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Ökumenische Adventsvesper in St. Aposteln am Neumarkt

Aus der Kölner Ökumene nicht mehr wegzudenken ist die Adventsvesper am Vorabend des Ersten Advents in der Basilika St. Aposteln am Neumarkt. Pfarrer Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, und Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hatten eingeladen zur Eröffnung des neuen Kirchenjahres.

Gelesen wurde aus Jeremia, 23, 5-6: "… da werde ich für David einen gerechten Spross erwecken. Er wird als König herrschen und weise handeln, für Recht und Gerechtigkeit sorgen im Land. In jenen Tagen wird Juda gerettet werden, Israel kann in Sicherheit wohnen. Man wird ihm den Namen geben: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit." Auf diese Zeilen bezog sich die Predigt von Rekowski.

Bauen auf den Hoffnungsträger
"Der Text ist gerichtet an Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind und erstmal keinen Grund haben, auf ein besseres Leben zu hoffen“, so der Präses. Aber es gebe einen Hoffnungsträger: Ein Nachkomme König Davids werde sich der Sache annehmen. Und dieser König sei ein anderer König: "Er gibt keine Versprechen, die er anschließend nicht hält. Er wird nicht daran interessiert sein, seine Macht zu vergrößern und dabei über Leichen zu gehen." Der neue König werde Recht und Gerechtigkeit walten lassen und die Menschen freundlich regieren. "Wenn man sich das ausmalt, möchte man Luftsprünge machen", sagte der Präses: "Nahrung genug ist für alle da und wird endlich gerecht verteilt, niemand hat einen Grund, aus seiner Heimat zu fliehen, kein Krankenhaus in Kriegsgebieten wird zur Leichenhalle gebombt, keine Frau wird gesichtslos zum Schweigen gebracht und ihrer Rechte beraubt, kein Kind wird gesellschaftlich abgehängt. Eine gute Zeit wird da angekündigt."

Wir leben in komplizierten Zeiten voller Umbrüche
Die aktuelle Situation sehe aber anders aus: "Manche meinen, herausbrüllen zu müssen, wer dazu gehört, und wer nicht." Demagogen und Populisten dächten immer nur in Schwarz und Weiß. Menschenrechte würden sogar vor laufenden Kameras buchstäblich mit Füßen getreten. Auch die Kirchen hätten dem angesichts schwindender Mitgliederzahlen zu wenig entgegenzusetzen. Auch sie könnten die großen gesellschaftlichen Komplikationen nicht einfach beseitigen. "Es gibt Anfragen an die Kirchen, aber unsere Antworten sind oft zu schwierig. Viele Institutionen, auch die Kirchen, haben ihren Vertrauensvorschuss bei zahlreichen Menschen verloren. Viele denken entweder ,Es hat noch immer gut gegangen' oder ,Irgendwann ist sowieso alles vorbei'. Sind das gute Zeiten? Nein. Das sind komplizierte Zeiten voller Umbrüche."

"Der Herr ist nah“!
Die Adventszeit sei für viele die Zeit des Lichts. Die Geschäfte seien schon voll. Aber die Kirche setze im Advent andere Akzente. Sie ignoriere das Schwere und Dunkle in dieser Zeit eben gerade nicht. Das Licht erscheine nach dem Dunklen am Ende des Advents. Gerechtigkeit sei den Menschen versprochen. Und Gott habe einen langem Atem: "Ich höre, dass Gott durch die Worte des Predigttextes zu uns sagt: Ich bin euch nahe! In eurer Unsicherheit, in eurer Ratlosigkeit, in eurer Angst. Ich will in euch Hoffnung wachsen lassen auf Recht und Gerechtigkeit. Ich werde Menschenherzen und diese Welt verändern.“ Evangelische und katholische Christen seien sich einig, so der Präses: "Der Herr ist nah! Und so gehen wir getrost gemeinsam in die Adventszeit. So viel Ökumene ist heute schon möglich."

Musikalisch eingerahmt wurde die Vesper in der Basilika vom Chorgesang der Cappella Vocale St. Aposteln unter der Leitung von Vincent Heitzer. Die Orgel spielte Meik Impekoven. Nach der Veranstaltung trafen sich viele Teilnehmende zum Gedankenaustausch.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann