„Menschen, die die Kirche in Bewegung bringen wollen“ – so charakterisiert Christoph Nötzel die Gruppe, die sich in der Kölner Trinitatiskirche eingefunden hatte. Der vierte Workshoptag der Initiative widmete sich dem Thema „Networking“: Herausforderung und Chance für die Kirche der Zukunft.
Pfarrer Christoph Nötzel, Leiter des Amtes für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste (gmd) der Evangelischen Kirche im Rheinland hat das Projekt „glaubensreich“ im November 2014 mit einem ersten Projekttreffen ins Leben gerufen. „Wir beschäftigen uns nicht mit organisatorischen, sondern mit inhaltlichen Fragen: Wie kommt Zukunft in die Kirche? Wie kann Glaube, Evangelium gelebt werden?“ Das Projekt versteht sich dabei als Plattform für alle, die an diesen Themen mitarbeiten wollen. An offen gehaltenen Arbeitstagen kann jede und jeder, ob kirchlicher Mitarbeiter oder externe Interessentin, seine und ihre Ideen einbringen. Nötzel berichtet von etwa 350 regelmäßigen Interessentinnen und Interessenten aus dem Bereich der ganzen Landeskirche und 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei der ersten Sitzung. Dieses Mal sind durch terminliche Überschneidungen in der Landeskirche gut 40 dabei.
Herausforderungen für Kirche heute
Ziel der Treffen ist es, über „Kirche heute“ nachzudenken und Projekte zum Mitmachen zu entwickeln. Was die Akteurinnen und Akteure von „glaubensreich“ dabei als besonders wichtig empfinden, zeigen die beim zweiten Netzwerktreffen gesammelten Stichworte: Mut zu experimenteller Kirche, Kirche nahe bei den Menschen, Glaubwürdigkeit, Gemeinsamkeit und Geistlichkeit, Platz für junge Menschen, Teilnahme an der Digitalisierung von Kommunikation. Allesamt Aufgaben, für die es keine Patentrezepte gibt. Wer in der säkularisierten Welt von heute Glauben vermitteln will, muss Lust auf Experimente und auch den Mut zum Scheitern mitbringen, so der Tenor.
Zusammen arbeiten – zusammenfinden
Bei diesem Treffen wechselten sich im Tagesprogramm Gruppenarbeiten und Diskussionen mit Musik, Bibelarbeit und Kurzvorträgen ab. Es soll bei „glaubensreich“ nicht nur zusammen gearbeitet, sondern auch spirituell zusammengefunden werden. „Geistliche Momente lassen aufatmen, verbinden und schaffen Inspirationsraum“, so Nötzel. Über den Tag verteilt luden „Musikinseln“ zur gemeinsamen Kontemplation ein. Sie wurden gestaltet von Andre Enthöfer, der auf Saxophon und Klarinette Choralimprovisationen zu Gehör brachte. Zu einer fruchtbaren Atmosphäre trug auch die Umgestaltung des Kircheninnenraums bei: An Stelle der üblichen Reihenbestuhlung für Gottesdienste oder Konzerte fanden sich im Kirchenschiff kommunikationsfreundliche Gruppentische. Neben dem Altar fragte das „glaubensreich“-Banner: „Worauf warten wir noch?“ Es geht also los mit der Arbeit an der Kirche der Zukunft!
„glaubensreich“-Projekte sind in vollem Gange
So manches Projekt konnte die Initiative bereits auf den Weg bringen; Präsentationen der gestarteten Projekte zeigten die große Bandbreite an Ideen. Im eher kirchenfernen Köln-Mülheim will das Projekt „Die Beymeister“ Menschen wieder zusammenbringen, ein digitaler Gottesdienst aus Essen lud zur Teilnahme per Twitter während der Live-Übertragung ein, es gibt Planungen zu Kunstinstallationen im Stadtraum, die die Menschen zum Nachdenken anregen wollen und, und, und. Einige Vorhaben schauen schon voraus auf das Reformationsjubiläum 2017, so wie „95 Gottesdienste an 95 Orten“. Dieses Projekt will Gottesdienste und „liturgische Experimente“ an ungewöhnlichen Orten durchführen, beispielsweise im Kölner Kaufhof. Fest eingeplant ist der „Tag der Inspiration“ am 28. und 29. Oktober 2016 in der Trinitatiskirche, der Antoniterkirche und im Gürzenich, bei dem auch ein Dokumentationsfilm über „glaubensreich“ zu sehen sein wird. Er zeigt Aktionen und Projekte der Initiative, vor allem jedoch die Menschen, die dahinter stehen, und was sie zu ihrem Engagement bewegt.
Einladung zur Mitgestaltung
„Wir suchen substanzielle, nachhaltige Neuerungsimpulse“, betont Christoph Nöztel. Herzlich lädt er alle Interessierten ein, sich an den Aktionen von „glaubensreich“ zu beteiligen. Wer Lust auf Neues hat, dem seien schon jetzt die Netzwerktreffen im kommenden Jahr ans Herz gelegt: am 30. Januar und am 11. Juni (jeweils samstags) geht es in der Trinitatiskirche weiter.
Foto(s): Kristina Pott