Mit Liedtexten von Herbert Grönemeyer und Sarah Connor starteten Pfarrer Johannes Böttcher und eine große Gruppe von Kindern und Jugendlichen der evangelischen Gemeinde Pulheim in die Eröffnungsfeier ihres Kinder- und Jugendhauses an der Gnadenkirche. Mitte September hat die Gemeinde ihr neues Jugendhaus bezogen. Böttchers Plan dafür steht: „Ein Stück Himmel auf Erden“ soll es aus seiner Sicht werden. Die Kinder und Teenies, für die es gedacht ist, formulierten ihre gemeinsamen Chancen und Ziele – auch politisch – ebenfalls klar und deutlich: Sie stellten Nächstenliebe, den Widerstand gegen Rechts und Hilfe für Menschen auf der Flucht in den Mittelpunkt ihres Teils des Gottesdienstes. „Augen auf! Liebe wird dich tragen. Wenn du gibst, wenn du liebst. Wenn Mut deine Angst besiegt.“
„Hier ist dein Haus. Hier ist was zählt.“
„Über die Stimme kann man streiten, die Texte sind super“, erklärte Johannes Böttcher in Bezug auf Grönemeyer-Songs und fasste zusammen, was ein Stück vom Himmel für ihn persönlich bedeutet: ein Platz für Kinder und Jugendliche, die gerade eine Auszeit von zuhause brauchen, auch für vermeintliche Außenseiter und für alle, die einfach viel gute Zeit zusammen verbringen wollen. Mit der schönen gemeinsamen Zeit startete die Gemeinde bereits am Eröffnungstag, unterstützt von Bürgermeister Frank Keppeler, Vertreterinnen und Vertretern der Ratsfraktionen und der stellvertretenden Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Nord Monika Crohn.
2.500 Dachziegel
Bis der neue Treffpunkt einsatzbereit war, hatte es allerdings eine Menge Geduld gebraucht und viel Zeit in Anspruch genommen. Das ehemalige Küsterhaus hatte bei einem schon länger zurückliegenden Brand Schäden davongetragen und vor Umbau-Beginn schon einige Jahre leer gestanden. Dass letztlich der komplette Dachstuhl erneuert werden musste und die Kosten weit höher als erwartet ausfallen würden, zeigte sich erst während der Renovierungsarbeiten. Die Gemeinde ließ sich aber etwas einfallen, um ihrer Jugend eine neue Heimat geben: Die fehlenden 2.500 neuen Dachziegel wurden durch eine gemeindeweite Spendenaktion „eingefahren“, die rückblickend mehrere positive Effekte hatte.
Das sieht auch Pfarrer Böttcher so: „Jeder in der Gemeinde konnte daran mitwirken, dass unser Projekt auf die Beine kommt“, erzählte er. Das gilt auch für die Arbeit darüber hinaus: Tapeten abreißen, räumen und mitgestalten. „Unsere Kinder bekommen ohnehin zu vieles fertig vorgesetzt von uns“, bemerkte er kritisch. „Zusammen an einem gemeinsamen Ziel geschwitzt und sich angestrengt zu haben, macht das Ergebnis umso wertvoller!“
Fröhlich, herzlich, göttlich
Ideen für Aktionen im Haus und drum herum – wie Übernachtungspartys, Wasserschlachten oder gemeinsame Essen – gibt es reichlich. „Fröhlich, herzlich, göttlich“ soll die Atmosphäre des Hauses sein, wenn es nach Pfarrer Johannes Böttcher geht, ohne Zwang und übertriebenen Ehrgeiz. „In meinen Augen sind die Kinder und Teenies nicht die Zukunft unserer Gemeinde – sie sind genau jetzt Gemeinde. Bis sie erwachsenen sind und vielleicht ganz woanders ihrer Wege gehen, können sie hier aufgehoben sein.“ Sein Konzept dahinter ist ebenso vielversprechend wie simpel: „Gelassen warten und zusehen, wie es wächst!“
Fotos und Info zum Kinder- und Jugendhaus der Gnadenkirche: http://www.kirchepulheim.de/jugendhaus.php
Foto(s): Claudia Keller