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Noch bis Ende Juli 2017: Spenden verdoppeln!

Martina Domke, Leiterin des Fachdienstes Migration des Diakonischen Werkes Köln und Region, sorgt sich besonders um Flüchtlinge aus Afghanistan: „Seit Innenminister de Maiziere erklärte, dass es in Afghanistan sichere Gebiete gibt, werden immer mehr afghanische Flüchtlinge abgelehnt, ungeachtet der sich dramatisch verschlechternden Sicherheitslage in Afghanistan.“

Und das, obwohl im Jahr 2015 rund 78 Prozent der afghanischen Asylsuchenden in Deutschland nach inhaltlicher Prüfung einen Schutzstatus zugebilligt bekommen haben. „Schon allein diese Zahl zeigt, dass die aktuelle Debatte über Flüchtlinge aus Afghanistan an der Wirklichkeit vorbei führt“, so Domke. Um unmittelbar zu helfen, sammelt die Diakonie Spenden für einen Hilfefonds für Flüchtlinge aus Afghanistan.

Die Menschen in Afghanistan sind nicht sicher!
Menschenrechtsorganisationen warnen vor der gefährlichen Sicherheitslage in dem Land. Die Vereinten Nationen verzeichnen in den letzten Jahren einen Anstieg bewaffneter Auseinandersetzungen. Das UN-Flüchtlingswerk (UNHCR) sprach 2016 von der höchsten Zahl ziviler Opfer seit 2009. Hunderttausende sind innerhalb des Landes, das zu drei Vierteln aus schwer zugänglichen Gebirgen besteht, auf der Flucht. Auch Mitarbeitende von Hilfsorganisationen sind nicht in Afghanistan nicht sicher.

Die Diakonie bietet Beratungen in Fragen des Aufenthaltsrechts
Den Eindruck, dass ihre Heimat von kriegerischen Auseinandersetzungen beherrscht wird, bestätigen Afghaninnen und Afghanen, die in der Flüchtlingsberatung des Diakonischen Werkes Hilfe suchen. Ana Jawad-Pietsch spricht die afghanische Landessprache Dari. Sie berät viele afghanische Flüchtlinge in Fragen des Aufenthaltsrechts und Asylverfahrens.

Vertrieben von den Taliban
Wie zum Beispiel die Brüder Rohullah und Esmatollah: geboren 1998 und 1995 in Behud. Ihr Leben in Afghanistan sei trotz Armut zunächst gut gewesen, erzählen sie in der Beratung. Als die beiden 12 und 15 Jahre alt waren, brannten die Taliban in Behud Häuser und Schulen ab und töteten ihren Vater. Die Brüder hatten jeden Tag Angst, ebenfalls getötet zu werden. Die schwerkranke Mutter starb. Im April 2014 wurde Esmatollah vom Geheimdienst ins Gefängnis gebracht und verhört. Aus Angst vor weiteren Repressalien verkauften die beiden Brüder das Stück Land, das sie besaßen, und machten sich auf den Weg nach Europa.

Rechtshilfefonds der Diakonie hilft afghanischen Asylsuchenden
Im Januar 2015 endlich in Deutschland angelangt, stellten beide einen Asylantrag und suchten die Flüchtlingsberatung auf. Esmattollah bat um Geld für einen Anwalt, weil die Behörden seinen 17-jährigen Bruder nicht als minderjährig einstuften. Ana Jawad-Pietsch konnte dem Rechtshilfefonds der Diakonie 150 Euro entnehmen, um einen Anwalt einzuschalten. Dieser setzte sich erfolgreich für Rahmatullah, so dass dieser eine Berufsschule besuchen kann und Deutschunterricht erhält. Im August beginnt er eine Ausbildung als Elektroniker. Esmatollah ist als volljähriger afghanischer Staatsbürger von den Integrationskursen ausgeschlossen. Im März 2017, dann der Schock: Beide Brüder wurden nicht anerkannt, ihnen droht die Abschiebung. Diakoniemitarbeiterin Ana Jawad-Pietsch setzt erneut anwaltliche Hilfe ein – je 150 Euro pro Bruder – als Zuschuss aus dem Rechtshilfefonds. Jetzt heißt es hoffen.

Bedrohte Minderheit: Die Hazara in Afghanistan
Frau Rahimi, mit ihren beiden Töchtern Haniyeh (17) und Mahdi (14), gehört zur ethnischen Minderheit der Hazara, die in Afghanistan verfolgt und gezielt getötet werden. Frau Rahimi berichtet Ana Jawad-Pietsch von der ständigen Angst, Opfer eines Angriffes zu werden, von der öffentlichen Enthauptung eines Hazara, der sie zusehen musste und dass sie danach nicht mehr schlafen konnte. Eines Tages kam ein alter Taliban, um die damals 13-jährige Tochter Haniyeh zur Frau zu nehmen. Der Vater wehrte sich, wurde entführt. Der Mutter brachte man seine Kleidung und sagte, er sei tot. Weil Frau Rahimi befürchtete, dass Haniyeh jeden Tag abgeholt werden könnte, beschloss sie, mit ihren Töchtern das Land zu verlassen.

Flucht nach Deutschland
Die Familie reiste Anfang 2015 nach Deutschland ein. Es folgte eine Odyssee durch viele Unterkünfte, bis sie 2016 eine Zuweisung nach Köln erhielt. Die drei leben jetzt im Flüchtlingswohnheim für allein reisende Frauen und Mütter mit Kindern, das das Diakonische Werk Köln und Region seit 2016 in Köln-Sülz betreut. Die Mutter und ihre beiden Töchter sind schwer traumatisiert und werden therapeutisch behandelt. Haniyeh und Mahdi gehen endlich zur Schule und machen große Fortschritte. Im Februar 2017 erhielt die Familie den Bescheid des Bundesamtes: Abschiebehindernisse sind festgestellt, sie bekommen eine Aufenthaltserlaubnis Auch dies konnte nur mit Hilfe eines Rechtsanwaltes, der von der Diakonie finanziert wurde, erreicht werden.

Konkrete Hilfeangebote der Diakonie
Damit Menschen aus Afghanistan und anderen Krisenregionen, den Schutz erhalten, der ihnen nach dem Asylrecht zusteht, suchen die Flüchtlingsberaterinnen des Diakonischen Werkes nach individuellen Lösungen. Sie sprechen mit Ausländerbehörden, vermitteln in Therapien, organisieren Schul- und Ausbildungsplätze. Manchmal hilft aber nur noch der Einsatz eines Anwaltes. Dieser kostet Geld. Nach einer Anzahlung von 150 Euro übernehmen die Anwälte den Fall. Die restlichen Kosten können von den Flüchtlingen in Raten gezahlt werden.

Bis Ende Juli 2017 werden alle Spenden verdoppelt!
Um im Notfall schnell und unbürokratisch helfen zu können, gibt es den „Hilfsfonds für Flüchtlinge“. Daraus werden nicht nur Anwaltskosten bezahlt, sondern auch Übersetzungen von Dokumenten, Gebühren für Pässe, Fahrkarten und Krankentransporte – und manchmal auch Babynahrung und Windeln.
Noch bis Ende Juli 2017 verdoppelt der Evangelische Kirchenverband Köln und Region alle Spenden, die hier als „Diakonispende“ mit dem Stichwort „Hilfsfonds für Flüchtlinge“ eingehen. Spendenkonto: DE10 3705 0299 0000 0044 04.

Text: Martina Schönhals
Foto(s): Jürgen Schulzki