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Neue Räume für die Erlöserkirche

Wenige Tage vor der Wiedereröffnung – nach zweijähriger Umbauphase – herrscht noch hektisches Treiben in Niederaußem in der Erlöserkirche. Die Renovierung des schmucklosen Gebäudes aus der Nachkriegszeit war notwendig geworden. Viel Kraft hat sie die Beteiligten gekostet. Aber sie hat sich gelohnt: Jetzt erstrahlt die Kirche in neuem Glanz.

Der vorhandene gelbe Backsteinbau aus dem Jahr 1956 bildet eine Symbiose mit dem modernen Teil – einem weiß verputzten, verglasten Anbau. Rund 1.000 Gemeindeglieder aus Niederaußem und dem Bezirk Niederaußem-Glessen zählt die Gemeinde von Pfarrer Thorsten Schmitt, der sich sehr über die gelungene Sanierung freut. „Jetzt gibt es endlich einen großen, teilbaren Gemeinderaum, eine gut zu bewirtschaftende Küche und das längst überfällige, barrierefreie WC im Erdgeschoss.“

Mehr Platz und Gestaltungsmöglichkeiten
Die Jugendlichen dürfen sich mit ihren Aktivitäten in den großzügigen Kellerräumen ganz nach ihrem Geschmack ausbreiten, während oben gleichzeitig Bildungsangebote für Erwachsene stattfinden können. Schmitt will zukünftig wieder seine Kenntnisse im Bibliodrama in das spirituelle Gemeindeleben einbringen und freut sich, dass durch den Anbau jetzt auch die geeigneten Räume dafür zur Verfügung stehen. „Das war ja früher alles gar nicht möglich“, sagt der Pfarrer und erinnert sich an den verstaubten Gruppenraum im Keller mit dunkler Holzvertäfelung, der als einziger Raum für sämtliche Gemeindeaktivitäten herhalten musste.

Barrierefreie Gestaltung als große Hürde
Eine der größten Herausforderungen, mit denen sich die Architekten der Antoniter-Siedlungsgesellschaft schon seit den ersten Planungen in den 1990er Jahren beschäftigten, war die barrierefreie Gestaltung der Kirche, verbunden mit der Überwindung des Niveauunterschieds von vier Stufen zwischen Gemeinde- und Kirchraum und die Verlegung der Toilettenräume aus dem steilen Kellerabgang nach oben. Das Problem des Höhenunterschieds konnte im Zuge der Erweiterung durch den Einbau einer Rampe gelöst werden. Integriert in das Foyer sind jetzt auch die Glassteine aus dem alten Bestand. Durch die Platzierung im neuen Teil haben sie eine künstlerische Aufwertung erfahren.

Es brauchte einen langen Atem
Thorsten Schmitt ist schon seit gut 20 Jahren in der Gemeinde tätig. Da die Pfarrstelle in Niederaußem nach dem Weggang des damaligen Pfarrers in 2009 mit dem Bezirk Glessen vereinigt wurde, ist er seitdem zusammen mit seinem Kollegen Matthias Bertenrath zuständig für den Doppelbezirk mit seinen sieben Orten. Und seit diesem Zeitpunkt wird über die Renovierung der Kirche diskutiert und geplant. „Durch die eingesparte Pfarrstelle hatte die Gemeinde Überschüsse, die für das Sanierungsvorhaben genutzt werden konnten“, sagt er, „aber es wäre nicht realisiert worden, wenn der Kirchenverband nicht erhebliche Mittel zugeschossen hätte.“

Künstlerische Gestaltung kommt neu zur Geltung
Begeistert zeigt sich Schmitt vor allem von der neuen Gestaltung des Kirchraums. Durch die Verlegung des Eingangs weg von dem engen und dunklen Glockenturm hin zur gegenüberliegenden Wand des Altars kommt nun das Altarfenster besser zur Geltung. Es wurde in den 1960er Jahren von der Düsseldorfer Künstlerin Johanna L’Hoest gestaltet und hat den „Geist Gottes“ zum Thema. Ein zentral angeordnetes Kreuz wird von zum Himmel strebenden blut-roten Flammen umspielt. „Und der Geist Gottes steht einfach für dieses Prinzip, das wir in der christlichen Tradition haben, dass nichts statisch, sondern alles immer in Bewegung ist, dass die Menschen sich aufmachen und bereit sind, sich auf Neues einzulassen“, so Schmitt.
Dieses Thema mit einem Bibelvers zu unterstreichen war ihm bei der Gestaltung wichtig. Durch den Einbau einer verglasten Eingangstür, versehen mit dem Vers aus dem 2. Korintherbrief ist dies gelungen: „Der Herr ist der Geist, wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“. Eine Freiheit, die bei den Menschen, die diesen Raum betreten, durch den Geist Gottes ankommen soll.

Text: Anne Siebertz
Foto(s): Anne Siebertz