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Neu: Die Werkstatt für Lebenskunst ergänzt die vielfältigen Angebote der Lutherkirche in der Südstadt

Erlebnisse mit dem lebenden Werkstoff
Wer etwas für seinen Setzkasten modellieren oder endlich mal mit einem selbstgebastelten Muttertagsgeschenk glänzen möchte, ist in der „Werkstatt für Lebenskunst“ fehl am Platze. Die Künstlerin Silke Speckenmeyer, Leiterin der Werkstatt, hat andere Pläne für das Arbeiten mit Ton: „Es wird nichts in den Brennofen geschoben. Der Ton bleibt Ton in seiner reinsten Form. Er behält seine Farbe und seine Konsistenz. Seine Form bleibt vergänglich. Das modellierte Ergebnis ist ein Objekt – eine Momentaufnahme, der Zustand kann sich immer wieder verändern.“ In den drei Kursen der „Werkstatt für Lebenskunst“, die der Förderverein „Südstadt-Leben“ der evangelischen Lutherkirche in der Kölner Südstadt anbietet, geht es in erster Linie um das Erlebnis, mit einem „lebenden Werkstoff“ zu arbeiten. Zielgruppen der Kurse sind Kinder, Schwangere und Menschen jenseits der 55.


Ganz auf der Linie der Lutherkirche: Menschen kommen in Kontakt
Wie die Veränderung des Objektes aussieht, haben einige ältere Menschen bei einem ersten Termin bereits erlebt. Nachdem sie zwei Stunden modelliert hatten, wurden alle Ergebnisse wieder zerstört und der gesamte Ton zu einem großen Klumpen geknetet. „Da haben einige Teilnehmende ganz schön geschluckt“, erinnert sich Hans Mörtter, Pfarrer der Lutherkirche, der in dem Moment kurz vorbeischaute, als die Zerstörung ihren Lauf nahm. Ergebnisorientiert, wie es in unserer Gesellschaft die Norm sei, denkt Silke Speckenmeyer bei ihren Kursen nicht: „Üblicherweise trifft man sich zu solchen Kursen, modelliert, brennt und ist stolz oder auch nicht. Im Zweifel ist man frustriert.“
Bei Speckenmeyer gibt es keine Vorgaben, jeder kann tun, was er möchte. Wichtig sei, dass die Menschen wieder lernten, richtig zuzupacken. Sie stört sich daran, dass Kinder mit dem Eintritt in die Schule verlernen, unverkrampft mit den Händen zu hantieren. Krickeln sei nicht mehr erlaubt, schön schreiben sei wichtig, alles würde bewertet. Das Spielerisch gehe verloren. „Es fließt was aus den Menschen über die Hände in die Form“, erläutert Mörtter den Prozess. Darüber kämen die Menschen in Kontakt: „Das gehört ja auch zur ,corporate identity‘ der Lutherkirche“, fährt er fort. Er hofft, dass in absehbarer Zeit in der „Werkstatt für Lebenskunst“ vielleicht doch noch etwas Unvergängliches entsteht, ein Brunnen für die Kirche etwa. „Wasser in der Kirche schafft eine irre Atmosphäre“, weiß der Pfarrer. Er weist auf einen theologischen Aspekt in der Werkstatt-Arbeit hin, der ihm sehr wichtig ist: „In der gängigen Theologie heißt es immer ,Du sollst‘. Hier dagegen gilt das Motto ,Du kannst‘.“

Zielgruppen: Menschen ab 55; schwangere Frauen;  Kinder ab 5
Kinder ab fünf Jahren und ihre Eltern sind erstmals eingeladen zur Familienwerkstatt am Samstag, 28. Januar, von 10 bis 11.30 Uhr in der Lutherkirche, Martin-Luther-Platz. Die Kunstwerkstatt für Menschen jenseits der 55 war bereits einmal geöffnet, Interessierte treffen sich jeden Donnerstag von 10 bis 12 Uhr im Gemeindesaal der Lutherkirche. „Rundherum schwanger sein“ ist der Titel der Werkstatt für schwangere Frauen. Die treffen sich erstmals am Donnerstag, 26. Januar, um 19.30 Uhr in der Lutherkirche.
Mehr zur Künstlerin und zum Projekt unter www.silkine.de. Anmeldungen und Werkstatt-Information unter den Telefonnummern 0221/37 62 990 oder 0221/93 21 312. Im Internet: www.suedstadt-leben-koeln.de..

Text: Rahmann
Foto(s): ran