You are currently viewing Nachrichten von der Verbandesvertretung im November 2010

Nachrichten von der Verbandesvertretung im November 2010

Stadtsuperintendent Rolf Domning begrüßte 84 von 111 Delegierten zur Sitzung der Verbandsvertretung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region im Haus der Evangelischen Kirche. Domning erinnerte in seinem Jahresbericht an die 1. Reformierte Generalsynode vor 400 Jahren in der Duisburger Salvatorkirche, auf der 36 Teilnehmer die wichtigen Grundlagen für die heutige presbyterial-synodale Grundordnung der Evangelischen Kirche im Rheinland gelegt hätten. Damals lebten in Köln 4000 Protestanten in den „heimlichen“ Gemeinden, zehn Prozent der Stadtbevölkerung. Nach Duisburg hatte sich damals Peter Wirtzius aufgemacht, Prediger in der jungen Gemeinde Mülheim am Rhein, die in diesem Jahr ihr 400-jähriges Bestehen feierte und deren Festprogramm der Stadtsuperintendent lobend würdigte. Wie auch die Veranstaltungsreihen anlässlich des Jubiläums „150 Jahre Trinitatiskirche“ mit der Einweihung der großen Klais-Orgel und einer allseits hoch gelobten Festschrift. Das Konzept der Veranstaltungen sei dem Wort von Dietrich Bonhoeffer gefolgt „Kultur ist der Spielraum der Freiheit“. Im kommenden Jahr besucht Bundespräsident Christian Wulff einen Gedenkgottesdienst für Freya von Moltke in der Trinitatiskirche. Sie war die Ehefrau von Helmut James Graf Moltke, Begründer des „Kreisauer Kreises“, der Widerstandsgruppe gegen die nationalsozialistische Diktatur. Freya von Moltke wurde in Köln geboren und ist vor zwei Jahren gestorben.

„Herausragendes, gemeinsames Singerlebnis“
Viel Lob vom Stadtsuperintendenten erfuhr auch das Mitsing-Konzert in der voll besetzten Philharmonie als absoluter Höhepunkt der ökumenischen Reihe „KunstKulturKirchenKöln“. Chöre und Besucherinnen und Besucher führten „Die Schöpfung“ von Haydn auf. „Viele Menschen haben mich noch nach Wochen auf dieses herausragende, gemeinsame Singerlebnis angesprochen“, erinnerte sich Domning.

Missbrauch: „Offenheit der Diskussion unabdingbar“
In bewegenden Worten berichtete der Stadtsuperintendent von Gesprächen mit Missbrauchsopfern aus evangelischen Einrichtungen. Alle Täter sind mittlerweile gestorben. „Manche von den Opfern erwarten, dass ich von ihrem Erlebten in den Leitungsgremien berichten werde. Sie sagen: ‚Die Verantwortlichen sollen das hören.‘ Ich habe mich stellvertretend für unsere Kirche für das an ihnen begangene Unrecht entschuldigt, und zwar überall dort, wo ich persönlich im Gespräch war mit den Opfern“, fuhr Domning fort und stellte entschieden klar: „Wir wollen und wir werden keinen Schutzraum mehr für solche Täter bieten. Deshalb ist eine Offenheit der Diskussion unabdingbar. Das Kindeswohl hat selbstverständlich immer Vorrang vor falsch verstandener kollegialer Verschwiegenheit.“

Verkaufsoffene Sonntage in Köln
Gelassen reagierte der Stadtsuperintendent auf die Tatsache, dass der Reformationstag ein verkaufsoffener Sonntag in Köln war. „Ich erinnere mich nicht, dass der Reformationstag in den letzten Jahrzehnten von so hohem öffentlichem Interesse war“, sagte Domning und zeigte sich zufrieden, dass es bei den verkaufsoffenen Sonntagen zu einer „21 + 3-Lösung“ gekommen ist. „Das konnten wir gut mittragen und ist auch eine gute Lösung im Hinblick auf die kleinen Geschäfte in den Stadtteilen, die überhaupt nichts hätten von stadtweiten verkaufsoffenen Sonntagen. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies sicher die schlechtere von der besseren Lösung ist – nämlich gar keine verkaufsoffenen Sonntage mehr.
Der Bericht des Stadtsuperintendenten zum Nachlesen und Ausdrucken hier.

2009: Überschuss in Höhe von 2,9 Millionen Euro
Geld spielte natürlich auch eine Rolle während der Verbandsvertretung. Die Vertreter und Vertreterinnen beschlossen einen Haushalt für das Jahr 2011 mit Kirchensteuereinnahmen in Höhe von 88,230 Millionen Euro. Nach Abzug der Pfarrerbesoldungen sowie landeskirchlicher und anderer Umlagen können in Köln und den anderen Städten des Verbands 43,4 Millionen Euro verteilt werden. Davon erhält der Evangelische Kirchenverband Köln und Region zur Erledigung seiner Aufgaben 8,7 Millionen Euro, an die Gemeinden werden 33 Millionen nach Anzahl der Gemeindeglieder ausgeschüttet. Die vier Kölner Kirchenkreise können über insgesamt 1,7 Millionen Euro verfügen. Das Haushaltsjahr 2009 beschloss der Verband mit einem Überschuss in Höhe von 2,9 Millionen Euro. Das Geld wird in Rücklagen eingestellt.

Diakoniespende für den „Lindweiler Treff“
Die Verbandsvertretung beschloss, im kommenden Jahr die Diakoniespende für den „Lindweiler Treff“ zu erheben. Der „Lindweiler Treff“ existiert seit 1977 als evangelische Einrichtung im Kölner Norden. Er ist Drehscheibe und zentrale Anlaufstelle im Stadtteil für Bewohner jeden Alters, Institutionen und andere Einrichtungen. Dort wird Stadtteilarbeit geleistet, um Armut und Ausgrenzung zu vermeiden und Bürger zu aktivieren, sich selbst zu helfen. Außerdem sollen die Entwicklungschancen von Kindern, Jugendlichen und Familien im Stadtteil verbessert werden. Ehrenamtliche Arbeit bildet das Fundament des „Lindweiler Treff“.
Bei der Diakoniespende 2009 für das Projekt Schule „Amaro Kher“ sind bis zum 31. Juli 2010 79.775 Euro eingegangen. Aktuell geht die Diakoniespende an die Evangelische Telefonseelsorge Köln.

Personalia
Pfarrerin Katja Kriener ist ab dem 1. Dezember 2010 mit einer halben Stelle die neue Frauenbeauftragte des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region – dieses Stellenkontingent hatte auch ihre Vorgängerin Christina Schlarp. Mit der anderen halben Stelle wird Kriener, die vorher Landespfarrerin für das christlich-jüdische Gespräch in der Studienstelle Christen und Juden der Evangelischen Kirche im Rheinland war, das Team der Melanchthon-Akademie ergänzen.

Stichwort Verbandsvertretung
Sie ist das Leitungsorgan des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region mit seinen 58 Gemeinden im Rhein-Erft-Kreis, in Köln und im Rheinisch-Bergischen Kreis in den vier Kölner Kirchenkreisen. Zu den Aufgaben der Delegierten gehören beispielsweise der Beschluss des Haushalts und die Wahl des Stadtsuperintendenten. Die Verbandsvertretung tagt zweimal im Jahr und wird von Stadtsuperintendent Rolf Domning geleitet.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Rahmann