Von innen beleuchtete große Sitzmöbel. Lichtbänder, die die Sichtachse vom Chlodwigplatz in der Kölner Südstadt bis zur Lutherkirche säumen und einen sozusagen in das Gotteshaus „saugen“. So könnte die Zukunft aussehen. Aber der Reihe nach: Das kleine Karo ist Pfarrer Mörtters Sache nicht. Er denkt fast immer XXL. Und das ist bei seinem neuesten Vorhaben nicht anders. Er möchte das Gebäude-Ensemble an der Lutherkirche abreißen. Stehen bleiben werden der denkmalgeschützte Turm und die Kirche. Jüngst präsentierten Architektur-Studenten der TH Köln im Gemeindesaal der Lutherkirche Ideen für die Freiraumplanung an der Lutherkirche. Sie hatten sich in einem Seminar mit ihrem Dozenten Jürgen Wulfkühler Gedanken über den Parkplatz neben der Kirche gemacht. Denn Mörtter will einen Schritt wagen, der ihm in der Südstadt mit ihrem immensen Parkdruck nicht nur Freunde machen wird.
„Die Stellplätze fallen weg. Stattdessen wollen wir dort eine Freifläche anlegen. Die kleine Straße, die zwischen dem Café und dem Weinladen liegt und die parallel zum Parkplatz verläuft, wird für den Autoverkehr gesperrt und der neuen Freifläche zugeschlagen“, beschreibt der Pfarrer eine wichtige Neuerung für das Veedel, das wohl in Zukunft mit einem Dutzend weniger Parkplätzen auskommen muss. Die „Lichtmöbel“ und die Lichtbänder haben Studenten vorgeschlagen. Die Flächen, auf denen die dem Abriss geweihten Häuser stehen, werden neu bebaut. In gleicher Höhe, mit einem Staffelgeschoss zusätzlich. In den Gebäuden werden wie bisher Büros der Gemeindeverwaltung und Wohnungen untergebracht. Büroräume können auch von externen Firmen gemietet werden. In den Neubau neben dem Turm soll ein Restaurant einziehen. „Dort wird hochwertige Küche angeboten.“ Mit Außengastronomie. In allen Entwürfen der Studenten waren dafür Tische und Stühle vorgesehen. Wichtig ist den Studenten auch, dass die Fläche öffentlich ist. Man darf sein Feierabendbier mitbringen und ist nicht gezwungen, Geld auszugeben. Gleichzeitig präsentierten die Entwürfe den öffentlichen Raum als im wahrsten Sinne des Wortes offen. Soziale Kontrolle ist spätestens ab dem zweiten Feierabendbier vonnöten. Urban Gardening spielt in den meisten Entwürfen eine Rolle. „Vielleicht könnte man in den Pflanzkisten Kräuter anbauen, die vor Ort in dem Restaurant verarbeitet werden“, schlägt Mörtter vor.
Geradezu tollkühn mutet der Vorschlag von zwei Studenten an, die Volksgartenstraße vor der Lutherkirche an für den Autoverkehr in Richtung Bonner Straße zu sperren. „Das würde die Freifläche schlagartig verdoppeln, heißt es in dem Entwurf. Voraussichtlich zu Beginn des nächsten Jahres soll ein Architektenwettbewerb starten. „Wir wollen nachhaltig-hochwertig bauen.“ Bei vergleichbaren Projekten habe man gespart und beispielsweise Türrahmen aus Kunststoff eingebaut. Das will der Südstadtpfarrer unbedingt vermeiden. „Wir legen großen Wert auf Qualität und Ökologie.“ Gleichzeitig sollen die späteren Mieten angemessen und trotzdem bezahlbar sein. Jetzt muss nur noch das Presbyterium zustimmen. Hat die Gemeinde eigentlich Rücklagen, um zu bauen? Hat sie nicht. Mörtter ist trotzdem optimistisch. „Das Elefantenhaus im Kölner Zoo ist auch ausschließlich mit Spenden gebaut worden. Wir hier sind sozusagen ein geistlich-spirituelles Elefantenhaus.“ Das soll, so rechnet der Pfarrer mal wieder in XXL, 1,5 Millionen Euro kosten. Spender werden gesucht.
Foto(s): Stefan Rahmann