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Nachrichten von der Synode des Kirchenkreises Köln-Nord

89 Synodale begrüßte Superintendent Markus Zimmermann bei der Herbstsynode des evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord in Köln-Chorweiler. Offizieller Auftakt der Synode war ein Abendmahlsgottesdienst in der Katholischen Kirche St. Johannes, der ganz im Zeichen des Jubiläums der ökumenischen Partnerschaft mit der Greia Kristen Jawi Wetan (GKJW) in Ostjava, Indonesien stand. Seit zehn Jahren besteht diese Partnerschaft, die auch im weiteren Verlauf der Synode auf der Tagesordnung stand. Der Chor der Perki-Gemeinde, indonesische Christen aus dem Raum Köln, sorgte für die musikalische Unterstützung, und die indonesische Pfarrerin Sonia Parera-Hummel von der Vereinten Evangelischen Mission (VEW) aus Wuppertal hielt die Predigt. Ausgangspunkt war das Kapitel 28 des Matthäus-Evangeliums, Vers 18 bis 20: „Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden“. Den darin enthaltenen „Missionsauftrag“ von Jesus an seine Jünger hinterfragte sie zunächst kritisch aus der Sicht eines Volkes der sogenannten Dritten Welt. „Macht und Mission? Ist das nicht der Beweis, dass Mission in den Bereich Kolonialismus und Imperialismus gehört?“ Ein Zusammenhang, den sie aber sofort verneinte, denn „die Verbreitung des Wortes Gottes hat nichts mit Unterdrückung zu tun, sondern ist Ausdruck von Verantwortung, Fürsorge, ja Befreiung.“ Diese „Kraft der Liebe“, wie sie es bezeichnete, konkretisierte sie dann mit Beispielen aus eigener Erfahrung einer christlichen Minderheit in einem mehrheitlich muslimischen Land. „Wenn wir dem ,Missionsauftrag’ von Jesus Christus folgen, werden wir nicht enttäuscht.“

„Was ist uns heilig?“
Die anschließenden Beratungen in der evangelischen Stadtkirche begannen mit dem Bericht des Superintendenten Markus Zimmermann. „Was ist uns heilig?“ Mit dieser Frage fasste er die Säulen des christlichen Konsens' zusammen: Gott, die Bibel, Feiertage, die Menschen, der gerechte Frieden und die Bewahrung der Schöpfung. Doch während diese Werte in den christlichen Kirchen und ihrem Umfeld unumstritten sind, verlieren sie für die Gesamtgesellschaft mehr und mehr an Bedeutung. An verschiedenen Beispielen machte Zimmermann deutlich, dass „manches von dem, was uns heilig ist, zunehmend in Frage gestellt wird“. Dieser „Säkularisierungsprozess“, der sowohl durch „offensiven Atheismus“ als auch durch „zunehmende Gleichgültigkeit“ befördert werde, sei aber nicht unumkehrbar, denn „viele Menschen sind wieder auf der Suche nach etwas Heiligem.“ Damit die Suche erfolgreich werde, bedarf es einer Rückbesinnung der Kirche auf die christlichen Stärken und ihre Arbeit. „Was ist uns wichtig?“, fragte Zimmermann daher und lieferte Beispiele für eine erfolgreiche Außenwirkung der Aktivitäten im Kirchenkreis Köln-Nord. Die Kirchenmusik mit mehreren beachtlichen Aufführungen und Projekten, den Frauentag mit zahlreichen Teilnehmerinnen, den Ehrenamtstag, die ökumenischen Partnerschaften mit Christinnen und Christen in Indonesien und den USA, sowie nicht zuletzt verschiedene Angebote in der Kinder- und Jugendarbeit, die das Jugendreferat umgesetzt hat. Mit einer eigenen Internetseite www.kkk-nord.de ist der Kirchenkreis auch im Bereich der neuen Medien ganz weit vorne.

Jobgarantie für Studierende
Um erfolgreich nach außen wirken zu können, bedarf es aber auch eines natürlichen Selbstverständnisses und effizienter Strukturen innerhalb der Gemeinden und des Kirchenkreises. „Was bewegt uns?“, leitete Zimmermann diesen Bereich ein und hatte auch hier überzeugende Antworten. Die Presbyteriumswahl, die er trotz eines deutlichen Optimierungspotenzials als gelungen bezeichnete. „Bei allen Schwierigkeiten bin ich davon überzeugt, dass das presbyterial-synodale Prinzip alternativlos ist.“ Die Umstellung der Haushalte auf das Neue kirchliche Finanzwesen (NKF) sei dank der engagierten Mitarbeit aller Beteiligten fast geschafft, und im Bereich der Pfarrstellen habe sich die Situation mittlerweile ins Gegenteil verkehrt. Gab es vor einigen Jahren noch nicht genügend Stellen für alle Bewerberinnen und Bewerber, konnte Zimmermann nun von etwas wie einer „Jobgarantie“ für alle Theologie-Studierende in den nächsten Jahren sprechen. Dies sei aber vor allem darauf zurückzuführen, dass der gesunkenen Stellenzahl noch weniger Bewerberinnen und Bewerber gegenüberstünden. Für die Gemeinden bedeute das letztendlich noch deutlichere und klarere Prioritäten bei den pfarramtlichen Diensten und Aufgaben sowie den Mut und die Bereitschaft zu Kooperationen mit anderen. „Nicht alle Gemeinden können alles anbieten.“ Als weitere große Herausforderung, die noch zu bewältigen sei, nannte Zimmermann die Verwaltungsstrukturreform, bei der trotz des Zieldatums 1. Januar 2017, bereits Zeitdruck herrsche, um effiziente und überzeugende Lösungen auf den Weg zu bringen. „Jetzt ist eine Menge in Bewegung. Gemeinsame Überlegungen dazu, wie die Verwaltungsstruktur umzusetzen ist, werden immer konkreter.“
Die Vielzahl an Aufgaben und Herausforderungen sei nicht zu unterschätzen, stelle aber auch kein unlösbares Problem dar. „Die Gestalt und die Gestaltung unserer Kirche getragen von dem Geist Jesu Christi bewegt uns. Und so bleiben wir auch weiterhin und immer zuversichtlich und gelassen.“
Den Bericht des Superintendenten lesen Sie im Worlaut hier.

Erster Haushaltsplan nach NKF
Die Jahresrechnungen 2010 und 2011 wurden im Oktober 2012 geprüft und nicht beanstandet. Während die Jahresrechnung 2010 mit einem Überschuss in Höhe von 63.868,61 Euro abschloss, ergab sich für 2011 bei Einnahmen in Höhe von 1.180.814,24 Euro und Ausgaben in Höhe von 1.177.889,36 Euro ein Überschuss von lediglich 2.924,88 Euro. „Das ist darauf zurückzuführen, dass wir angesichts der positiven Zahlen auf die im Haushaltsplan vorgesehene Entnahme aus Rücklagen verzichtet haben“, begründete die Synodalälteste Gabriele Orbach diese Entwicklung. Für beide Jahresrechnungen wurden die daran Beteiligten entlastet. Den Überschuss von knapp 3.000 Euro vergab die Kreissynode zu gleichen Teilen an die Betreuung eines schwer kranken Sohnes einer Pfarrerin der Evangelischen Kirche im Rheinland und an die Sorores Mundi-Stiftung für Mädchenbildung in der Dritten Welt. Bei den Fünf-Prozent-Mitteln stellte Orbach mit Blick auf die Steuerschätzungen für die nächsten Jahre steigende Erträge in Aussicht. Die Zuwendungen an die Gemeinden würden demnach in den nächsten Jahren steigen. Zusätzlich beschloss die Kreissynode die Finanzierung der Fortführung der C-Musiker-Ausbildung für drei weitere Jahre mit jährlich 5.029 Euro sowie einen Zuschuss an das Kölner Arbeitslosenzentrum (KALZ) in Höhe von maximal 12.000 Euro zur Deckung der Kosten für die notwendig gewordene Maßnahmenzertifizierung des KALZ. Beide Posten werden aus den Fünf-Prozent-Mitteln bezahlt.
„Der Haushaltsplan für das Jahr 2013 wurde erstmals nach den Bestimmungen des NKF aufgestellt“, betonte Orbach. Demnach gebe der Haushaltsplan ein umfassendes Bild über die Finanz- und Ertragslage des Kirchenkreises sowie eine neue Sicht auf das Ressourcenaufkommen in den Bereichen Personal, Finanzen, Immobilien, Liegenschaften und Sachvermögen sowie die Verwendung dieser Ressourcen. Der Haushaltsplan ist bei Einnahmen und Ausgaben in Höhe von jeweils 1.253.944,44 Euro ausgeglichen und wurde von der Kreissynode einstimmig festgestellt.

„Sexualität ist eine gute Gabe Gottes“
Ein Schwerpunktthema der Kreissynode war die Jugendarbeit im Bereich Sexualpädagogik. Hier war der Kirchenkreis Vorreiter, indem er die Broschüre „Thema Sexualität, stärken – begleiten – informieren“ herausgegeben hat. Übergreifend auf den Ebenen Landeskirche, Kirchenkreis und Gemeinden wurde die Broschüre erarbeitet, die eine grundsätzlich bejahende Haltung zum Thema "Sexualität" bei Heranwachsenden einnimmt und praktische Tipps und Herangehensweisen offeriert. Für die Heranwachsenden selbst sowie für Akteurinnen und Akteure evangelischer Jugendarbeit. „Sexualität ist eine gute Gabe Gottes“, diese positive Grundeinstellung vermittelte auch die Sexualpädagogin Ann-Kathrin Kahle in ihrem Eingangsreferat und lobte ausdrücklich die vorausschauende Initiative des Kirchenkreises bei diesem auch in der Evangelischen Kirche nicht unumstrittenen Thema. Die Synode beschloss daraufhin, sich auch weiterhin für einen „freundlich begleitenden Umgang mit dem Thema Sexualität in allen Arbeitsbereichen“ einzusetzen, sich für die Persönlichkeitsentwicklung stark zu machen sowie mögliche Grenzverletzungen zu erkennen und zu benennen. Und weil Kahle in ihrem Vortrag „sexuelle Bildung für alle“ forderte, beschloss die Synode auch noch den Auftrag an den Kreissynodalvorstand, sich mit dem Thema im Hinblick auf Erwachsene in den Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen zu befassen.

Zehn Jahre Partnerschaft mit der GKJW in Indonesien
Das Partnerschaftsjubiläum, das bereits im Gottesdienst den Schwerpunkt bildete, wurde auch wieder bei den Beratungen aufgegriffen. Pfarrer Eberhard Matthieß, Synodalbeauftragter für Ökumene und Weltverantwortung, berichtete vor allem aus eigener Anschauung über die nun zehnjährige Partnerschaft, die „uns die Chance gibt, den Horizont offen zu halten und über den Tellerrand hinaus zu schauen“. Eine Partnerschaft, in der es wie in jeder Beziehung Höhen und Tiefen gab, die aber grundsätzlich von der gegenseitigen Neugier und gegenseitigem Respekt geprägt sei. Die Greia Kristen Jawi Wetan (GKJW) hat 160.000 Gemeindeglieder und bildet in dem hauptsächlich muslimischen Indonesien eine Minderheit. „Das Gemeindeleben ist sehr intensiv und beruht vor allem auf dem Engagement ehrenamtlicher Frauen und Männer“, so Matthieß. Respekt und Anerkennung auch in weiten Teilen der muslimischen Bevölkerung habe sich die GKJW vor allem durch ihre diakonisch-soziale Arbeit verschafft. So betreibe sie Schulen und Krankenhäuser, die zum großen Teil auch von nicht-christlichen Menschen genutzt werden. Vor allem der interreligiöse Dialog in Indonesien, den die GKJW durch die Kontakte zu liberalen muslimischen Gruppen pflegt, hat die Partner aus Deutschland bei Besuchen immer wieder beeindruckt. Nach diesem Vorbild soll der interreligiöse Dialog auch hierzulande vor allem auf schulischer Ebene angeschoben werden. Die Kreissynode beauftragte den Arbeitskreis Schule des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, gemeinsam mit ausgewählten muslimischen Partnern ein Gespräch über konkrete Problemsituationen aus dem Bereich Schule und Religion aufzunehmen.

Weiterer Zuschuss für „ev-angel-isch“
Anfang 2011 hat die „ev-angel-isch gGmbH“ ihre Arbeit aufgenommen und mittlerweile ein respektables Leistungsspektrum im Bereich der Übermittags- und Nachmittagsbetreuung an Schulen so wie der Organisation von Freizeit- und Ferienaktionen für Schülerinnen, Schüler und Gemeindejugend aufgebaut. Gesellschafter dieser gemeinnützigen GmbH sind die beiden Kirchenkreise Köln-Nord und Köln-Mitte. Aufgrund der langen Vorlaufzeiten bei Verträgen für die Mittags- und Nachmittagsbetreuung an Schulen sowie dem starken Einsatz von Ressourcen für die Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit in der Aufbauphase sind die finanziellen Mittel von „ev-angel-isch“ nahezu erschöpft. Während einerseits die Liquidität des Unternehmens zum Jahresende 2012 nicht mehr gegeben ist, lassen die bereits bestehenden Vorverträge die berechtigte Hoffnung zu, dass schon Ende 2014 ein nahezu ausgeglichenes Ergebnis erzielt werden könne. Um diese Lücke zu schließen und die erfolgreiche Arbeit von „ev-angel-isch“ fortzusetzen, beschloss die Kreissynode die Umwandlung eines bislang zinslosen Darlehens in Höhe von 17.500 Euro in einen Zuschuss sowie einen weiteren Zuschuss in Höhe von 15.000 Euro. Einen gleichlautenden Beschluss hatte bereits die Synode des Kirchenkreises Köln-Mitte im Juni gefasst, so dass „ev-angel-isch“ nun über die notwendigen Mittel verfügt, um den eingeschlagenen Weg erfolgreich weiter zu gehen.

Nachhaltigkeit und Kindertagesstätten
Um ihrem Auftrag gerecht zu werden, für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einzutreten, nahm die Kreissynode das Diskussionspapier „Kernpunkte für ein nachhaltiges Energiekonzept“ zur Kenntnis. Darin werden unter anderem der bewusste und überlegte Einsatz nachhaltiger Energieressourcen betont und die Beteiligung an der Diskussion zur Energiewende gefordert. Das Diskussionspapier soll nun an die Landessynode gehen, verbunden mit der Bitte, ein nachhaltiges Energiekonzept zügig zu verabschieden. Ebenfalls an die Landessynode weitergeleitet wird der Beschluss zur Finanzierungssituation evangelischer Kindertagesstätten. Dieser Beschluss enthält die Forderung, die im Kinderbildungsgesetz (KiBiz) festgeschriebenen Finanzierungspauschalen den tatsächlichen Kosten anzugleichen, um die Finanzierungslage von Kindertagesstätten in freier Trägerschaft auskömmlich zu gestalten. Die Erfahrung zeige, so Pfarrer Thorsten Sommerfeld, Synodalbeauftragter für Kindertagesstätten des Kirchenkreises Köln-Nord, dass die Pauschalen zur Finanzierung nicht ausreichten. „Die Mehrkosten müssen – zusätzlich zum festgeschriebenen Eigenanteil – von den Trägern, also den Gemeinden aufgebracht werden.“ Gleichzeitig soll der Eigenanteil der kirchlichen Träger dem anderer freier Träger angepasst und von derzeit zwölf auf neun Prozent gesenkt werden.

Personalien
Aus Altersgründen hat Pfarrerin Renate Graffmann das Amt der Synodalbeauftragten für Sinti und Roma niedergelegt. Zu ihrer Nachfolgerin wählte die Kreissynode einstimmig Pfarrerin Gabriele Spieker.

Termine
Die Kreissynode Köln-Nord tagt auf jeden Fall wieder am Samstag, 9. November 2013. Eine Frühjahrssynode sei aber bei aktuellen Entwicklungen nicht ausgeschlossen, so Superintendent Markus Zimmermann. Der Termin dafür werde rechtzeitig bekanntgegeben.

Stichwort: Kirchenkreis Köln-Nord
Dem Kirchenkreis Köln-Nord gehören 15 Gemeinden mit rund 80.000 Gemeindegliedern an. Sie liegen einerseits im Kölner Norden – in Worringen, Niehl und Chorweiler, von Ehrenfeld und Braunsfeld bis zum Rhein im Osten – andererseits gehören auch die Kirchengemeinden im nördlichen Rhein-Erft-Kreis außerhalb von Köln in Bedburg, Bergheim, Elsdorf und Pulheim zum Kirchenkreis. Die Interessen dieser Gemeinden werden im „Parlament“ des Kirchenkreises, in der Kreissynode von 104 Synodalen vertreten.

Text: Jörg Fleischer
Foto(s): Jörg Fleischer