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Neuer Synodalassessor: Zukunftsfreude statt Depression

Ralph Knapp ist schon etwa 20 Jahre Pfarrer in Kürten-Delling. Wer solch ein Amt innehat, muss in der Regel viel tun und zudem eine gehörige Portion Verantwortung tragen. Da ist der Drang nach weiteren Ämtern nicht groß. Dennoch ist es für die Organisation und demokratische Struktur der Evangelischen Kirche notwendig, dass zumindest einige Pfarrer innerhalb der Kirchenstrukturen ein zusätzliches Amt übernehmen. Dieser Herausforderung hat sich Ralph Knapp gestellt: Er ist ab sofort nicht nur Gemeindepfarrer, sondern auch Synodalassessor im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch – also gewissermaßen Stellvertreter von Superintendentin Andrea Vogel und damit Vize-Chef im Kirchenkreis.

Gemeinsames Gestalten als Motor
Warum lädt sich ein Pfarrer solch ein zusätzliches Amt auf? „Reizvoll an der Aufgabe ist, dass man im engen Miteinander mit den Kolleginnen und Kollegen versuchen kann, etwas zu gestalten, was im normalen Pfarramt weniger der Fall ist, weil man da relativ allein ist“, verrät der Geistliche seine Motivation. Gewählt wurde er bereits auf der Herbstsynode 2017 – basisdemokratisch von Gemeindevertretern, die auf der „Schäl Sick“ und im Bergischen fast 100.000 Protestanten repräsentieren. Doch die offizielle Amtseinführung des neuen Assessors fand erst am ersten Februar-Sonntag in der Tersteegenkirche in Köln-Dhünnwald statt.

Vielfältige Aufgaben
Das Gremium ist für den Dellinger Pfarrer kein Neuland. Seit einigen Jahren hat er ihm bereits als Skriba (Schriftführer) angehört. Doch das Tätigkeitsfeld eines Assessors stellt natürlich andere Herausforderungen. Es ist ein Amt, das sowohl organisatorische als auch seelsorgerliche Qualitäten erfordert, denn die Aufgabenpalette ist breit gefächert. Ralph Knapp wird in Vertretung von Superintendentin Andrea Vogel auchGemeinden fachlich beraten, Pfarrerinnen und Pfarrer ins Amt einführen, Festgottesdienste halten und auch den Kirchenkreis in der Öffentlichkeit vertreten.

Guter Draht zur Superintendentin
Ideal ist, wenn Assessor und Superintendentin harmonieren, was für Pfarrer Knapp kein Problem darstellt. Er habe als Skriba die Zusammenarbeit mit Andrea Vogel schon „lange trainieren können“, sagt er. „Das ist bislang immer sehr konstruktiv und vertrauensvoll gewesen und ich bin davon überzeugt, dass das auch so weitergehen wird.“ Zwei Punkte, um die es künftig gehen wird, sieht der neue Synodalassessor schon klar auf sich und die Kolleginnen und Kollegen zukommen: „Das ist die Frage, wie man mit den geringer werdenden Ressourcen umgehen kann.“ Und: „Wie sich Gemeinden neu aufstellen, um den Anforderungen der Zukunft entgegenzukommen.“ Dafür sei ein „enger Schulterschluss“ vonnöten. Statt in Depression zu verfallen, gelte es mit Freude in die Zukunft zu schauen und „das Ganze nach unseren Kräften und Begabungen“ zu gestalten. „Mir geht es immer darum“, betont der neue Assessor, „dass die Menschen gemäß ihrer Fähigkeit ihren Dienst tun können und nicht quasi zu einer eierlegenden Wollmichsau degradiert werden.“

Ziel: Antworten als Hilfe zum Leben
Ganz klar: Der neue Posten bedeutet Mehrarbeit für Ralph Knapp noch mehr Sitzungen, Gespräche, Synoden und auch Schriftkram. Daher wird Pfarrerin Kornelia Imig in Zukunft in der Kirchengemeinde Delling mitarbeiten, um unter anderem Pfarrer Knapp bei seinen Gemeindeaufgaben zu entlasten. Derart unterstützt freut sich der neue Assessor darauf, innerhalb der Kirchenstrukturen gemeinsam mit Superintendentin Andrea Vogel und anderen Menschen etwas neu zu schaffen, etwas, das über Verwalten und Organisieren hinausgeht, etwas, das den Geist Gottes atmet und den Menschen nützt. „Ich hoffe darauf“, so Pfarrer Knapp, „dass wir die Kirche wieder ein Stückchen mehr in die Mitte der Gesellschaft rücken können.“ Sein Ziel sei es auch, „dass wir es lernen, wieder mehr die Fragen der Menschen aufzunehmen und ihnen Antworten zu geben, die sie auch wirklich verstehen, die nicht nur formelhaft sind, sondern die eine Hilfe zum Leben darstellen.“

Kreissynodalvorstand als Team
Ralph Knapp war übrigens nicht der einzige, der bei dem Dhünnwalder Festgottesdienst von Superintendentin Andrea Vogel in ein Kreissynodalvorstandsamt eingeführt wurde. Noch drei weitere Pfarrer haben neue Aufgaben übernommen: Pfarrer Martin Häusling als Skriba, Pfarrerin Kerstin Herrenbrück als 1. stellvertretende Skriba und Pfarrer Torsten Krall als 2. stellvertretender Skriba. Angesichts dieser „Theologen-Schwemme“ wies die Superintendentin nachdrücklich darauf hin, dass der 17-köpfige Kreissynodalvorstand etwa zur Hälfte mit Laien besetzt sei, die aus ihren Berufs- und Lebensfeldern unverzichtbare Beiträge einbrächten.

Und ein Abschied …
Bei all dem Neubeginn gab es jedoch auch einen Abschied. Andrea Vogel entpflichtete ein Urgestein des Gremiums: Pfarrer Otmar Baumberger verließ nach 29 Jahren den Kreissynodalvorstand, dem er zuletzt als Assessor angehörte. In seine Fußstapfen tritt nun Ralph Knapp. Wer ihn kennenlernen möchte, hat dazu sonntags um 10 Uhr beim Gottesdienst in Kürten-Delling Gelegenheit. www.kirche-delling.de; www.kirche-rechtsrheinisch.de

Text: Ute Glaser
Foto(s): Ute Glaser