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Neue Plastik auf dem Evangelischen Friedhof Quirlsberg eingeweiht

„Die Leute bedanken sich noch heute“, sagt Thomas Hildner erstaunt. Obwohl der 2. Tag des Friedhofs vorbei ist, wirkt er bei dem Leiter des Evangelischen Verwaltungsamtes Rhein-Berg noch nach, weil Menschen anrufen, nachfragen, Lob äußern, Detailfragen klären möchten. Der Tag des Friedhofs fand zum zweiten Mal in Bergisch Gladbach statt, dieses Jahr auf dem Evangelischen Friedhof Quirlsberg in der Stadtmitte, für den das Verwaltungsamt zuständig ist.


Abwechslungsreiches Programm auf dem Friedhof
Am Sonntag, 13. September 2009, hatte das Amt in Zusammenarbeit mit weiteren Organisatoren ein abwechslungsreiches Programm konzipiert, um über Themen rund um Sterben, Tod und Beerdigung zu informieren. Mit im Boot waren auch Bestatter, Friedhofsgärtner, Floristen, Steinmetze, Friedhöfe, der Hospizdienst Bergisch Gladbach e.V., die Trauerbegleitung am Vinzenz Pallotti-Hospital sowie die rheinische Treuhandstelle für Dauergrabpflege.

In Kürze erläutert ein Schild die Plastik
Die Friedhofstore öffneten sich weit. Und wer durch den Haupteingang eintrat, erblickte sofort eine Neuerung: Im neu gestalteten Eingangsbereich zog eine große Plastik die Aufmerksamkeit auf sich. Sie stellt das Siegel der Evangelischen Kirchengemeinde mit seiner Inschrift „Spes unica in deo“ (Die einzige Hoffnung in Gott) dar, ist sozusagen seine übergroße, steinerne Version. „Damit wollen wir zeigen, dass wir ein christlicher Friedhof sind“, erklärt Thomas Hildner. „Der Stein ist ein Aushängeschild. Er zeigt, wir stehen zu unserem christlichen Glauben.“ Die Ausführung übernahm für die Evangelische Kirchengemeinde Bergisch Gladbach ein ortsansässiger Steinmetz und in Kürze soll ein Schild die Plastik näher erläutern.

Tag des Friedhofs sollte Orientierung bieten
Der 2. Tag des Friedhofs hatte mit einer kurzen Andacht um 11 Uhr und einer Kunstinstallation der Kürtener Glaskünstlerin Maria Schätzmüller-Lukas begonnen. Obwohl im Stadtzentrum das Stadt- und Kulturfest lockte, fanden zahlreiche Menschen den Weg hoch auf den Quirlsberg, um sich an Info-Ständen über Wissenswertes zu den Themen Tod und Bestattung zu informieren. Die Resonanz stuft Thomas Hildner als „durchweg positiv“ ein, die Besucher seien „wirklich interessiert“ gewesen. Motiv für die Veranstaltung, deren Schirmherrschaft Bundestagsabgeordneter Wolfgang Bosbach übernommen hatte, war es denn auch, Wissenslücken zu füllen und Hemmschwellen abzubauen. Ihm und seinen Mitarbeitern falle immer wieder auf, sagt Thomas Hildner, „dass die Angehörigen Fragen haben, auf die sie bisher keine Antwort fanden“. Tod ist immer noch ein großes Tabu-Thema in der deutschen Gesellschaft, sodass Familien bei einem Todesfall oft völlig unvorbereitet und daher überfordert sind. Eine Situation, die Angst machen kann und bisweilen zu unbedachten Entscheidungen führt. Der Tag des Friedhofs sollte daher Orientierung geben.

Friedhof soll auch ein „Ort der Begegnung“ sein“
Ein Highlight für Musikfreunde war die Gruppe „Rolly Brings und Bänd“, die ihr Programm „Memento mori“ aufführte. Kinder freuten sich in der Trauerhalle über das Puppenspiel von Gerd Pohl „Plum sucht einen Freund“. Außerdem gab es Führungen über den Friedhof, auch über den denkmalgeschützten historischen Friedhof am Fuße des Quirlsbergs gleich neben der Gnadenkirche. „Wir möchten den Friedhof als Ort der Begegnung erlebbar machen“, sagt Bestatter Jochen König. Solch eine parkähnliche Fläche sei nicht nur Treffpunkt für alte Menschen, sondern auch ein Ort der Ruhe und Entspannung für jüngere Generationen.

Grab als Fixpunkt der Erinnerung
Im Vordergrund des 2. Tags des Friedhofs – der erste fand vergangenes Jahr in Schildgen statt – standen Information und Kommunikation. Die Besucher erfuhren, was es mit früheren Bräuchen wie dem Verhängen von Spiegeln auf sich hat, sie konnten Mustergräber betrachten, dem Steinmetz bei der Arbeit zusehen, Formen des Abschieds kennen lernen und sich über alternative Bestattungsformen informieren. Erdbestattung muss nicht sein. Möglich sind beispielsweise auch die Bestattung im Gemeinschaftsgrab, Urnengrab, Waldgrab, Themen- oder Baumgrab. Die letzte Ruhestätte sei so individuell wie jeder Mensch, sagt Bestatter David Roth. Und Friedhofsgärtner Tillmann Schroer bestätigt: „Wir möchten den Leuten zeigen, dass etwas Persönliches auf dem Friedhof möglich ist.“ Übrigens, das betonen alle vor Ort, müsse niemand aus Sorge um die Grabpflege in die anonyme Bestattung ausweichen. Durch verschiedene Modelle lasse sich auch eine pflegeleichte letzte Ruhestätte gestalten. Solch ein Grab sei nicht nur ein Fixpunkt der Erinnerung, stellt Tillmann Schroer fest, sondern auch ein Ort der Stadtgeschichte. „Denn zu einer Stadt gehören die Toten dazu wie die Lebenden.“

Text: Ute Glaser
Foto(s): Ute Glaser