Diese Ausgabestelle hat gefehlt. Im Stadtteil Neustadt-Süd konnte man seit einiger Zeit nirgendwo Lebensmittel an einer sogenannten Tafel erhalten. Das ändert sich in diesen Tagen. Die Gemeinde von St. Severin und die der Kartäuserkirche haben sich zusammengetan und an der Kartause eine Tafel ins Leben gerufen. Und die Resonanz der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer hat alle Erwartungen übertroffen. Sage und schreibe 67 Freiwillige haben sich gemeldet und wollen in der neuen Lebensmittel-Ausgabestelle mithelfen. Immer montags ab 15 Uhr kann man im Kapitelhaus, Kartäusergasse 7b, zwischen Kirche und Kindergarten Obst, Gemüse, Nudeln, Reis und vieles mehr kostenlos abholen.
Voraussetzungen: Man muss im Stadtteil Neustadt-Süd gemeldet sein und man darf als Alleinstehender höchstens 950 Euro pro Monat zur Verfügung haben. Für jede weitere Person im Haushalt erhöht sich der Anrechnungsbeitrag um 350 Euro. Als Nachweise können der Zuwendungsbescheid des Job-Centers oder der Köln-Pass dienen. Die Bedürftigkeit wird einmal geprüft. Dann bekommt man eine Ausweiskarte, mit der man seine Berechtigung unkompliziert nachweist. Die Neustadt-Süd wird eingegrenzt durch den Rhein, die Ringe, die allerdings nicht zur Neustadt-Süd gehören, bis zur Aachener Straße und die Eisenbahnstrecke.
Ökumenisches Projekt
Die Tafel an der Kartäuserkirche ist ein ökumenisches Projekt. Die Kartäuser-Gemeinde und die Gemeinde von St. Severin arbeiten zusammen. „Die Tafel ist natürlich auch ein soziales Projekt“, sagt Ingrid Rasch von St. Severin. „Und sie hilft auch, Lebensmittel sinnvoll zu nutzen, die sonst weggeworfen würden.“ Die Tafel-Mitstreiter holen die Produkte in Supermärkten ab, wenn dort neue Lebensmittel geliefert wurden. Manchmal spenden aber auch Privatleute. Kürzlich hat ein großer Supermarkt eine Initiative gestartet und Kunden gebeten, Lebensmittel für 10 Euro in Tüten zu packen. Diese Tüten wanderten ebenfalls zu den Tafeln. Mathias Bonhoeffer ist Pfarrer an der Kartäuserkirche und ebenfalls bei der Tafel engagiert. Er hat die Scheu der Menschen erlebt, sich als bedürftig zu erkennen zu geben: „Viele, die sich gemeldet haben, haben jemand anderen anrufen lassen.“
„Das wird sich schnell herumsprechen“
Noch ist die Zahl der Klienten gering. Aber Bonhoeffer ist sicher: „Das wird sich schnell herumsprechen. In der Südstadt gibt es viel mehr Armut, als man glaubt.“ 30.000 Menschen wohnen in dem Stadtteil mit den überdurchschnittlich hohen Mieten. Aber es leben auch zahlreiche Leute dort, die jeden Cent umdrehen müssen. Karin Fürhaupter ist Vorsitzende des stadtweiten Trägervereins Kölner Tafeln. „Wir haben stadtweit im Moment 41 Ausgabestellen. Bis vor kurzem war für die Neustadt-Süd die Heilsarmee zuständig. Die haben aber ihre Tafel geschlossen.“
Detail am Rande: Die neue Ausgabestelle der Tafel für den Stadtteil Neustadt-Süd liegt in der Altstadt-Süd. Den Kunden wird das herzlich egal sein. Menschen aus der Altstadt-Süd finden ihre Tafel immer donnerstags von 16 Uhr bis 17.30 Uhr An Lyskirchen 10.
Foto(s): Stefanie Sternemann