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Neues Glasfenster für die Stommelner Kreuzkirche

Es mutet schon fast biblisch an: Dreimal lieferte die Glashütte aus dem Süddeutschen die rötlichen Bestandteile des Glasfensters an, dreimal wurden sie von Monika Rütten zurückgewiesen. Es sei das falsche Rot, urteilte die Künstlerin jedes Mal, es gehe zu sehr in Richtung Orange. Daher musste die Einsetzung des bunten, zwei mal vier Meter großen Glasfensters in die westliche Wand der Stommelner Kreuzkirche verschoben werden. Ursprünglich sollte es bereits zu Pfingsten enthüllt werden, kürzlich wurde dies im Rahmen des Festgottesdienstes zum 30-jährigen Bestehen des Gotteshauses nachgeholt.

Seit langem gewünscht
Etwa 120 Gemeindeglieder waren anwesend, als die Abendsonne erstmals Licht durch das Buntglas warf und Farben auf den Fliesen spielten. „Das Fenster verändert den ganzen Raum, egal, wie die äußeren Lichtverhältnisse sind“, meint Pfarrer Volker Meiling begeistert, der inzwischen auch die Wirkung bei diesigem Wetter oder in der Nacht beobachten konnte, wenn nur das Licht der Straßenlaterne leuchtet. Seit langem wünschte sich die Gemeinde ein buntes Fenster für den ansonsten schlicht gehaltenen Zweckbau und hat sich nun zum Geburtstag der Kirche dieses Geschenk gemacht.

2.000 Protestanten, 8.000 Katholiken
Die Kreuzkirche ist für maximal 250 Gottesdienstbesucher ausgelegt. Sie wurde im Jahre 1983 nach einigen Übergangslösungen errichtet, bei denen man auch auf die Gastfreundschaft der katholischen Pfarrgemeinde zählen konnte. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg waren Protestanten ins katholische Stommeln gekommen, es handelte sich um Flüchtlinge aus Ostpreußen. Sie fanden Arbeit bei Unternehmen wie Ford oder Bayer und bauten Einfamilienhäuser. Heute leben hier neben rund 8.000 Katholiken etwa 2.000 Protestanten.

Auf Spenden angewiesen
Das kam auch der Anschaffung des rund 25 000 Euro teuren Fensters entgegen. Die Gemeinde hatte zwar Rücklagen gebildet, ist aber auf Spenden von Privatleuten angewiesen: „Inzwischen haben wir 70 bis 80 Prozent der Summe zusammen“, erzählt Pfarrer Meiling, der das Wiederaufleben des „Fensterprojekts“ dem Tatendrang der erst im vergangenen Jahr neu gewählte Presbyterin Gerhild Renk-Koenemann zuschreibt. Anfang des Jahres wurde es ernst, man nahm Kontakt zur Glasbaufirma Oidtmann in Linnich auf und eben zu Monika Rütten aus Jülich, die bereits mit Arbeiten am Aachener Dom aufgefallen war.

Kein konkretes Motiv
Die Künstlerin legte Wert darauf, dass die vorhandenen Formen und Farben, etwa der markante Eingangsbogen der Kirche oder das Rot der Fliesen nun im Fenster ihre Entsprechung finden. Ein konkretes Motiv allerdings zeigt es nicht, da bleibt Raum für Gedanken. Bereits im Anschluss an den Gottesdienst diskutierten Besucher angeregt darüber, ob es sich bei den übereinander geschichteten flachen Rechtecken um Bücher oder um Treppenstufen handelt, und ob das Gold einen Sonnenaufgang oder einen Sonnenuntergang symbolisiert. Und Wolfgang Schulz-Pagel, Kirchenmusiker der Gemeinde Pulheim hatte aus den aufsteigenden Tönen, die die Künstlerin in das Bild integriert hatte, bereits ein Lied komponiert, das während des Gottesdiensts gesungen wurde.

Fahnenmast für Gotteshaus
Weitere Wünsche für die Kreuzkirche hat Volker Meiling derzeit nicht. Nachdem vor einigen Wochen erst die Erweiterung der Kita für 300.000 Euro ihren Abschluss gefunden hatte, freut er sich nun auf die Sommerferien. Einen Fahnenmast für das Gotteshaus könnte er sich aber vorstellen, einen Glockenturm eher nicht. „Das ist zu teuer. Wir haben eine CD mit Glockentönen, die spielen wir vor den Gottesdiensten ab.“

Text: Hans-Willi Hermans
Foto(s): Hans-Willi Hermans