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Nachrichten von der Herbstsynode des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch

Pfarrer Ralph Knapp aus Delling ist der neue Stellvertreter von Superintendentin Andrea Vogel. Mit großer Mehrheit wählten ihn die Synodalen bei der Herbstsynode des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch im Haus der Evangelischen Kirche zum Synodalassessor. Knapp wünschte sich in seiner Vorstellungsrede, dass nach den großen Strukturreformen der vergangenen Jahre endlich wieder die Gemeindearbeit im Vordergrund stehen müsse. Otmar Baumberger, Pfarrer aus Köln-Dellbrück und bisheriger Synodalassessor, hatte seinen Rückzug vom Amt erklärt, da er im kommenden Jahr in Pension gehen wird. Zum neuen Skriba wählte die Synode den Bergisch Gladbacher Berufsschulpfarrer Martin Häusling. Er ist damit Nachfolger von Knapp, der dieses Amt bisher im Kreissynodalvorstand innehatte.

Reformatorische Frauen im Mittelpunkt
Begonnen hatte die Synode mit einem Gottesdienst in der Kartäuserkirche. Dabei wurde schon deutlich, dass reformatorische Frauen aus den vergangenen 500 Jahren im Mittelpunkt des Treffens der Abgesandten aus den Gemeinden des Kirchenkreises stehen sollten. In einem Zwiegespräch versetzten sich die Pfarrerinnen Dorothee Schaper und Almuth Voss in Katharina Zell und Dorothee Sölle. Zell war eine der ersten Pfarrfrauen nach der Reformation. Sie lebte in Straßburg und setzte sich in Streitschriften für die Priesterehe und gegen das Zölibat ein und „erfand das Leben im evangelischen Pfarrhaus“, sagte Schaper alias Zell. Zeitweilig nahmen sie und ihr Mann 60 protestantische Glaubensflüchtlinge aus katholischen Gebieten bei sich auf. Katharina Zell korrespondierte mit den bedeutenden Theologen ihrer Zeit. Unter anderem mit Martin Luther.

„Einen Lehrstuhl gab es für mich nie“, erklärte Voss als Dorothee Sölle. Die Theologin, die 1968 in Köln das Politische Nachtgebet ins Leben rief, setzte sich zeitlebens für die Entrechteten ein. Reisen führten sie nach Afrika, Nordkorea und Lateinamerika. Sölle verstand sich als „freischaffende Theologiearbeiterin“, für die eine Trennung zwischen Religion und Politik undenkbar war und für die „Mystik und Widerstand zusammen gehörten“, so Voss. Das Thema „Reformatorinnen“ wurde während der Beratungen der Synode noch einmal aufgegriffen. Schaper und Voss sowie die Pfarrerin Eli Wolf und Marlies Bredehorst, ehemalige Kölner Sozialdezernentin und Mitglied der Landeskirchenleitung, zeigten einige Ausschnitte aus ihrer szenischen Lesung „Hier stehen wir, wir wollen es anders“. In dem Stück kommen zahlreiche Frauen zu Wort, die in den vergangenen fünf Jahrhunderten die evangelische Kirche geprägt haben. Gewürdigt werden sie im Moment in einer Ausstellung im Haus der Evangelischen Kirche. Die Synodalen nahmen sich eine halbe Stunde Zeit, um die Schautafeln zu betrachten und die ausführlichen Texte zu lesen.

„Immer wieder runter von den Kanzeln und Kathedern“
In ihrem Jahresbericht ging Superintendentin Andrea Vogel zunächst auf das Reformationsjubiläum ein. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) habe sich darüber gefreut, dass das Jubiläum eine „beeindruckende öffentliche Präsenz“ entfaltet habe. Auch Menschen, die nicht zur kirchlichen Kerngemeinde gehörten, seien mit ihren Lebensthemen erreicht worden. Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, habe die Rolle der Ökumene im Jubiläumsjahr betont. Darüber hinaus habe der Präses als „Richtungsanzeige“ nach dem Ende des Reformationsjahres geraten, die Kirche solle sich „auf ihre Mission besinnen und konzentrieren und sehr klar davon sprechen – geistlich, seelsorgerlich und diakonisch“. Sie zitierte den Präses weiter: „Wir müssen immer wieder runter von den Kanzeln und Kathedern dahin, wo die Menschen sind.“ Superintendentin Vogel dankte allen, die sich bei der Gestaltung der Jubiläumsveranstaltungen engagiert haben. Stellvertretend erinnerte sie an das Stück „Ich fürchte nichts … Luther 2017“ in Lindlar und Delling, die zahlreichen Konzerte zum Jubiläum, an Podiumsdiskussionen und Ausstellungen, die erste rechtsrheinische Nacht der Kirchen und den „Konfi-Krimi“ mit 600 Konfirmanden an zwei Tagen in Mülheim. „Alle diese Ereignisse waren für viele Menschen in den Gemeinden Highlights, von denen sie begeistert erzählt haben. Lassen sie uns einen Doppelpunkt setzen, die gefundenen Kontakte nutzen und weitere Ideen in unseren Gemeinden und im Kirchenkreis entwickeln!“, resümierte Andrea Vogel. In Sachen Ökumene mit der römisch-katholischen Kirche erinnerte die Superintendentin an Erzbischof Rainer Maria Woelki und den Trierer Bischof Stephan Ackermann, die sich beide für die ökumenische Verbundenheit beider Konfessionen ausgesprochen hätten. Ackermann zitierte sie mit den Worten: „Zum großen Ziel der Einheit der Kirchen gibt es keine Alternative.“ Woelki mit den Worten bei der Vesper mit Präses Rekowski anlässlich des Reformationsjubiläums: „Das einigende Band der Taufe macht es möglich, dass wir uns als Brüder und Schwestern, als Familie Gottes sehen können.“ Der Präses habe unmissverständlich festgestellt: „Wir sind unumkehrbar vom Konflikt zur Gemeinschaft unterwegs.“

Mitarbeitende nicht überfordern
Die Superintendentin warnte in ihrem Bericht davor, die Haupt- und Ehrenamtlichen zu überfordern. „Ich habe großen Respekt vor dem Engagement, aber ich frage mich auch: Liegt hier nicht die Gefahr, dass wir ehrenamtlich und hauptamtlich Mitarbeitenden zu viel zumuten mit dem Blick auf die Zeitreserven. Eine unserer Zukunftsaufgaben wird sein, hier genauer hinzuschauen und nach anderen, schlankeren Strukturen zu suchen.“ Es werde in Zukunft „vielleicht noch mehr darauf ankommen, anderen Formen des unterstützenden, stärkenden und anregenden Austausches zu finden“. In Bezug auf die Hauptamtlichen müsse man sich mit der Frage beschäftigen, mit welchen Arbeitsschwerpunkten der Kirchenkreis in Zukunft präsent sein wolle. Andrea Vogel äußerte sich erfreut darüber, dass die Veränderungen in den Verwaltungsstrukturen vorerst ein Ende gefunden haben. Die Verwaltung des Kirchenkreises und die Superintendentur sind inzwischen in Buchheim an der Wuppertaler Straße an einem Ort unter einem Dach zusammen untergebracht.

Haushalt ausgeglichen dank Rücklagenentnahme
Die Synodalen stellten einen Haushalt für das Jahr 2018 mit Erträgen in Höhe von 982.000 Euro und Aufwendungen in Höhe von 1.040.000 Euro fest. Der Fehlbetrag von 48.000 Euro wird durch Entnahmen aus den Rücklagen ausgeglichen.

Personalia:
Zur ersten stellvertretenden Skriba wählten die Synodalen Pfarrerin Kerstin Herrenbrück aus Köln-Höhenhaus, zum zweiten stellvertretenden Skriba Pfarrer Torsten Krall aus Köln-Dünnwald. Als Synodalbeauftragter für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste wurde Pfarrer Jürgen Manderla aus Altenberg/Schildgen eingesetzt, als Synodalbeauftragte für geistliche Begleitung, Meditation und Spiritualität seine Frau, Pfarrerin Eva Manderla, und als Synodalbeauftragter für Ökumene vor Ort (Rhein-Berg) Pfarrer Carsten Bierei aus Bergisch Gladbach. In den Ruhestand verabschiedete Superintendentin Vogel Dr. Johannes Voigtländer, Berufsschulpfarrer, und Klaus Müller, Pfarrer der Gemeinde in Mülheim am Rhein.

Stichwort Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch:
Dieser Kirchenkreis bildet mit 18 Kirchengemeinden im rechtsrheinischen Köln, in Altenberg, Bergisch Gladbach, Kürten, Lindlar und Rösrath den größten Zusammenschluss innerhalb des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. In seinen Gemeinden leben mehr als 99.000 Mitglieder, deren Interessen im „Parlament“ des Kirchenkreises, der Kreissynode, von 129 Synodalen vertreten werden.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann