You are currently viewing Neue Frauenbeauftragte und Pfarrerin der Melanchthon-Akademie

Neue Frauenbeauftragte und Pfarrerin der Melanchthon-Akademie

Zwei Anschriften, zwei Schreibtische, zwei Mail-Adressen… Das und anderes mehr können unterschiedliche Arbeitsbereiche mit sich bringen. Doch Katja Kriener ist zuversichtlich. „Das wird sich alles rasch einspielen.“ Seit Anfang Dezember 2010 ist die 52-Jährige die Frauenreferentin des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region. Zugleich ist sie Pfarrerin an der Melanchthon-Akademie des Verbands. Mit jeweils einem halben Dienstauftrag. Ihre beiden Büros liegen nur einen Steinwurf voneinander entfernt in der Kölner Südstadt. Ebendort, in der Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7, wird die gebürtige Düsseldorferin am Freitag, 4. Februar 2011, in ihre neuen Dienste eingeführt. Der Gottesdienst mit Andrea Vogel, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, und Dr. Bernhard Seiger, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd, beginnt um 16 Uhr.

Bonn, Tübingen, Jerusalem, Wuppertal, Düsseldorf
Studiert hat die Theologin in Bonn, Tübingen, Jerusalem und schließlich Wuppertal. Ihre zwei Semester in Jerusalem absolvierte sie im Rahmen von „Studium in Israel“. Getragen wird dieses Studien- und Fortbildungsprogramm, das sich der „Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden“ verpflichtet sieht, aktuell von dem Studium in Israel e.V. und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Es ermöglicht christlichen Theologiestudierenden einen zwölfmonatigen Aufenthalt an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Zudem führt es dort Fortbildungen und Studienaufenthalte für Pfarrerinnen und Pfarrer, Lehrerinnen und Lehrer durch. Dieses Programm lernte Kriener auch von „anderen“ Seiten kennen: 1987/88 in einem Sondervikariat. Von 1995 bis 2007 führte sie die Geschäfte des Arbeitskreises „Studium in Israel“. Ihr reguläres Vikariat und ihren Hilfsdienst versah Kriener in der Evangelischen Kirchengemeinde St. Augustin-Mülldorf. Lange Zeit, bis Februar 2010, war sie in der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) Landespfarrerin für das christlich-jüdische Gespräch und in der Leitung der landeskirchlichen Studienstelle Christen und Juden.

Theologische Kernkompetenz: Kenntnisse über Israel
Woher kommt ihr offensichtliches Interesse am Judentum und an Israel? „Ich wollte früh Theologie studieren. Und wer Theologie studiert, sollte sich auch mit dem Judentum, mit Israel beschäftigen, möglichst dorthin reisen.“ Kenntnisse über Israel, das Judentum, jüdische Religiosität und jüdisches Leben gehörten in den Katalog der Kernkompetenzen von Theologinnen und Theologen, meint Kriener. Sie selbst besuchte erstmals nach dem Abitur Israel, lebte längere Zeit in einem Kibbuz in der Negev-Wüste. „Von Jugend an“ habe „die Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden, das ökumenische Gespräch, die Begegnung mit Frauen und Männern anderer Religionen und Kulturen“ ihr privates wie berufliches Leben geprägt.

So bald wie möglich „ankommen“
Momentan steht für die verheiratete Mutter von zwei erwachsenen Töchtern das Kennenlernen der neuen Arbeitsbereiche im Vordergrund. „Ich mache mich vertraut mit dem Umfeld und meinen verschiedenen Aufgaben.“ Mit ihrem Mann Dr. Tobias Kriener, Pfarrer im eingeschränkten Dienst in der Evangelischen Kirchengemeinde Hersel, wohnt sie in Bonn-Buschdorf. Katja Kriener hat vor Aufnahme ihrer Tätigkeiten und in den ersten Wochen ihrer Dienste auf unterschiedlichen Ebenen Gespräche geführt. Sich mit leitenden Mitarbeitenden, mit Kolleginnen und Kollegen ausgetauscht, Einrichtungen des Verbands besucht. In beiden Stellen will sie so bald wie möglich „ankommen“. Und sie blickt gespannt der Vielfalt der Themen entgegen, stellt sich der „Herausforderung“. Und: „Bislang sind mir noch keine Themen begegnet, auf deren Behandlung ich keine Lust hätte.“

Lebenswirklichkeiten, Bedürfnisse und Erfahrungen von Frauen im Blick
Noch in der Erkundungsphase befindet sich Kriener also auch hinsichtlich ihres Dienstes im Frauenreferat. Dort folgt sie Christina Schlarp nach. Schlarp hatte als Pastorin im Sonderdienst diese Aufgabe von November 1999 bis März 2009 sehr engagiert wahrgenommen. Zunächst auf einer halben Stelle, später mit einer ganzen. Anschließend blieb die Position zwanzig Monate vakant. „Wenn sie nun auch wieder besetzt ist, so muss man doch beachten, dass ich dort nur zu fünfzig Prozent tätig bin“, möchte Kriener eine möglicherweise zu hohe Erwartungshaltung früh relativieren. Mindestens erwarten darf man jedoch eine Pfarrerin, die sich darauf freut, „mit Anderen zusammen die vielen Lebenswirklichkeiten, Bedürfnisse und Erfahrungen von Frauen hier in Köln und Region in den Mittelpunkt meiner Arbeit zu stellen, mit ihnen gemeinsame Lernwege zu gehen und auch kirchenferne Frauen auf die Angebote unserer Frauenarbeit aufmerksam zu machen“.
Der Rückgang finanzieller Mittel in der Rheinischen Landeskirche habe sich spürbar auch auf die Zahl der hauptamtlich in der Frauenarbeit Beschäftigten ausgewirkt, stellt Kriener fest. Glücklicherweise treffe sie im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region noch zwei Frauenbeauftragte an. „Natürlich“ freut sie sich auf die Zusammenarbeit mit Heike von Hagen, Frauenbeauftragte im Kirchenkreis Köln-Mitte, und Sabine Richarz, Frauenbeauftragte im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch. Zudem nennt Kriener es „ein schönes Zeichen“, dass die Stelle der Frauenreferentin nun wieder besetzt worden sei. Die Einrichtung eines Frauenreferates hält sie für enorm wichtig, um fortgesetzt und wirksam den Fokus auf Frauen spezifische Fragen und Themen in der Kirche richten zu können. Ihre Tätigkeit erfordere „Parteilichkeit in Frauenfragen“. Aber selbstverständlich wolle sie in diesem Zusammenhang nicht allein Themen innerhalb der Kirche aufgreifen, sondern allgemein gesellschaftlich virulente Fragen rund um die Frauenarbeit.

Christlich-jüdischer Dialog und Kulturort Trinitatiskirche
Die andere halbe Stelle bekleidet die Pfarrerin an der Melanchthon-Akademie. Dort arbeitet sie in den Bereichen Theologie, christlich-jüdischer Dialog und Kultur. „Ich übernehme theologische Aufgaben, die in der Weiterbildung unserer Einrichtung anfallen. Selbstverständlich freue ich mich, dass ich das christlich-jüdische Thema weiterführen und darüber hinaus biblisch orientiert arbeiten kann.“ Mit Spannung blickt sie auch ihrer Einbindung in die Kulturarbeit an der evangelischen Trinitiatiskirche im Filzengraben entgegen. Die werde unter anderem auch von der Melanchthon-Akadamie mitbestritten und beinhalte Angebote wie Gottesdienste, Vorträge, oder Lesungen.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich