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Nachrichten von der Kreissynode Köln-Mitte


54 von 66 Synodalen begrüßte Pfarrer Rolf Domning, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region und zugleich Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte, bei der Herbstsynode seines Kirchenkreises am Samstag im Haus der evangelischen Kirche. Seinen Jahresbericht stellte der Superintendent unter das bekannte Bibel-Zitat aus Jeremia 29: „…suchet der Stadt Bestes“. Dieses „schöne Prophetenwort“ sei auch „an den Wassern Colonias“ zuallererst an das Volk Gottes, an die Juden, gerichtet gewesen. Domning erinnerte an die lange Geschichte der Juden in Köln, die auch dank der Ausgrabungen in der Archäologischen Zone dokumentiert werde.

Stadtsuperintendent Domning befürwortet jüdisches Museum in Kölner archäologischer Zone
„Es gibt keinen Ort in dieser Stadt, welcher geeigneter ist für ein Haus und Museum der jüdischen Kultur in Köln. Hoffentlich werden bald die finanziellen Grundlagen geschaffen, die Pläne in die Tat umsetzen zu können. ,Der Stadt Bestes‘ zu suchen, nämlich das große jüdische kulturelle Erbe zu erinnern, würde hier eine konkrete Verortung erfahren. Mit aktuellem – globalen und lokalen – politischen Bezug sprach sich Domning gegen ein Tabu aus, den heutigen Staat Israel wegen seiner Politik den Palästinensern gegenüber zu kritisieren. „Völlig indiskutabel“ ist es aber aus Sicht des Superintendenten, wenn hierzulande dazu aufgerufen werde, israelische Waren, die in den besetzten Gebieten produziert werden, zu boykottieren.

Das neue Jerusalem: „multi-kulti durch und durch“
„Juden und Christen teilen eine gemeinsame Verheißungstradition. Jerusalem kann auch im Licht der neutestamentlichen Hoffnung auf die ,neue Stadt‘ nicht seiner Verheißungen beraubt werden. Aber sie werden nun zu einer offenen Einladung, uns an der Gestaltung des ,neuen Jerusalems‘ zu beteiligen: als einer bunten, vielfältigen und kulturell lebendigen Stadt, ,multikulti durch und durch‘.“ Danach fragte Domning: „Warum sollten wir uns wohl heute vor Überfremdung fürchten und ängstigen vor denen, die in diesem Land, in dieser Stadt ihre Häuser bauen und Kinder zeugen hier bei uns?“ Wenn man von den extrem Denkenden absehe, sei es doch die große Mehrheit der Muslime, die auch der Stadt Bestes suchten. Zu den Thesen Thilo Sarazins nahm Domning nur kurz, aber pointiert Stellung: Niemand müsse sich sorgen, dass Goethes „Wanderers Nachtlied“ hierzulande bald nicht mehr gesungen werden. Das gehe auch sehr gut auf Türkisch, wie man zum Auftakt der Interkulturellen Woche erlebt habe, sagte der Kölner Stadtsuperintendent.

Nach Versetzung von Biskupek – wer wird neus katholisches Gegenüber für Herzberg?
„Die Antoniterkirche ist ein wichtiger Ort für die Ökumene“, fuhr der Superintendent fort. Er hofft, dass die „gute ökumenische Basis“ der Zusammenarbeit der Kirchen rund um den Neumarkt auch nach der Versetzung von Christoph Biskupek, bis vor kurzem Pfarrer in St. Aposteln, fortgesetzt wird. Als evangelischer Partner fungiert Markus Herzberg als neuer Pfarrer an der Antoniterkirche.

Rekordbeteiligung bei Reformationsfeier – Sonntagsöffnung: Verständnis für die Situation kleinerer Geschäfte Domning erinnerte an die Rekordbeteiligung bei der diesjährigen Reformationsfeier in der Trinitatiskirche. 850 Gemeindeglieder und Gäste wurden gezählt. Der 31. Oktober war in diesem Jahr auch „verkaufsoffener Sonntag“. Das will man in Zukunft verhindern. Was die „verkaufsoffenen Sonntage“ generell angeht, zeigte der Superintendent Verständnis für die kleinen Geschäfte in den Stadtteilen. Gerade die kleinen Geschäfte hätten keine Chance sich gegen die großen in der Innenstadt durchzusetzen, wenn es nur drei oder vier zentrale Sonntagsöffnungen gebe. „Die Reduktion (21 + 3) finde ich positiv.“ Ansonsten gelte weiterhin: „Ohne Sonntag gibt’s nur noch Werktage!“

„KunstKultur – KirchenKöln“ ein großer Erfolg – Einsatz für Kultur nicht gegen diakonischen Auftrag ausspielen Eine Enquete-Kommission des Bundestages hatte festgestellt, dass das Engagement der Kirchen einem Wert von jährlich vier Milliarden Euro für die Förderung der Kultur entspreche. Domning lobte die darauf initiierte ökumenische Veranstaltungsreihe „KunstKultur – KirchenKöln“. Den Organisatoren sei es gelungen, einen gemeinsamen kulturellen Akzent zu setzen und so etwas wie die „Schatzkarte des Sonntags“ sichtbar werden zu lassen. „Solches Engagement für die Kultur bedeutet aber nicht, wie schon mal gerne vermutet wurde, dass die Kirchen künftig vielleicht weniger wegen ihres sozialen, sondern mehr wegen ihres kulturellen Engagements wahrgenommen werden wollten. Das wäre ja abwegig, denn sollten in Zukunft etwa die kulturell Hochverbundenen gegen die sozial Benachteiligten und Randgruppen ausgespielt werden.“

Armutsbekämpfung unmittelbarer Auftrag Jesu
„Was Ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt Ihr mir getan“, sei der unmittelbare Auftrag Jesu an die Seinen und völlige Identifikation mit denen, die zu den Geringsten, zu den Randgruppen der Gesellschaft gehören: „Klarer geht es nicht: der diakonische Auftrag zielt auf Jesus selbst. Er ist dort zu finden, wo Menschen um ihre Würde kämpfen, wo Menschen die Grundlagen zum Leben versagt bleiben.“ Der Superintendent erinnerte daran, dass das Diakonische Werk Köln und Region die Initiative „Kölner gestalten Zukunft – Vereint gegen Sozialabbau“ mitgestaltet hat. Domning sprach sich dafür aus, den Sozialethischen Ausschuss des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region (SEA) wieder aufleben zu lassen, um sozialethische Grundfragen der Gesellschaft in einem evangelischen Forum zu diskutieren. Der vollständige Bericht des Superintendenten ist hier nachzulesen.

Synode will Ganztagsangebote in Schulen anbieten
Die Synode des Kirchenkreises Köln-Mitte befasste sich auf ihrer Herbsttagung ausführlich mit der Jugendarbeit. Unter dem Thema „Nichts geht mehr“ diskutierten die Synodalen zusammen mit Jugendlichen aus den Kirchengemeinden die Möglichkeiten evangelischer Jugendarbeit vor dem Hintergrund gravierender schulischer Veränderungen. Die Verkürzung der gymnasialen Schulzeit auf acht Jahre lasse den Jugendlichen immer weniger Freizeit, der Leistungsdruck wachse. „Die Synode betont die Wichtigkeit einer Präsenz der Evangelischen Kirche in der Schule auch im Bereich der Übermittags-Betreuung und der Ganztagsangebote. Dies gilt sowohl für die Primarstufe als auch für die Sekundarstufe II“, lautete der Beschluss der Synode, die sich einer Initiative des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord anschließen möchte, der eine Trägergesellschaft für eine evangelische Übermittagsbetreuung gründen will. Die Synode legte großen Wert darauf, die bestehenden Strukturen in der evangelischen Jugendarbeit beizubehalten. „Gerade weil Schule einen immer größer werdenden Teil der Zeit von Kindern und Jugendlichen einnimmt, ist es besonders wichtig, ihnen weiterhin auch Räume außerhalb der Schule zu bieten.“

Partnerschaft mit Chinesisch-Rheinischer Kirche
Die Synodale Herrat Boström berichtete über die Partnerschaft des Kirchenkreises Köln-Mitte mit der Chinesisch-Rheinischen Kirche in Hongkong. Man sei seit drei Jahren dabei, sich besser kennenzulernen. „Es bleibt weiterhin ein wenig geheimnisvoll. Gegenseitige Besuche sind sehr wichtig. Ich nenne das immer den Austausch von ,lebendigen Briefen‘.“ Herrat Boström verwies auf das ausgeprägte soziale Engagement der Gemeinde in Hongkong.

Jahresüberschuss 2009 in Höhe von 130.832 Euro – und ein mehr als nur ausgeglichener Haushalt in 2011
Einstimmig beschloss die Synode, den Haushaltsüberschuss aus dem Jahr 2009 in Höhe von 130.832 Euro bei Einnahmen von 701.234 Euro in zwei Rücklagen einzustellen. 60.000 Euro gehen in die Substanzerhaltungsrücklage für die Erhaltung kirchlicher Gebäude. 70.832 Euro gehen in die Allgemeine Ausgleichsrücklage. Über deren Verwendung wird noch entschieden. Finanzkirchmeister Joachim Morawietz stellte den Haushalt für das Jahr 2011 vor. Er rechnet mit Einnahmen in Höhe von 531.199 Euro und erwartet einen liquiden Überschuss von 45.941 Euro.

Neues Sozialwort der Kirchen gefordert – und Anschluss des Kirchenkreises an die Kölner DGB-Initiative
Auf Antrag der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Klettenberg beschloss die Synode einstimmig, einen Antrag auf der nächsten Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland zu stellen, „Gemeinsam mit den anderen christlichen Kirchen und unter breiter Beteiligung christlicher Einrichtungen, Organisationen und Perso-nen einen Diskussionsprozess anzustoßen, um ein aktuelles ,Sozialwort der Kirchen‘ zu erarbeiten und es als Beitrag für einen gerechtes und friedliches Miteinander zu veröffentlichen“. Mit großer Mehrheit folgte die Synode einem Antrag der Evangelischen Gemeinde Köln, sich einer Initiative des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Köln anzuschließen. Die steht unter der Überschrift „Damit die Kölner Stadtgesellschaft an der Finanznot nicht zerbricht – Kultur, Soziales und Wirtschaft zusammen denken!“, wendet sich gegen verantwortungslose Kürzungen und fordert Bund und Land auf, die Kommune finanziell zu unterstützen.

Goldenes Kronenkreuz der Diakonie für Ruth Pappler
Ruth Pappler wurde von der Evangelischen Kirche in Deutschland mit dem Goldenen Kronenkreuz der Diakonie ausgezeichnet, Stadt-superintendent Rolf Domning überreichte Pappler die hohe Ehrung. Damit würdigte er deren jahrzehntelange Arbeit in der Verwaltung sowie ehrenamtlich in der Evangelischen Telefonseelsorge, ihren Einsatz im Arbeitskreis Ökumene, ihr Engagement im Besuchsdienst im Clara-Elisen-Stift und zahlreiche weitere Ehrenämter, die Ruth Pappler übernommen hat.

Stichwort „Evangelischer Kirchenkreis Köln-Mitte“
Der evangelische Kirchenkreis Köln-Mitte setzt sich zusammen aus den sechs Gemeinden Köln, Riehl, Nippes, Lindenthal, Klettenberg und Deutz/Poll. Das „Parlament“ des Kirchenkreises ist die Kreissy-node. Ihr gehören im Kirchenkreis Köln-Mitte zurzeit 72 stimmberechtigte Vertreterinnen und Vertreter – Theologinnen, Theologen, und Laien – aus den sechs evangelischen Gemeinden an. Geleitet wird der Kirchenkreis Köln-Mitte von Superintendent Rolf Domning, gemeinsam mit dem Kreissynodalvorstand.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann