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Nicht nur für Manfred Kock eine gute Idee: Weihnachtseinkäufe für Obdachlose waren sehr erfolgreich

Mitglieder des Rotary Clubs „Köln-Bonn Millennium“ hatten am ersten Adventssamstag dazu aufgerufen, in einem Supermarkt für Obdachlose einzukaufen. Im Braunsfelder Hit-Markt baten Volker von Courbière (Kondomi AG und Rotary-Mitglied), Helga Blümel (Amt für Diakonie) und andere „Rotarier“ die Samstags-EinkäuferInnen, bei ihren Adventseinkäufen auch etwas für die Weihnachtsfeier von Kölner Obdachlosen , etwa aus dem Diakoniehaus Salierring, zu kaufen.  Das Diakoniehaus Salierring des Amtes für Diakonie betreut das ganze Jahr über obdachlose Menschen und lädt in jedem Jahr mehrere hundert obdachlose Kölner an Heilig Abend zur Weihnachtsfeier in das Haus der Evangelischen Kirche in der Kölner Südstadt ein.

Ab in die Tüte
Manfred Kock, Präses der Rheinischen Landeskirche und Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland im Ruhestand, ist auch Schirmherr des Diakoniehauses Saliering. Er unterstützte die Aktion: Er war dem Aufruf „Ab in die Tüte“ gefolgt und gab seine gefüllte Einkaufstasche am gemeinsamen Stand des Rotarier-Clubs und des Amtes für Diakonie ab: „Das nenne ich mal eine gute Idee: Eine Organisation, die sich für soziale Fragen engagiert, fordert Supermarkt.-Kunden auf, Weihnachtspakete für Obdachlose zu spenden“, lobte Kock die Initiative der Rotarier. „Aber auch, dass sich die Kunden noch beim hektischen Weihnachtseinkauf für eine gute Sache ansprechen lassen, finde ich bewundernswert.“

In der Tat herrschte zeitweise großes Gedränge im Kassenbereich des Supermarktes. Mitglieder des Rotarier-Clubs verteilten Flugblätter, auf denen sie ihr Anliegen erläuterten: Für die Weihnachtsfeier sollten mindestens 300 Weihnachtstüten zusammenkommen. Die Kunden des Supermarktes wurden gebeten, während ihres Einkaufs alle Artikel, die sie dafür spenden wollten, in eine eigens dafür ausgehändigte Papiertüte zu packen. Von 10 bis 18 Uhr war die Aktion angesetzt, gegen 11 Uhr waren bereits 50 bis 60 Tüten auf den dafür reservierten Einkaufswagen abgestellt.

„Man hat immer etwas übrig“
„Das ist doch besser, als einfach nur Geld zu spenden“, freute sich Jochen Aymanns, Präsident der Rotarier. „Viele Leute, die wir ansprechen, klopfen uns auf die Schulter, weil sie das toll finden.“ Höchstens ein Viertel der Kunden verhalte sich abweisend, die nach dem Einkauf abgegebenen Tüten enthielten durchschnittlich Waren im Wert von zehn bis 15 Euro, schätzte er. „Was auffällt ist, dass ausgerechnet diejenigen, die mit vielen Kindern unterwegs sind oder nicht besonders wohlhabend aussehen, am meisten abgeben. Die sagen dann: ,Man hat immer etwas übrig.'“ Für die 18 Rotarier vor Ort, zumeist Geschäftsführer oder Vorstandsmitglieder in größeren Unternehmen, eine durchaus lehrreiche Erfahrung: „So kommen die mal mit dem richtigen Leben in Berührung“, meinte Aymanns, „die sitzen doch sonst immer in ihren Büros oder im Flugzeug herum.“

Der Supermarkt spendet Aktions-Gewinn
Die Idee stammte ursprünglich von einem französische Partnerclub der Rotarier, der ähnliche Aktionen regelmäßig in Paris durchführt. „Wir wollten mal sehen, ob das hier auch funktioniert“, so Aymanns. Da sei es von Vorteil gewesen, dass Klaus Dohle, Inhaber der Hit-Kette, Mitglied der Rotarier ist. „So können wir die Aktion im Supermarkt durchführen und brauchen nicht in der Kälte zu stehen. Außerdem werden wir mit Kaffee versorgt.“ Dohle übrigens wird den Reingewinn aus der Aktion, den er ja in seinem Markt erwirtschaftet, ebenfalls der Diakonie zur Verfügung stellen.

Praktische Weihnachtsgeschenke
Auch die beteiligten Mitarbeiter des Amtes für Diakonie zeigten sich begeistert. „Toll, dass die Leute so praktisch denken und Dinge wie Instant-Kaffee und Seife spenden“, meinte Helga Blümel beim Blick in die Papiertüten. Eingeschweißte Wurstwaren oder Käse waren da zu sehen, Weihnachtsmänner oder auch verschiedenen Teesorten. Alkoholische Getränke oder leicht verderbliche Ware, darauf wurde eigens hingewiesen, sollten allerdings vermieden werden. „Wir müssen nur noch das ein oder andere Päckchen Tabak hinzufügen“, meinte Blümel mit wissendem Lächeln. Vor der Feier, bei der bis zu 350 Menschen erwartet werden, müssen die Tüten ohnehin noch einmal ausgepackt und die Waren möglichst gerecht verteilt werden. „Am 24. Dezember kommen zu etwa 90 Prozent Obdachlose, aber der Anteil von Alleinerziehenden und kinderreichen Familien wächst“, erzählte Liane Simon, Spendenbeauftragte des Amtes für Diakonie.

Ergebnis weit über den Erwartungen: 1.500 Tüten
Am Ende eines arbeitsreichen Tages waren alle Erwartungen weit übertroffen. „1.500 Tüten sind zusammengekommen“, berichtete Jochen Aysmanns stolz. Das bereitet Liane Simon keine schlaflosen Nächte: „Was übrig bleibt, wird an andere Einrichtungen verteilt. Bedürftige gibt es derzeit genug.“ Und mit der eingegangenen Seife für die Obdachlosen, so hieß es, werde man noch bis zum kommenden August auskommen.

Text: hwh
Foto(s): hwh