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Nachrichten von der Verbandsvertretung

Stadtsuperintendent Rolf Domning begrüßte 75 Delegierte zur Sitzung der Verbandsvertretung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region im Haus der Evangelischen Kirche. In seiner Andacht zum Beginn der Beratungen nannte Domning die Jugendlichen in der Kirche „einen Schatz, den wir hegen müssen“. Jugendliche bräuchten Freiräume und Toleranz. Der Stadtsuperintendent zitierte den Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch: „Wer einen Dialog will, darf keinen Besitz ergreifen wollen und nicht besserwisserisch sein. Er muss die Phantasie fördern und Bindung spüren lassen.“ Damit schlug Domning die Brücke zum ersten Thema seines Jahresberichts vor der Verbandsvertretung – eine Würdigung des Kölner Evangelischen Jugendpfarramtes, das in diesem Jahr seine Gründung vor 50 Jahren unter dem Motto „Forever young“ feiern konnte: „Die professionelle Begleitung durch kirchliche Jugendarbeit ist und bleibt unverzichtbar“, so der Stadtsuperintendent. Domning verwies auf die Prägekraft der Jugendarbeit in gesellschaftliche Kontexte hinein: „Viele Politiker und Menschen in heutiger öffentlicher Verantwortung kommen aus der kirchlichen Jugendarbeit und haben von dort aus ihren Weg gemacht.“

Kritik an „Instrumentenreform“
Domning erinnerte weiter an den kürzlich veröffentlichten „Kölner Schuldenatlas“, der Problembereiche in der Stadt sichtbar gemacht habe. Die würden durch die sogenannte „Instrumentenreform“ des Bundesarbeitsministeriums keinesfalls kleiner. Die Reform sehe vor, Mittel für die „Beschäftigungsförderung“ zu kürzen. Die Zahl der Arbeitslosen sinke zwar aktuell, jedoch nur in den Gruppen, die als „arbeitsmarktnah“ eingestuft werde. Die „Instrumentenreform“ aber hänge die „Arbeitsmarktfernen“ zunehmend ab.
Die Kürzungen beträfen auch diakonische Träger: „Wir dürfen nicht die alten Visionen von sozialer Gerechtigkeit und Teilhabe verlieren“, so der Stadtsuperintendent. Domning kritisierte auch die Bedingungen, unter denen sozialdiakonische Arbeit mittlerweile stattzufinden habe: „Es gibt überall differenzierte Regelwerke, Richtlinien und Finanzierungsmodalitäten, die inzwischen ein unvorstellbares Maß an Antrags-, Abrechnungs- und Dokumentationswesen erfordern. Diese Standards werden höher, zugleich werden die öffentlichen Finanzierungen geringer.“

Kölner Verbandsvertretung verabschiedet öffentliche Erklärung zu den Neonazi-Morden
Stadtsuperintendent Domning schlug der Verbandsvertretung ein aktuelles Statement zu der Neonazi-Mord- und -Verbrechens-Serie vor, die kürzlich bekannt wurde – folgend der Wortlaut: „Als Evangelische Kirche in Köln Region sind wir erschüttert über die durch eine Gruppe rechtsextremer Menschen und anderer Gewalttaten, die wahrscheinlich auch in Köln stattfanden. Wir stehen an der Seite der Opfer von Menschenverachtung, Gewalt und mutwilliger Zerstörung. Unsere Anteilnahme gehört den betroffenen Familien, die zum Teil über Jahre hinweg auch mit ungerechtfertigten Verdächtigungen leben mussten. Wir begreifen uns als Teil einer Bürgergesellschaft, die sich in Bündnissen wie ,Köln stellt sich quer’ und der ,Kölner Friedensverpflichtung’ durch Synagogen, Kirchen und Moscheen initiiert – gegen rechte Gewalt und rechtspopulistische Strömungen öffentlich zu Wort meldet und für eine Gesellschaft in Achtung der Menschenrechte und anerkennender Vielfalt und Verschiedenheit einsteht.“ Die Synode verabschiedete diese Erklärung einmütig.

Unterstützung für die Arbeit des Moschee-Beirats
Domning ging auch auf das Zerwürfnis zwischen dem Moschee-Bauherrn DITIB und dem Architekten Paul Böhm ein und kritisierte: „In diesem Konflikt hätte der Moschee-Beirat schon viel früher zu Rate gezogen werden müssen. Nun wollen wir darauf hoffen, dass alles dazu unternommen wird, die verfahrene Situation aufzuklären, um das wichtige Projekt wieder in vernünftige Bahnen zu lenken.“
Auch zum Thema Moscheebau verabschiedete die Verbandsvertretung darauf eine Erklärung, welche bereits die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord in der vergangenen Woche so beschlossen hatte – folgend der Wortlaut: „Der Evangelische Kirchenverband Köln und Region begrüßt die Übereinkunft zwischen Moscheebeirat, DITIB und dem Architektenbüro Professor Paul Böhm, dass alle Beteiligten versuchen, Einigung zu erzielen. Die Beteiligten würdigen damit das gemeinsame, für die gesamte Stadtgesellschaft relevante Interesse an der Fertigstellung einer funktionstüchtigen Moschee für Köln ohne Verzögerung. Der Evangelische Kirchenverband Köln und Region nimmt erfreut zur Kenntnis, dass sich alle Konfliktpartner auf einen Moderationsprozess einlassen wollen. Er wünscht allen Beteiligten dazu Gottes Segen und versöhnende Kraft.“

Domning würdigt Struktur des Kirchenverbandes
Der Stadtsuperintendent beschrieb den Kirchenverband Köln und Region als eine „die vier Kölner Kirchenkreise überdachende und unterstützende – Struktur, „die einen hohen Wirkungsgrad hat, die effizient ist und die eine gesellschaftspolitische Einflussnahme ermöglicht – professionell und in der Bürgergesellschaft gehört und geachtet. Davon profitieren alle, das ist meine feste Überzeugung.“ Der Evangelische Kirchenverband Köln und Region ist – nach zahlreichen Fusionen von Kirchenkreisen in der Rheinischen Kirche – der einzige Kirchenverband. Domning ermutigte die Delegierten der 57 Kirchengemeinden in Köln und Region, an dieser bewährten Einheit des Verbandes auf Zukunft hin festzuhalten.

Evangelische Gemeinde Volberg-Forsbach-Rösrath 450 Jahre alt
Ein besonderes Jubiläum feiert die Evangelische Gemeinde Volberg-Forsbach-Rösrath. Sie wird im kommenden Kirchenjahr 450 Jahre alt. „Seit 1562 – und auch dies eine große Besonderheit – ist Volberg ununterbrochen evangelisch-lutherisch und damit eine der ältesten protestantischen Kirchengemeinden im Kölner und im Bergischen Raum und in der ganzen Rheinischen Kirche“, so Domning.

Diakoniespende 2012 für das „Gulliver“
Die Diakoniespende im Jahr 2012 wird für die Überlebensstation „Gulliver“ erhoben werden, das beschloss die Verbandsvertretung auf ihrer heutigen Herbstsitzung. Das Gulliver ist eine Einrichtung in den Bahnbögen an der Trankgasse, in der Obdachlose Unterstützung auf vielfältige Art erhalten. Jeden Euro, der gespendet wird, verdoppelt der Evangelische Kirchenverband Köln und Region.

Neu: „Evangelisches Forum Sozialethik Köln und Region“
Als Nachfolgegremium für den „Sozialethischen Ausschuss“ beschloss die Kölner Verbandsvertretung das neue „Evangelische Forum Sozialethik Köln und Region“. Die Mitglieder des künftigen Forums benennt der Vorstand des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Sie sollen dann bei der Juni-Sitzung der Verbandsvertretung durch die Delegierten bestätigt werden.

Haushalt: Kirchliche Arbeit in Köln und Region bleibt 2012 ohne Kürzungen ausgestattet
Die Vertreter und Vertreterinnen beschlossen einen Haushalt für das Jahr 2012. Nach Abzug der Pfarrbesoldungen sowie landeskirchlicher und anderer Umlagen können in Köln und den anderen Städten und Gemeinden des Kirchenverbands 43,61 Millionen Euro für die Arbeit zugewiesen werden. Davon erhält der Evangelische Kirchenverband Köln und Region zur Erledigung seiner übergreifenden Aufgaben 8,67 Millionen Euro, an die 57 Kirchengemeinden werden 33,11 Millionen Euro – aufgeschlüsselt nach Anzahl der Gemeindeglieder – ausgeschüttet. Damit steht der Verbandsgemeinschaft derselbe Etat wir im Vorjahr zur Verfügung. Die vier Kölner Kirchenkreise können über insgesamt 1,65 Millionen Euro aus dem Verbandshaushalt verfügen. Das Haushaltsjahr 2010 beschloss der Verband aufgrund der guten Konjunkturdaten mit einem Überschuss in Höhe von 1,17 Millionen Euro. Die Mittel werden wird an die Gemeinden verteilt – umgerechnet 3,19 Euro pro Gemeindeglied.

Neue Verwaltungschefin Beate Wegmann-Steffens von der Verbandsvertretung begrüßt
Beate Wegmann-Steffens ist seit dem 1. Oktober 2011 neue Verwaltungsleiterin des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Die Diplom-Verwaltungswirtin und Organisationsberaterin arbeitet seit 16 Jahren in der Evangelischen Kirche, davon die vergangenen anderthalb Jahre als Leiterin des Gemeindeverbands Köln-Nord. Stadtsuperintendent Rolf Domning begrüßte sie mit einem Blumenstrauß auf der ersten Verbandsvertretung, an der die neue Verwaltungschefin heute in dieser Funktion teilnahm. Die Einführung von Beate Wegmann mit einem Gottesdienst wird im kommenden Jahr stattfinden.

Stichwort Verbandsvertretung
Sie ist das Leitungsorgan des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region mit seinen 57 Gemeinden im Rhein-Erft-Kreis, in Köln und im Rheinisch-Bergischen Kreis in den vier Kölner Kirchenkreisen. Zu den Aufgaben der Delegierten gehören beispielsweise der Beschluss des Haushalts und die Wahl des Stadtsuperintendenten. Die Verbandsvertretung tagt zweimal im Jahr und wird von Stadtsuperintendent Rolf Domning geleitet.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Rahmann