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Neustes Kapitel der großen Musiktradition in der Trinitatiskirche: Alexander Därr und Norbert Nagel spielten „Klänge eines Traums“, weiter geht es am 27. Mai

Das Meditative als roten Faden kündigte der Organist Alexander Därr für sein Konzert mit dem Saxophonisten Norbert Nagel in der Trinitatiskirche an. Der Titel des Programms lautete „Die Blümelein, sie schlafen – Die Klänge eines Traums“. Aber, so Därr weiter, die Musik werde auch zuweilen laut, so dass das Publikum bei diesem sechsten Orgelkonzert der Jubiläumsreihe „Trinitatis 2010“ zu 150 Jahren Trinitatiskirche ein farbiges, abwechslungsreiches Programm erwarten dürfe.

Bruchs Werk gilt als verschollen
Zu Beginn des Abends erzählte der Stadtführer Günter Leitner für die AntoniterCityTours vom „Musikleben in der Trinitatiskirche“, der ältesten speziell für den evangelischen Gottesdienst gebauten Kirche auf Kölner Stadtgebiet. Leitner berichtete vom berühmten Komponisten Max Bruch, der zugleich Enkel des ersten offiziellen Pfarrers der Evangelischen Gemeinde Köln, Christian Gottlieb Bruch, ist. Dieser Max Bruch komponierte für die musikalische Gestaltung des Einweihungsgottesdienstes Trinitatiskirche am 3. Juni 1860 die Kantate „Machet die Thore weit und die Thüren in der Welt hoch, daß der König der Ehren einziehe“ und dirigierte auch diese Aufführung. Dieses Werk gilt heute als verschollen.

Reiche Musikkultur im 2. Weltkrieg beendet
Im weiteren Verlauf, berichtete Leitner weiter, habe es ein reiches musikalisches Leben an der Trinitatiskirche gegeben – zumal nach Einbau der ersten Orgel von der Firma Ibach, die im Jahr nach der Einweihung in die Kirche eingebaut werden konnte. Leitner erzählte von Orgelkonzerten von den Mendelssohn-Bartholdy-Schülern Carl Martin Reinthaler und Jan Albert van Eyken oder auch von Ferdinand Breunung oder Friedrich Wilhelm Franke. Der Zweite Weltkrieg bereitete dieser reichen Musikkultur in der Trinitatiskirche ein jähes Ende: Kirche und Orgel wurden im Bombenhagel zerstört. Aufgebaut wurde zwar die Kirche, doch eine angemessene Orgel wurde nicht mehr eingebaut – bis die Klais-Orgel der Aachener Dreifaltigkeitskirche angekauft und im Oktober 2009 eingebaut wurde. Seitdem hat es ein imposantes Konzertprogramm auf der Klais-Orgel gegeben: Nach dem Einweihungsgottesdienst mit der Auftragskomposition von Michael Ostrzyga, gespielt von Johannes Geffert, gab es seit Januar 2010 etliche Orgelkonzert, unter anderem vom Weltstar Nicolas Kynaston, dem Domorganisten Winfried Bönig oder aber versierten Künstlern wie Wolf-Rüdiger Spieler und Jürgen Kursawa.

Akustik wie im Konzertsaal
Das Konzert von Alexander Därr und Norbert Nagel führte nun diese Reihe weiter in einem Raum, von dessen Akustik Nagel im Gespräch mit Leitner schwärmt: „Die Akustik erinnert fast schon an einen Konzertsaal“, meint der Saxophonist, der auf eine ausgiebige Konzerttätigkeit verweisen kann: Höhepunkte sind nicht nur eine langjährige Zusammenarbeit mit Konstantin Wecker, sondern vor allem Zusammenarbeiten mit Spitzenorchestern wie den Münchner und Berliner Philharmonikern und Stardirigenten wie Zubin Mehta.

Musikalischer Ausdruck im Mittelpunkt
Der Abend, der mit dem Adagio von Franz Liszt besinnlich begann, bot eine große Bandbreite verschiedener Kompositionen, angefangen bei Johann Sebastian Bachs bekantem „Jesu bleibet meine Freunde“ über Kompositionen von Cèsar Franck, Alexandre Guilmant und Macel Dupré, aber auch Eigenkompositionen der aufführenden Künstler. Im Mittelpunkt stand hierbei stets der musikalische Ausdruck, nie die eitle Selbstdarstellung von technischem Vermögen.

Nächstes Konzert am 27. Mai
Das nächste Konzert der Jubiläumsreihe Trinitatis 2010 (Eintritt frei; Spenden erbeten) steht am 27. Mai ab 20 Uhr an, wenn der Organist Tobias Berndt folgende Werke spielt:

Robert Schumann (1810-1856): Fuge über B-A-C-H (op. 60, Nr. 1)

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847): 6. Sonate in d-Moll (op. 65) über den Choral
„Vater unser im Himmelreich“ Choral – Andante sostenuto – Allegro molto – Fuga – Final

Johann Sebastian Bach (1685-1750): Präludium in e-Moll (BWV 548)
„Allein Gott in der Höh sei Ehr“ aus den Leipziger Chorälen (BWV 662) und Fuge in e-Moll (BWV 548)


Charles Marie Widor (1844-1937): aus der 6. Symphonie (op. 42) Cantabilé – Allegro

Tobias Berndt, geboren 1977, erhielt früh ersten Unterricht am Klavier, an der Violine und an dem Fagott. Studium der Schulmusik, Hauptfach Orgel, bei Andreas Sieling, Orgel bei Leo van Doeselaar und Erwin Wiersinga an der Universität der Künste in Berlin. Er ist Dozent für Orgel an der „Spieler-Akademie“ in Schwelm. Chor- und Orchesterprojekte, Rundfunk- und CD-Aufnahmen sowie Konzertreisen durch Europa, Asien und die USA zeichnen ihn aus. Berndt konzertierte unter anderem mit den Berliner Philharmonikern, dem Staatsopernchor Berlin und dem Prager Philharmonischen Chor. Mit der Staatskapelle Berlin spielte er den „Mahler-Zyklus“ in der dortigen Philharmonie, im Musikverein Wien und in der New Yorker Carnegie Hall. Auftritte als Duopartner mit den Trompetern Daniel Schmahl und Hannes Maczey. Seit 2008 hat er mit Tobias Heinrich die Leitung der „Musikakademie Berndt & Heinrich“.

Das gesamte Festprogramm „Trinitatis 2010“ mit seinen über 70 Angebote mit Konzerten, Führungen, Lesungen und vielem mehr steht im Internet zum Download bereit unter www.trinitatis-2010.de und ist auch als Broschüre an vielen öffentlichen Stellen in Köln erhältlich, darunter an der Evangelischen Informationsstelle Köln an der Antoniterkirche, Schildergasse 57, Telefon 0221 / 660 57 20.

Text: Anselm Weyer
Foto(s): Anselm Weyer