Stadtsuperintendent Rolf Domning begrüßte 73 Delegierte zur Sitzung der Verbandsvertretung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region im Haus der Evangelischen Kirche. Domning machte – mit Blick auf die weiterhin zahlreichen Konflikte weltweit – in seinem Jahresbericht deutlich, dass es keine Alternative zum respektvollen Dialog zwischen den Religionen gebe. Das habe er erneut bei der Grundsteinlegung für die repräsentative Moschee in Ehrenfeld zum Ausdruck gebracht, für deren Bau sich auch die Kölner Verbandsvertretung seinerzeit ausgesprochen habe. „Die verfassungsgemäße Gewährung der Religionsfreiheit war hierbei die eine Argumentationslinie, das solidarische Zugeständnis anderen Religionen gegenüber, den eigenen Glauben würdig leben zu können, die andere.“ Domning verwies zugleich auf die schwierige Lage von Christen in zahlreichen Staaten der Welt, in denen sie wegen ihres Glaubens verfolgt würden. Der Stadtsuperintendent hat während des vergangenen Jahres zahlreiche Gespräche mit Muslimen geführt und „einen gastfreundlichen und zugewandten Islam in unserer Stadt kennengelernt.
Aktuelle Themen: Domning zu Trauerkultur und Sterbebegleitung
Domning erinnerte an die Trauerfeier für Fußball-Nationaltorhüter Robert Enke in Hannover. 40.000 Menschen hätten während der Feier gemeinsam das Vaterunser gebetet: „Erstaunt stellen wir fest: Auch die alten christlichen Rituale und Gebete sind immer noch wichtiger Grundschatz für viele Menschen in unserer Gesellschaft. Sie sind immer noch Teil einer öffentlichen Trauerkultur. Ich fand das sehr bemerkenswert.“ Domning dankte ausdrücklich den haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden in der Hospizbewegung. „Sie hat wichtigen Anteil daran, dass der würdige Umgang mit Tod und Sterben immer mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangt ist.“ Der Stadtsuperintendent kritisierte die Sterbehilfe-Praxis der Organisation „Dignitas“ in der Schweiz, die verzweifelten Menschen einen „Express-Tod“ durch Schlafmittel ohne angemessene Zeit und Begleitung verschaffe, zu dem sich gleichwohl immer mehr Personen entschlössen.
Blick voraus auf zwei große Kölner evangelische Jubiläen im Jahr 2010
Domning warf auch einen Blick voraus: Im kommenden Jahr wird die Evangelische Kirchengemeinde Mülheim am Rhein 400 Jahre alt und die Kölner Trinitatiskirche, der „evangelische Dom“ 150 Jahre alt. Beide Jubiläen werden gefeiert mit einem umfangreichen Festprogramm und zwei Buchpublikationen, die der Öffentlichkeit im Rahmen einer Presse-Präsentation noch gesondert vorgestellt werden – die beiden Termine werden rechtzeitig bekannt gegeben.
Keine evangelische Stimme mehr im Jugendhilfeausschuss: Domning kritisiert Parteien im Rat und verlangt Begründung
Kritik übte Der Stadtsuperintendent an den Ratsparteien. Nach der Kommunalwahl im September wurden auch die stimmberechtigten Vertreter und Vertreterinnen der Jugend- und Wohlfahrtsverbände für den Jugendhilfeausschuss gewählt. Guter Brauch sei es bisher gewesen, dass auch ein evangelisches Mitglied mit Stimmrecht dem Ausschuss angehörte. „Durch ein nicht so leicht durchschaubares Gerangel hat dieses wichtige Gremium entgegen der Vorschlagsliste nunmehr zwei stimmberechtigte Mitglieder der katholischen Kirche und keine evangelische Vertreterin des Wohlfahrtsverbandes Diakonie mehr“, so Domning. Er wies darauf hin, dass die evangelisch-diakonischen Einrichtungen in freier und verfasstkirchlicher Trägerschaft immerhin 5000 Mitarbeitende beschäftigten und der Verband 44 Prozent der Kirchensteuermittel für diakonische Arbeit nicht zuletzt in der Jugendarbeit verwende. Domning will die Ratsfraktionen um eine Begründung für die Ablehnung der evangelischen Kandidatin Helga Blümel bitten, sie ist Geschäftsführerin und Sprecherin des Diakonischen Werks Köln und Region.
Rücklagenentnahme zur Deckung des Haushaltes
Finanzkirchmeister Wilfried Voigt präsentierte den Frauen und Männern der Verbandsvertretung die Jahresrechnung für das Jahr 2008. Der Verband erzielte einen Überschuss in Höhe von 2,78 Millionen Euro. Die Delegierten beschlossen, diesen Betrag in die Allgemeine Ausgleichsrücklage einzustellen. Dort bleibt er jedoch nicht lange, denn Voigt rechnet für das Jahr 2010 mit einem Rückgang der Kirchensteuereinnahmen des Verbandes um fünf Prozent. Bei einem für das kommende Jahr prognostizierten Netto-Kirchensteueraufkommen von 74, 58 Millionen Euro verbleiben als Kirchensteueraufkommen für den Verband und seine 58 Kirchengemeinden nach Abzug aller Umlagen 43,36 Millionen Euro. Um die gleiche Verteilsumme für Verband und Gemeinden wie 2009, also 43, 36 Millionen Euro, zu erreichen, müssen wegen des fünfprozentigen Rückgangs der Kirchensteuereinnahmen 3,06 Millionen Euro der Allgemeinen Ausgleichsrücklage entnommen werden und zur Deckung des Haushaltes 2010 dort eingestellt werden. Voigt wies darauf hin, dass aller Erfahrung nach der Kirchensteuerrückgang in Köln und Region nicht so dramatisch ausfallen werde, wie in den meisten Kirchenkreisen der Evangelischen Kirche im Rheinland. Deren Steuerschätzer gingen von einem durchschnittlichen Rückgang von 7,8 Prozent aus. Gleichwohl müssten sich auch die Evangelischen in Köln und dem Umland darauf einstellen, den Gürtel enger zu schnallen.
Diakoniespende für Evangelische Telefonseelsorge
Für die Ausbildung der ehrenamtlich Mitarbeitenden in der Evangelischen Telefonseelsorge wird nach dem Willen der Verbandsvertretung die Diakoniespende im kommenden Jahr erhoben. Im laufenden Jahr wird noch für das Schulprojekt „Amaro Kher“ gesammelt. Bisher gingen 27.076 Euro ein. Die Summe wird nach Ende der Aktion – so wie in jedem Jahr – vom Evangelischen Kirchenverband Köln und Region verdoppelt.
Neues Verwaltungsgebäude an der Kartäusergasse
Einmütig beschlossen die Verbandsvertreter und -vertreterinnen den Neubau eines Bürotraktes auf dem Verbandsgelände an der Kartäusergasse. Im Zuge eines sinnvollen architektonischen Anschlusses an die Nachbarbebauung wird der alte Bibliothekstrakt abgerissen und durch ein modernes Gebäude ersetzt. Darin werden künftig die Verbandsverwaltung, die Verwaltung der vier Kölner Kirchenkreise, die Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH sowie das Diakonische Werk Köln und Region untergebracht. Teile der Verwaltung können dadurch zusammengelegt und Personalkosten eingespart werden: Kündigungen wird es nicht geben, da bisherige Stelleninhaber planmäßig in den Ruhestand gehen werden. Das jetzige Diakoniegebäude an der Brandenburger Straße hinter dem Hauptbahnhof müsste für 500.000 Euro modernisiert werden. Das ist unwirtschaftlich. Deshalb wird das Gebäude verkauft. Für das neue Bürohaus rechnet man mit Investitionskosten in Höhe von 3,2 Millionen Euro. Die Delegierten der Verbandsvertretung beschlossen, dass das Gebäude den Anforderungen eines umweltschonenden Passivhauses genügen soll. Dadurch würden zwar die Baukosten um fünf bis acht Prozent steigen, andererseits sei mit deutlich geringeren Energiekosten in der Folge zu rechnen.
Land NRW refinanziert 15 neue Religionslehrerstellen
Um dem Lehrermangel entgegenzuwirken, hat die Landesregierung die Refinanzierung von 15 neuen Religionslehrerstellen im Raum Köln zugesagt. 12 evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer werden in Kürze auf Pfarrstellen oder im Angestelltenverhältnis ihren Dienst aufnehmen oder haben dies schon getan: neun an Berufskollegs, zwei an Gymnasien und einer mit zwei halben Stellen an zwei Grundschulen.
Stadtsuperintendent gratuliert: Pfarrer Christoph Nötzel ist neuer Leiter des Amtes für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste der Rheinischen Kirche
Unmittelbar im Nachgang zur Verbandsvertretung wurde bekannt, dass Pfarrer Christoph Nötzel neuer Leiter des Amtes für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste (gmd) der Evangelischen Kirche im Rheinland wird. Dazu gratulierte ihm Stadtsuperintendent Domning herzlich. Die Kirchenleitung berief den 49-jährigen Nötzel, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen, am Donnerstagabend an die Spitze des im Theologischen Zentrum in Wuppertal beheimateten Amtes. Nötzel, der seit 2003 bis vor kurzem Synodalassessor des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch und auch Mitglied im Vorstand des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region war, tritt damit die Nachfolge von Landespfarrer Hans-Hermann Pompe an, der seit September Leiter des Kompetenzzentrums „Mission in der Region“ der Evangelischen Kirche in Deutschland ist. Das rheinische Amt für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste entwickelt, bündelt und vernetzt die missionarischen Aktivitäten auf dem Gebiet der rheinischen Kirche. Dazu zählen unter anderem der Besuchsdienst, Glaubenskurse und der landeskirchliche Prozess „Missionarisch Volkskirche sein“.
Stichwort Verbandsvertretung
Sie ist das Leitungsorgan des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region mit seinen 58 Gemeinden im Rhein-Erft-Kreis, in Köln und im Rheinisch-Bergischen Kreis in den vier Kölner Kirchenkreisen. Zu den Aufgaben der zur Zeit 111 Delegierten gehören beispielsweise der Beschluss des Haushalts und die Wahl des Stadtsuperintendenten. Die Verbandsvertretung tagt zweimal im Jahr und wird von Stadtsuperintendent Rolf Domning geleitet.
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