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Gemeinschaft der Lernenden: Dr. Martin Bock, Imamin Rabeya Müller, Rabbinerin Natalia Verzhbovska und Pfarrerin Dorothee Schaper mit einer symbolischen Collage

Neugier auf die Heiligen Schriften – Vorstellung des interreligiösen Kurses „SCHRIFT.GESPÜR“ in der Melanchthon-Akademie Köln

Unwissenheit ist oftmals die Quelle von Vorurteilen und Fehleinschätzungen. Ein probates Gegenmittel ist die Neugier. Und die ist derzeit offenbar groß. Denn der interreligiöse Theologiekurs „SCHRIFT.GESPÜR – Thora. Bibel. Koran. hoch drei“, der im September an der Melanchthon-Akademie Köln (MAK) startet, ist schon jetzt ausgebucht. Für weitere Interessierte hat die MAK eine Warteliste eingerichtet, mit der man sich für einen möglichen zweiten Kurs im nächsten Jahr anmelden kann.

Angeleitet wird der Kurs von vier Geistlichen der drei abrahamitischen Religionen. Die evangelische Pfarrerin Dorothee Schaper und Imamin Rabeya Müller vom Liberal-islamischen Bund sind bereits seit Jahren über feministische Studien in islamischer und christlicher Theologie miteinander verbunden. Rabbinerin Natalia Verzhbovska gehört der Jüdischen Liberalen Gemeinde Köln an, mit der die MAK schon seit über 20 Jahren eng kooperiert. Pfarrer Martin Bock leitet heute die Akademie und hat dort vor 20 Jahren den ersten Theologiekurs für Laien ins Leben gerufen, bei dem der Blick auf die anderen Religionen immer eine wichtige Rolle gespielt hat. Anstatt nur die eigene Schrift für sich selbst zu lesen, geht es bei „SCHRIFT.GESPÜR“ nun um die gemeinsame Lektüre aller drei Bücher. „Wir teilen uns unsere Schätze zu wenig mit“, betont Martin Bock gegenüber Sammy Wintersohl auf der Kölner Kirchenbank.

Die sinnliche Annäherung
Zwischen dem 26. September 2018 und dem 12. Juni 2019 wird sich „SCHRIFT.GESPÜR“ auf unkonventionelle Weise den drei heiligen Schriften – Bibel, Thora und Koran – widmen. Der Name kommt nicht von ungefähr: Die sinnliche Annäherung steht dabei im Mittelpunkt. Neben der Lektüre, dem Erfahrungsaustausch und der Diskussion soll auch gesungen, getanzt und gekocht werden. Wer an solch einer unmittelbaren Begegnung mit Texten und Menschen der drei Religionen interessiert ist, ist herzlich dazu eingeladen. Nicht nur jüdische, muslimische und christliche, auch konfessionslose Menschen dürfen sich hier angesprochen fühlen.

Zettel mit einem Text aus der Heiligen Schrift
Sinnliches Einfühlen in die Heiligen Schriften: Was sagt mir der Text, was löst er in mir aus?

Die persönliche Reaktion
Einen Vorgeschmack auf den Kurs gab ein Informationsabend: Im Stuhlkreis wurden die Teilnehmenden aufgefordert, mal unter ihre Sitze zu greifen. Mit ihren Händen erfühlten sie einen Zettel mit einem Spruch darauf. Aus welchem der drei Bücher der stammte, stand nicht auf dem Zettel und war zunächst auch nicht wichtig. Denn es ging um die persönliche Reaktion auf den Text. Was löst der Satz in mir aus? Was spüre ich dabei? Reihum stellten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einander vor und teilten ihre Gedanken zu dem Spruch mit. Ein Austausch stellte sich ein. Jeder gab etwas von sich preis und lernte die anderen ein wenig kennen.

Die Diskussion in der Runde
Anschließend wurde allen auf drei Plakaten jeweils eine Stelle aus Koran, Thora und Bibel präsentiert. Um den Text herum war viel Freiraum, der nun mit Kommentaren, Fragen und Deutungen gefüllt werden wollte – eine diskursive Praxis, die aus der Thora bekannt ist. Diese Möglichkeit nutzten die Teilnehmenden auch eifrig. „Schöne Sätze, aber was ist mit den Hasskommentaren des Internets?“, wurde ein Text direkt in die Gegenwart hineingestellt. „Ein schönes Märchen für Kinder!“, gab sich ein Kommentar rational und aufgeklärt. Darunter antwortete ein weiterer mit dem Neuen Testament: „JESUS CHRISTUS: Wenn ihr nicht werdet wie die KINDER…“. Anschließend diskutierten Pfarrerin, Imamin und Rabbinerin die Texte in der Runde.

Schrift auf großem Papierbogen
Kommentieren, austauschen und diskutieren – ein lebhafter Diskurs entstand

Als „Zeichen und Signal“ verstand Martin Bock die rege Teilnahme am Informationsabend und die hohe Zahl der Anmeldungen. Ein Dialog der Religionen sei nicht nur wichtig, sondern offensichtlich auch gewollt. „SCHRIFT.GESPÜR“ solle einen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben der Religionen an der Basis liefern. Denn die wichtigste Begegnung sei nicht die unter Theologen, sondern die unter Mitgliedern der Gemeinden vor Ort.

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SCHRIFT.GESPÜR – Thora. Bibel. Koran. hoch drei

Das Studienjahr 2018/2019
Start des Studienjahres: Mittwoch, 26. September 2018
Ende des Studienjahres: Mittwoch, 12. Juni 2019
8 Studienabende, jeweils mittwochs von 18.30 Uhr bis 21.30 Uhr

Orte
Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24b, 50678 Köln
Jüdische Liberale Gemeinde Köln, „Gescher LaMassoret“, Stammheimer Str. 22, 50735 Köln

Kosten
Alle 8 Treffen: 65 Euro, Einzeltreffen: 10 Euro

Anmeldung zur Warteliste
Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24b, 50678 Köln
Telefon: 0221/93 18 03-0
anmeldung@melanchthon-akademie.de
www.melanchthon-akademie.de

 

 

Martin Bock über SCHRIFT.GESPÜR

Auf der Kölner Kirchenbank: Dr. Martin Bock und Sammy Wintersohl
Dr. Martin Bock, Leiter der Kölner Melanchthon-Akademie (re.) im Gespräch mit Sammy Wintersohl auf der Kölner Kirchenbank

 

 

Text: Felix Eichert
Foto(s): Felix Eichert