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Nachrichten von der Kreissynode Köln-Nord

„Halten wir noch die Balance zwischen der presbyterialen und synodalen Leitung in unserer Kirche oder gerät sie zunehmend in Schieflage zugunsten einer Tendenz zu konsistorialen Strukturen, das heißt einer Entscheidungsgewalt von oben nach unten?“ Dieser Frage ging Superintendent Markus Zimmermann in seinem Bericht auf der Kreissynode des Kirchenkreises Köln-Nord am 7. November in der evangelischen Stadtkirche Chorweiler nach. Er vertrat den Standpunkt, dass „die presbyterial-synodale Grundverfassung unserer Kirche Bestand haben muss, aber zugleich einer Modifizierung bedarf.“ „Im Laufe des kommenden Jahres“, so Zimmermann weiter, „wird in unserer Kirche daher diskutiert werden, ob eine solche Modifikation möglicherweise darin bestehen kann, die mittlere, also kreiskirchliche Ebene, zu stärken.“
Den eigenen Kirchenkreis sieht Zimmermann dabei in einer guten Position, weil die wichtigsten Strukturmaßnahmen umgesetzt seien. „Die Anzahl der Pfarrstellen entspricht nahezu dem, was unsere Kreissynode im vergangenen Jahr in Hinblick auf den Pfarrstellenrahmenplan für 2015 beschlossen hat“. Das bringe aber auch negative Aspekte mit sich: „Die Aufgaben nehmen zu, weil Personal und Pfarrstellen abgebaut werden mussten“, konstatierte der Superintendent und mahnte: „Die Belastungsgrenze für Pfarrerinnen und Pfarrer sowie für andere hauptamtlich Mitarbeitende ist erreicht. Der Abbau von Personal kann und darf nicht weiter durch die weni-gen übriggebliebenen bezahlten Kräfte oder durch Ehrenamtliche kompensiert werden.“

Diskussionen über Umstellung auf das „Neue Kirchliche Finanzwesen“
Besonders kontrovers diskutierten die Synodalen den Beratungs- und Entscheidungsprozess zum „Neuen Kirchlichen Finanzwesen“, das die bisherigen kameralistische durch die kaufmännische Buchhaltung ersetzen und damit Ausgaben erkennbarer als bisher zuordenbar machen soll. Die Kosten für diese Umstellung, die von der Landeskirche vorangetrieben wird, sind um 200 Prozent gestiegen, was zu heftiger Kritik in der Synode führte. „Auf der kommenden Landessynode im Januar 2011 wird endgültig die Entscheidung im Bezug auf dieses Projekt fallen“, berichtete Zimmermann, der allerdings einräumen musste: „Konkrete Zahlen über die Höhe der mittel- und langfristigen Folgekosten für die Gemeinden gibt es bisher nicht.“ Eine Forderung: Mit Hilfe von Referenzämtern und ausgewählten Gemeinden sollen Modellrechnungen angestellt werden. Sollte die Entscheidung fallen, die Umstellung des Finanzsystems in der rheinischen Landeskirche vorzunehmen, würde dies die evangelischen Gemeinden von Köln und Region ab dem Jahr 2012 betreffen.

Umgang mit „Übergriffen gegen Schutzbefohlene“
Superintendent Markus Zimmermann sprach in seinem Bericht vor der Kreissynode des Kirchenkreises Köln-Nord auch über „Gewalt und Missbrauch im Raum der Kirche“, einem Thema, das nicht nur als katholisches Problem gelten dürfe. „Vorwürfe in Köln und Umgebung richten sich bisher gegen einen ehemaligen Presbyter sowie gegen zwei Pfarrer. Alle mutmaßlichen Täter sind bereits verstorben“, berichtete Zimmermann. Nun gehe es darum, in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Kirchenverband Köln und Region den Opfern zu helfen. Es werde aber auch überlegt, wie künftige Übergriffe gegen Schutzbefohlene verhindert werden können. „Die Kirchenleitung der EKiR hat inzwischen beschlossen, dass die in der Kinder- und Jugendarbeit hauptamtlich Tätigen dazu verpflichtet werden sollen, erweiterte Führungszeugnisse in fünfjährigen Abständen einzuholen“, so Zimmermann. „Außerdem empfiehlt sie, dass die in diesen Bereichen ehrenamtlich Tätigen zumindest eine Selbstverpflichtung unterschreiben. Die Presbyterien sind im Übrigen dazu angehalten, Übergriffe gegen Minderjährige sofort der Staatsanwaltschaft anzuzeigen.“ Abgesehen davon verwies Zimmermann auf die Fortbildungen, die sowohl im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region als auch im Kirchenkreis Köln-Nord für alle Gemeinden angeboten werden. Dabei werden Haupt- wie Ehrenamtliche über alle wichtigen Verhaltensregeln im Umgang mit Jugendlichen, aber auch anderen Schutzbefohlenen, wie beispielsweise Seniorinnen und Senioren, informiert und geschult.

Kirchenkreis denkt über Einstieg in schulische Übermittagsbetreuung nach
Mit der flächendeckenden Einführung der Übermittagsbetreuung in weiterführenden Schulen hat sich das Zeitfenster für außerschulische Angebote verringert. Das betrifft auch die evangelische Jugendarbeit, die auf die Abendstunden ausweichen muss. Diese Problematik sprach Superintendent Zimmermann bei der Kreissynode 2010 an: „Evangelische Jugendarbeit muss sich fragen, wie und wo sie Jugendliche noch erreichen kann. Naheliegend wäre es, dort präsent zu sein, wo Schülerinnen und Schüler immer mehr Zeit verbringen, also in der Schule.“ Dies ist derzeit nur eingeschränkt möglich, weil die strukturellen Voraussetzungen nicht gegeben sind. „Durch den Einstieg von evangelischer Kirche in die mit kommunalen und Landesmitteln geförderte Übermittags- und Nachmittagsbetreuung könnten wir diese Lücke schließen“, so Zimmermann. „Eine mögliche Struktur für die Betreuung wäre ein unabhängiger evangelischer Träger für den Bereich des Kirchenkreises Köln-Nord oder auch darüber hinaus, andere Kirchenkreise – wie Köln-Mitte – haben bereits ihr Interesse bekundet.“ Deshalb hat der Evangelische Kirchenverband Köln und Region Projektmittel bewilligt, um einen Konzeptentwurf zu erarbeiten. „Durch Beteiligung am schulischen ‚Ganztag‘ mithilfe eines anerkannten Trägers der Jugendhilfe würden wir den Anschluss an die Jugendlichen behalten und könnten von da aus in Zusammenarbeit mit den Gemeinden weitere attraktive Angebotsstrukturen für Wochenenden und Schulferien überlegen“, sagte Zimmermann.

Erklärung der Synode zum Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan
Nach einem Sachvortrag von Militärpfarrer Dr. Werner Weinholt – der auch der persönliche Referent des Militärbischofs der Evangelischen Kirche in Deutschland, Dr. Martin Dutzmann ist – zur ethischen Beurteilung des Afghanistan-Einsatzes der deutschen Bundeswehr und einer lebhaften Diskussion zum Thema gab die Kreissynode Köln-Nord mit einer Enthaltung und keiner Gegenstimme eine Erklärung ab. In deren Zentrum steht der Friedensauftrag der Kirche: „Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen“ (Matthäus 5,9). Deshalb erklärte die Kreissynode Köln-Nord: „Gerechten Frieden zu wahren, zu fördern und zu erneuern ist das Gebot, dem jede politische Verantwortung zu folgen hat. Militärische Auslandseinsätze der Bundeswehr in kriegerischen Auseinandersetzungen können nur von einer Politik getragen werden, wenn klare Ziele, ein umfassendes Konzept und eine eindeutige Ausstiegsstrategie vorliegen. Sie bedürfen eines klaren und eindeutigen Mandats der UNO, das einzig und allein die nachhaltige Friedenssicherung und humanitäre Hilfe zum Ziel hat. Für die jetzige Situation in Afghanistan ist dies nicht erkennbar. Deshalb fordern wir die umgehende Einstellung der Beteiligung der Bundeswehr an präventiven Kampfhandlungen und eine klare Ausstiegsstrategie für den Bundeswehreinsatz in Afghanistan.“ (Das gesamte Dokument hier.)

Über den Kirchenkreis finanziert: Jahrespraktikum für Erzieherinnen und Erzieher, Kirchenmusik und deren Ausbildungsmöglichkeiten
Gemäß dem Gemeindezuweisungssystem stehen seit 2004 jedem Kirchenkreis 5 Prozent des Gesamtsteueraufkommens zu, die über die Kirchenkreise an die Gemeinden verteilt werden können – als einziger der vier Kölner Kirchenkreise benutzt der Kirchenkreis Köln-Nord einen Teil dieser Mittel, um solidarisch wichtige Kirchenkreisprojekte zu finanzieren. Seit Jahren schon werden aus diesen Mitteln Funktionspfarrstellen wie auch die Ausbildungsfinanzierung für C-Kirchenmusiker finanziell unterstützt. Nun hat die Synode zwei weitere Projekte beschlossen: Im ersten Projekt wird ein Jahrespraktikum für den Beruf zur Erzieherin oder zum Erzieher unterstützt – gedacht ist an je eine Person für die 17 Kindertagesstätten in Trägerschaft des Kirchenkreises. Für die Jahre 2011 bis 2015 werden hierzu bis zu 47.600 Euro zur Verfügung gestellt. Außerdem beschloss die Kreissynode Köln-Nord, die Personalkosten für die halbe Stelle des Kreiskantors im Kirchenkreis Köln-Nord aus diesen Mitteln ab 2011 zu finanzieren.

Haushalt: Überschuss geht auch an das Projekt „Mittagessen in Chorweiler“
Das Haushaltsjahr 2009 für den Evangelischen Kirchenkreis Köln-Nord wurde mit Einnahmen von 1.186.040,69 Euro sowie Ausgaben von 1.108.827,00 Euro abgeschlossen, so dass abzüglich von 30.000,00 Euro, die dem Haushaltsjahr 2010 zuzurechnen sind, ein Rechnungsüberschuss in Höhe von 47.213,69 Euro verbleibt. Bei einer Gegenstimme beschloss die Synode, diesen Überschuss für zwei Zwecke zu verwenden: 42.463,69 Euro werden der Rücklage für „Gemeindliche Aktivitäten“ zugeführt. Die restlichen 4.750 Euro werden dem Projekt „Mittagessen in Chorweiler“ gespendet. Die Kreissynode Köln-Nord stellte bei einer Gegenstimme den Haushaltsplan 2011, ausgeglichen in Einnahmen und Ausgaben, mit 1.142.728 Euro, einschließlich des Stellenplans, fest. Dies bedeutet eine Steigerung von 91.894,99 Euro gegenüber 2010. Da in den vergangenen Jahren große Einsparungen und strukturelle Anpassungen durchgeführt wurden, sind für 2011 keine drastischen Einsparungen notwendig.

Hat seit über 20 Jahren das Leben im Kirchenkreis Köln-Nord entschieden mitgeprägt: Gerd Korinth (links). Nun muss er – mit all seinen Ehrenämtern – endgültig in Ruhestand gehen; genau wie seine nicht weniger „umtriebige“ Frau Rosemarie, die ebenfalls verabschiedet wurde.


Personalien: Kreissynode Köln-Nord wählt Synodalbeauftragte und Rechnungsprüfungsvorstand
Die Stelle der Jugendreferentin des Kirchenkreises wurde um 50 Prozent von einer halben auf eine ganze Stelle aufgestockt – damit soll die Bedeutung, den die Jugendarbeit für den Kirchenkreis immer schon hatte, weiter ausgebaut werden.
Auch neue Synodalbeauftragte hat die Kreissynode Köln-Nord gewählt. Pfarrerin Meike Pungs, die sich bei der Wahl enthielt, wurde in Nachfolge von Pfarrerin Ulrike Graupner einstimmig zur neuen Synodalbeauftragten für Gottesdienst gewählt. Ein Nachfolger für Pfarrer Ottinger-Kasper als Synodalbeauftragten für Ausländerarbeit fand sich nicht. Die Kreissynode benannte zudem Hans-Werner Kühn als Mitglied und Dr. Burkhard Carlsohn als stellvertretendes Mitglied für den Rechnungsprüfungsvorstand des neuen Rechnungsprüfungsamtes Köln-Bonn-Hessen.

Kirchenkreis-Termine zum Vormerken
„Songbook 1“ heißt ein Konzert des Kirchenkreises, in dem die Kreiskantorei Köln-Nord unter Leitung von Kreiskantor Thomas Pehlken in der Immanuelkirche, Paul-Humburg-Straße 11 in Köln-Longerich, am Sonntag, 5. Dezember 2010, ab 17 Uhr neben einigen Instrumentalsolisten einen großen Auftritt hat.

Am Samstag, 19. März 2011, findet in den Räumen der evangelischen Erlöserkirche, Derfflingerstraße 9 in Köln-Weidenpesch, von 10.30 bis 16.30 Uhr der nächste Ehrenamtstag des Kirchenkreises Köln-Nord statt. Er steht unter dem Motto: „meine, deine und Gottes Zeit“ – und will in Workshops Anstöße dazu geben, durch einen bewussteren Umgang mit der Zeit zufrieden und glücklich leben und arbeiten zu können: in Beruf, Familile und Ehrenamt.

Die Kreissynode Köln-Nord tagt das nächste Mal am Samstag, 12. November 2011.

Text: Anselm Weyer
Foto(s): Weyer