirche beteiligte.


„Akute Problemstellung vor Ort „
Unter dem Motto „Wer kriegt was?“ vereinigte die Ökumenische Friedensdekade der Kreuzkirche an den zehn Tagen unter anderem interkulturelle Gottesdienste und Gebete sowie Konzerte, Theater-, Informations- und Diskussionsabende. Mit der Teilnahme, so Pfarrer Dieter Endemann, habe man auch auf eine akute Problemstellung vor Ort reagiert. Das Problem ist der Beschluss des Presbyteriums der Evangelischen Gemeinde Köln, aus finanziellen Gründen das Gemeindezentrum Kreuzkirche zu schließen. „Das hat bei uns Empörung und Traurigkeit ausgelöst“, so Endemann. Aber auch die übrigen Nutzer seien betroffen. Insbesondere die beiden Migranten-Gemeinden. Die Hanbit-Gemeinde, die vor allem koreanische evangelische Christen zu ihren Mitgliedern zählt, nutzt unter der Woche täglich die Kirche für ihre Andachten und weitere Räume etwa für ihre Jugendarbeit. Ebenfalls Gast in der Kreuzkirche ist die zentralafrikanische Gemeinde „Armée de l`Evangile“, der hauptsächlich Flüchtlinge aus dem Kongo und benachbarten Staaten angehören. „Es ist völlig offen, wo sie hin können. Die Reaktion eines Mitglieds der Hanbit-Gemeinde war: Lasst uns beten“, erinnerte Endemann. Daher versammeln sich seit dem Schließungsbeschluss koreanische, afrikanische und deutsche Christen jeden Mittwoch Abend zum Gebet. „Um nicht aus Enttäuschung oder Wut die falschen Kräfte zu mobilisieren, ist es wichtig, die Verbundenheit mit Gott zu suchen und aus dem Geist Jesu Christi Orientierung und Kraft zu empfangen“, formulierte Endemann.

Gemeinsamer Wunsch nach Frieden: Menschen aus Afrika, Asien und Europa
„Vor dem Hintergrund der drohenden Schließung war es uns wichtig, innerhalb der Friedensdekade alle Nutzer des Gemeindezentrums einzubinden. Die Gruppen sollten jeweils an dem Tag, an dem sie sowieso hier sind, einen Programmteil gestalten“, so Endemann. „Die Angesprochenen empfanden, dass eine gemeinsame Teilnahme genau das richtige wäre.“ Als der Pfarrer dem befreundeten, in Köln ansässigen westafrikanischen Künstler El Loko davon erzählte, stellte dieser spontan die Skulptur „Kreuz mit Quadrat und Kreis“ zur Verfügung. Das lebensgroße, rohe, stellenweise bemalte, aus diversen Hölzern gefertigte Kreuz wurde im evangelischen Eröffnungsgottesdienst der Dekade enthüllt und anschließend der zentralafrikanischen Gemeinde präsentiert. Die Skulptur war auch präsent, als der Chor „forum vocale köln“ zu einer öffentlichen Probe einlud, die evangelische Jugendtheatergruppe zu einer Vorstellung. Am Volkstrauertag besuchte man gemeinsam das Mahnmal in der Antoniterkirche. „Menschen aus Afrika und Asien haben sich mit uns der Grausamkeiten der Kriege erinnert. Wir waren verbunden im Wunsch nach Frieden“, sagte Endemann. Der Vortrags- und Diskussionsabend mit dem Ökumenischen Netz Mittelrhein zum Thema „Die ökonomische Globalisierung und die Kirchen“ nahm die negativen Auswirkungen der bestehenden Marktwirtschaft in den Blick. Unter den Podiumsteilnehmenden Pfarrerin i.R. Rita Horstmann vom Ökumenischen Netz, Werner Huber, Vorsitzender des Forum Eine Welt e.V. in Köln, und Pfarrer Marten Marquardt, Leiter der Melanchthon-Akademie Köln, herrschte Einigkeit, dass Christen sich verstärkt einsetzen müssten, um gerechtere Verhältnisse zu schaffen, in denen die Menschen nicht zu Opfern werden.

„Gelungene Konzentration der Kräfte“
„´Wer kriegt was?´, das Dekademotto konnten und können wir auch auf unsere Situation vor Ort münzen“, zog Endemann Parallelen. Er bedauerte, dass die ökonomische Mentalität auch in der Kirche um sich greife, und „die geistliche Kultur evangelischer Gemeinsamkeit“ überdecke. Mit dem Verlauf der Friedensdekade zeigte sich der Pfarrer zufrieden: „Im Vordergrund stand die Absicht, die verschiedenen Nutzergruppen zusammenzubringen. Aus meiner Sicht war es eine gelungene Konzentration der Kräfte. Vieles ist noch offen, was mit der Gemeinde und ihren Gästen werden wird. In dieser unsicheren Situation macht so ein Programm Mut, es gibt Kraft, dass wir nicht kopflos, nicht ungerecht werden.“

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich