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Armin Beuscher beim Christi-Himmelfahrt-Gottesdienst im Stadtwald 2020

Natürlich hat Gott Internet – Und er ist immer online; Himmelfahrtsgottesdienst der Gemeinde Lindenthal im Stadtwald

Wenn im Stadtwald bunte Fähnchen stehen, auf denen zu lesen ist „Ich bin ein Stehplatz“, dann ist Gottesdienst an Himmelfahrt in besonderen Zeiten. Petrus jedenfalls ist auch in Corona-Zeiten ein verlässlicher Verbündeter der Lindenthaler Gemeinde. Die Sonne strahlte aus azurblauem Himmel, als Pfarrer Armin Beuscher die Gottesdienstbesucher und -besucherinnen auf der Wiese zwischen der Dürener Straße und der Fürst-Pückler-Straße begrüßte.

Sicherheitsvorkehrungen

Etliche Stühle waren in gebührendem Abstand voneinander aufgestellt worden. Die hatte man vorab im Gemeindebüro reservieren können. Hinter den Stühlen waren die Fähnchen aufgereiht. An jedem hingen ein Zettel ein Stift, um den oder die Namen und die Telefonnummern der dort Stehenden aufzuschreiben. Die Verfolgung der Infektionsketten war auch an Himmelfahrt Pflicht. Obwohl sich die Anwesenden wahrscheinlich sowieso seit Jahren kennen. „Es kommen aber auch Leute aus Niehl oder Frechen seit Jahren zu unserem Gottesdienst in den Stadtwald“, erzählte Beuscher. Aber die kannte man halt auch. Gleich zu Beginn wies der Pfarrer auf die besonderen Bedingungen hin: „Es gelten die Abstandsregelungen wie etwa in Geschäften auch.

Jeder muss einen Mundschutz tragen. Und wir dürfen nicht singen.“ Der Gottesdienst war deutlich verkürzt und dauerte eine halbe Stunde. Presbyterin Dr. Heike Henneken warf einen launigen Blick auf die Vorteile der Mund-Nase-Bedeckung: „Mit dem Schutz kann man grinsen, gähnen oder gelangweilt sein, es bekommt niemand mit.“ Wenn auch vieles anders war als sonst, der Posaunenchor unter der Leitung von Uta Fischer durfte natürlich nicht fehlen bei diesem Gottesdienst. Und auch das traditionelle „Geh aus mein Herz und suche Freude“ wurde gesungen. Allerdings nicht von allen, sondern von Ursula Döll. Beuscher empfahl der Gemeinde ein kräftiges Mitsummen unter den Masken.

Himmelfahrt

Statt der Predigt hielt der Pfarrer eine Ansprache. Thema war die Nähe zwischen Menschen. „Wir sehr wir die Nähe von Menschen brauchen, das haben wir in den letzten Wochen alle erfahren. Viele erhoffen sich, dass es bald wieder möglich ist, miteinander den Alltag zu teilen. Nicht nur mit der Familie und der Wohngemeinschaft. Und dass Großeltern und Enkelkinder sich sehen und erleben können.“ Man habe in den vergangenen Wochen gelernt, die stärker in den Blick zu nehmen, die unter der fehlenden Nähe gelitten hätten.

Beuscher spannte einen Bogen zum Himmelfahrtsfest. „Vermutlich konnten wir  die Freundinnen und Freunde Jesu noch nie so gut verstehen. Denn an Himmelfahrt wird genau das deutlich. Der vertraute Kontakt geht so nicht mehr.  Jesus ist nicht mehr körperlich nah und greifbar. Es braucht lange bis seine Leute das begreifen: Er ist weg. Davon erzählt die Himmelfahrtsgeschichte. Jesus entzieht sich ihren Blicken –wie von einer Wolke fortgetragen. Und die Freundinnen und Freunde stehen noch mit offenen Mündern da und werden dann von zwei Gestalten in weißen Gewändern – Engel vielleicht – daran erinnert, dass ihre Aufgabe hier unten auf der Erde ist.“

„Gott ist immer online“

Jesus sei nun anders nahe. Auch das hätten viele während der Corona-Zeit gelernt: Füreinander da zu sein, aber doch anders. „So kommt der Geburtstagsgruß per Telefon und es ist dafür mehr Zeit miteinander zu erzählen, denn es gibt nicht die Gäste, die im Wohnzimmer warten. Die Gottesdienste kommen jetzt nach Hause über Video und auf einmal können auch die, die schon lange nicht mehr rauskönnen auch teilnehmen und ihre Kirchen sehen.“ Ein Mann jenseits der 90 hat Beuscher kürzlich am Telefon schmunzelnd gefragt, ob der liebe Gott denn auch Internet habe. Die Antwort des Pfarrers war eindeutig: „Ja Gott ist auf vielen Wegen erreichbar. Er ist modern gesagt immer online. Gott ist mit uns verbunden. Auch wenn wir ihn nicht sehen. Ansprechbar.

Gott ist mit seiner Kraft sogar in uns. Mögen wir sie spüren. So wie die Freundinnen und Freunde Jesu. Die haben in dieser Gewissheit  den Abschied von dem Vertrauten geschafft und sich getraut, das Leben neu anzupacken und die Liebe zu erden. Bleiben wir miteinander auf den gerade möglichen Wegen verbunden.“

Fazit

Im Anschluss zog Beuscher ein durch und durch positives Fazit: „Die Fähnchen hatten etwas Fröhliches, Leichtes und Festliches. Und der grüne Raum, von Bäumen gesäumt, bot einen Schutz für die Gemeinde. Alles war sehr locker. Mir hat es sehr gut gefallen.“ Einzig zwei Taufen habe er absagen müssen. Gottesdienstbesucherin Melanie Hake war auch voll des Lobes: „Schon die Vorbereitung war sehr lebendig. Ich fand den Gottesdienst rundum positiv. Und dann noch das Traumwetter. Da hat alles gepasst.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann