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Neue CD mit „Orgel & Sax“:

Das Genre „Orgel plus“ kennt auch „Orgel & Sax“: die Königin der Instrumente im gemeinsamen Spiel mit dem Saxophon. „Was vor Jahren noch als exotisch empfunden wurde, findet heute immer häufiger statt“, informierte Johannes Quack in seiner kurzen Einführung in ein besonderes Konzert in der Antoniterkirche. Kirchenmusikdirektor Quack ist dort Kantor.

Und Künstlerischer Leiter der Konzertreihe „KirchenTöne“, die vom Förderverein Kirchenmusik an der Antoniterkirche Köln e.V. veranstaltet wird. Mit „Flight“ (Flug) hat der Förderverein seine dritte CD produziert. Im Gotteshaus in der Schildergasse wurde sie im Oktober aufgenommen und nun mit einer live gespielten Auswahl von Stücken vorgestellt.

Zweimaliger Grammy-Gewinner
Die zahlreichen Zuhörenden zeigten sich begeistert. Ihr lang anhaltender Applaus galt den beiden Protagonisten, Mark Jaquet und Heiner Wiberny. Der 31-jährige Jaquet ist Kantor an der Reformationskirche in Köln-Marienburg und gefragter Konzertorganist. Wiberny (70) ist vom Jazz geprägter Saxophonist, Flötist, Komponist und Hochschuldozent. Von 1974 bis 2009 war er Erster Altsaxophonist und Solist beim WDR in Köln, seit 1981 in der WDR-Bigband. Der zweimalige Grammy-Gewinner bereicherte als renommierter Solist weitere Bigbands, außerdem Jazzensembles und Symphonieorchester. Er blickt zurück auf Tourneen durch Europa, Süd-Ost-Asien und Afrika sowie auf Gastspiele in New York, Los Angeles und Las Vegas.

Das Cover der neuen CD "Flight"

Klassiker und „Weltmusik“
Die beiden famosen Musiker haben gemeinsam 16 Stücke eingespielt. Traditionelle Kirchenmusik ist auf „Flight“ nicht zu hören. Vielmehr finden sich Klassiker wie Saties „Gymnopédie No. 1“, Gershwins „Summertime“ und Bernsteins „One Hand, One Heart“ interpretiert. Insbesondere aber handelt es sich um Jazz-verwandte Musik, im weitesten Sinne „Weltmusik“. Allein vier Kompositionen stammen aus der Feder Wibernys: das weltweit aufgeführte „Ulla in Africa“, der besonders berührende „Song for my parents“, außerdem „Confidence“ und „Wolkentanz“. Insgesamt über 60 Minuten dauert die musikalische Reise, auf der „The Wedding“ von Abdullah Ibrahim, „Plum Island“ von Charlie Mariano oder „Cocamba“ von George Fleury weitere, internationale Stationen bilden.

Spontanes Interesse aneinander
Jaquet und Wiberny kennen sich gut fünf Jahre. Der Kontakt entstand, nachdem Jaquet 2008 die Kirchenmusiker-Stelle in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Bayenthal angetreten hatte. „Anfangs kannte ich dort niemanden“, erinnert sich der Organist. Damals habe ihm Pfarrer Dr. Bernhard Seiger eine Liste mit Namen von Musikern in die Hand gegeben, die schon mal in der Reformationskirche aufgetreten seien. Zu diesen zählte Wiberny. „Ich habe ihn angerufen und gefragt, ob er Lust hat, mit mir Musik zu machen“, so Jaquet. Hatte er. Beide lernten sich rasch schätzen, konzertierten zusammen und gestalteten musikalisch auch Gottesdienste in der Reformationskirche.

Virtuosität und stilistische Vielfalt
„Unsere Interessen überschneiden sich. Und ich wollte neben der Kirchenmusik immer mal was anderes machen“, erklärt Jaquet die Zusammenarbeit. Wiberny, der auch klassische Musik studiert und sich schon immer für Kirchenmusik interessiert hat, „weiß einzuschätzen, wie gut Marc spielt. Außerdem ist er vielseitig. Das kann man nicht von allen Kirchenmusikern behaupten.“ Jaquet wiederum würdigt die Virtuosität und stilistische Vielfalt seines Kollegen, dessen besonderes, klangfarbenreiches Spiel er sehr gerne mit dem orchestralen Instrument Orgel kombiniert.

„Ihr müsst mal eine CD machen“.
Dass ihre abwechslungsreichen, ungewohnten musikalischen Grenzüberschreitungen sich auf CD gepresst finden, hat zunächst mit der „Aufforderung“ von Gemeindegliedern und Konzertbesuchenden zu tun: „Ihr müsst mal eine CD machen“. Daraus entstand, auch im Kontakt mit Quack, die Idee, Geld einzuspielen für die notwendige Sanierung der Peter-Orgel in der Reformationskirche sowie für die Refinanzierung der 2013 abgeschlossenen Restaurierung und Modernisierung der Peter-Orgel in der Antoniterkirche. „Beide Gemeinden benötigen in diesem Punkt finanzielle Unterstützung“, so Jaquet. Daher verzichten er und Wiberny auf jegliches Honorar. „Wir haben das aus Spaß an der Musik gemacht“, stellt das exzellente Duo einmütig und uneitel fest. Dabei stelle „Flight“ in gewisser Weise Neuland dar. Denn in der Formation Orgel und Saxophon sei ein Großteil der Stücke noch nie aufgenommen worden. Für den Kantor ist es die erste CD-Produktion. Wibernys Spiel ist auf über hundert Platten und CDs „verewigt“.

Erlös für zwei Orgeln
Angeboten wird die CD für 12 Euro. Sie ist erhältlich im Foyer der Antoniterkirche und in der Evangelischen Informationsstelle Köln im CityPavillon neben der Antoniterkirche, beide Schildergasse 57, sowie nach den Gottesdiensten in der Reformationskirche, Goethestraße/Ecke Mehlemer Straße. Der Erlös kommt der Renovierung der Orgel in der Reformationskirche zugute. Ebenso trägt er, auch zur Freude von Manfred Eul (1. Vorsitzender des Fördervereins Kirchenmusik an der Antoniterkirche e.V.), zur Refinanzierung der 2013 erfolgten Sanierung der Orgel in der Antoniterkirche bei.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich