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Neun Religionen vereint beim „Fest der Kulturen“

„Solche Zeichen brauchen wir in unserer Welt“, sagte ein Besucher, der zum „Fest der Kulturen“ an die evangelische Bergisch Gladbacher Gnadenkirche gekommen war. Er meinte damit, dass dieses Fest von verschiedenen Kulturen und Religionen gemeinsam durchgeführt wurde. Das Miteinander war geprägt von gegenseitiger Achtung und Respekt, wobei es auch darum ging, über eigene Besonderheiten zu informieren. Und das nicht nur in Worten, sondern auch in Form kulturspezifischer lukullischer Spezialitäten.

Von alevitscher Gemeinde bis zu muslimischer Gemeinde
Besonders deutlich wurde dieser Geist des Dialogs gleich zu Anfang des Festes bei der geistlichen Einstimmung. Denn sie wurde vor der Gnadenkirche unter freiem Himmel gemeinsam zelebriert von den Vertretern aller großen Glaubensrichtungen, die es in Bergisch Gladbach gibt. In alphabetischer Reihenfolge waren dies: Alevitische Gemeinde, Bahai, Evangelische Gemeinde, Griechisch-orthodoxe Gemeinde, Hindu, Jüdische Gemeinde, Katholische Gemeinde, Kongolesische Gemeinde und die muslimische Moschee-Gemeinde. Wären die Ordensmitglieder der Bergisch Gladbacher Buddhisten nicht just in Korea unterwegs gewesen, hätten sie sich – wie im Vorjahr beim ersten „Fest der Kulturen“ – ebenfalls beteiligt.

Jeder sprach auf seine Weise ein Gebet
Es war eindrucksvoll, wie sich die Vertreter der neun Religionen – mal Geistliche, mal Laien – im Halbrund auf der Wiese vor der Kirche zusammenfanden. „Hausherr“ Pfarrer Thomas Werner begrüßte bei dem ungewöhnlichen Ereignis kurz die zahlreichen Besucher, die sich wie in einer Art Open-Air-Kirche auf Bierbänken zwischen Bühne und Fest-Ständen niedergelassen hatten. Jeder Religionsvertreter sprach auf seine Weise ein Gebet, las einen heiligen Text oder stimmte ein Lied an. Hindu Ojas begleitete seinen Mantra-Gesang mit den sanften Tönen einer Klangschale. Die meisten sprachen in Deutsch, manche in ihrer Muttersprache. Das Glaubensbekenntnis wurde gesprochen, und von Prädikant Walter Wielpütz das Vater Unser „op Kölsch“ vorgetragen.

Eindrucksvolle Geste des Miteinanders
Statt eines Altars gab es einen Stehtisch, auf dem Olivenöl, Rotwein und ein großer Korb Weißbrot standen. Für viele war es ein besonderer Moment, als dieser Korb zum Abschluss der geistlichen Einstimmung vom Geistlichen der Griechisch-orthodoxen Gemeinde herumgereicht wurde. Kleine und große Besucher griffen zu – und waren durchaus ergriffen von dieser schlichten und doch eindrucksvollen Geste des Miteinanders. Schließlich ging es in den Beiträgen aller Religionen einvernehmlich um eins: um Gott, unser Verhältnis zu ihm und zu den Mitmenschen.

Überraschungsgäste aus Palästina beim Fest
Der Multi-Kulti-Charakter des Festes zeigte sich auch in der Vielfalt der Stände, den landestypischen Spezialitäten und dem bunten Bühnenprogramm, das bis in den späten Abend vom griechischen Sirtaki über Klezmer-Musik bis zur Rockmusik Abwechslung bot. Andreas Kiriakidis, Leiter des Mehrgenerationenhauses Bergisch Gladbach an der Gnadenkirche, hielt die Fäden der Veranstaltung in der Hand, die er mit dem „Arbeitskreis Dialog der Religionen und Kulturen“ vorbereitet hatte. Aber auch für ihn gab es eine Überraschung: Es kamen ein Bürgermeister und etliche Jugendliche aus Palästina zum Fest, die zu einem Projekt der Abrahamsherberge in Bergisch Gladbachs Partnerstadt Beit Jala gehören und gerade auf Deutschlandbesuch waren. Die Jungen tanzten als „Gastgeschenk“ eine kraftvolle „Kapka“ – die Besucherinnen und Besucher jubelten. Viele wunderten sich, wie leicht sie in diesem locker-beschwingten Rahmen mit anderen ins Gespräch kamen. Und da der Festerlös den finanziellen Grundstock fürs „Fest der Kulturen“ im nächsten Jahr bildet, kann dann sicher an diese Dialogbereitschaft weiter angeknüpft werden.

Veranstaltungstipp:
„WDR 5 liest vor“ am Freitag, 16. November, im Bergischen Museum für Handwerk „Baum der Religionen“, Burggraben 9-21, 51429 Bergisch Gladbach, mit Bestsellerautor Manfred Lütz, der aus seinem Werk „Gott – eine kleine Geschichte des Größten“ vorliest.




Text: Ute Glaser
Foto(s): Ute Glaser