You are currently viewing Nachrichten von der Herbstsynode des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch

Nachrichten von der Herbstsynode des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch

100 Synodale begrüßte Superintendentin Andrea Vogel bei der Herbstsynode des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch im Haus der Evangelischen Kirche in Köln. Die Synode begann mit einem Gottesdienst in der Kartäuserkirche, geleitet von Skriba und Pfarrer Ralph Knapp aus Kürten-Delling.

"Die Welt brennt und wir halten Synode…"

Knapp fand Worte, um die Betroffenheit der Synodalen am Tag nach den Attentaten von Paris zu beschreiben: "Die Welt brennt und wir halten Synode. Wir sind bestürzt, dass im Namen Gottes mit Gewalt und Terror verbreitet werden. Wir werden stille und denken an die, die unter Gewalt und Terror leiden. Wir bringen das vor Gott. Das Bekenntnis zum Frieden ist das, was jetzt auf der Tagesordnung steht."

Superintendentin Andrea Vogel: „Das Gute predigen und das Heil verkünden“

Im Verlauf des Gottesdienstes führte Superintendentin Andrea Vogel Pfarrer Sebastian Baer-Henney in seine landeskirchliche Pfarrstelle für Vertretungsdienste ein. "Sebastian Baer-Henney war vorher ein Jahr in London und ist mit vielen Ideen zurückgekommen, wie man Leute wieder an die Kirche binden kann", stellte Andrea Vogel den Pfarrer im Kirchenkreis vor. Der ist kein Neuer im Rechtsrheinischen. Er war Pfarrer zur Anstellung unter anderem in Vakanzvertretung in der Brückenschlag-Gemeinde Stammheim/Flittard sowie in Kalk. "Das Gute predigen, das Heil verkündigen. Das ist es, was uns umtreibt in unserem Dienst. Und den Menschen die befreiende Botschaft des Evangeliums nahe bringen. Nicht als Einzelner, sondern in der Gemeinschaft vieler", gab die Superintendentin Baer-Henney mit auf den Weg. Der griff das Thema in seiner Predigt über die Apostelgeschichte 20, Verse 7 bis 12 auf, in der Eutychus während eines sehr langen Vortrags des Apostels Paulus auf einer Fensterbank einschläft, das Gleichgewicht verliert und aus dem dritten Stock fällt. Alle denken, er sei tot, doch nachdem Paulus sich auf ihn geworfen hat, steht Eutychus auf und geht gesund nach Hause. Das sei für die Gemeinde eine große Ermutigung gewesen, heißt es in der Bibelstelle. "Es gibt in unserer Kirche sehr viele brillante Gottesdienste. Und es gibt Gottesdienste, die sind für die Gäste sterbenslangweilig", nahm Baer-Henney augenzwinkernd Bezug auf Eutychus. Es gebe aber auch Leute, die brillante Gottesdienste langweilig fänden. Dass die Kirche für manche buchstäblich "gestorben" sei, sei ein Phänomen, dem man sich stellen müsse. "Wir dürfen uns nicht über die ärgern, die nicht kommen. Das ist im Übrigen nicht deren Problem, sondern unseres", fuhr Baer-Henney fort: "Wir müssen die Fragen der Menschen aufgreifen. Die müssen nach Hause gehen und sagen ,Da war ein Christ, der etwas Relevantes für mein Leben getan hat'." Der Schlüssel zum Erreichen der Leute seien gute Gottesdienste und hochwertige Gemeindearbeit.

Die ökumenische Visite
In ihrem Bericht an die Synode erinnerte Superintendentin Andrea Vogel an die ökumenische Visite von 17 Vertretern überseeischer, europäischer und deutscher Partnerkirchen der Evangelischen Kirche im Rheinland, die von der Kirchenleitung im Juni eingeladen worden war. Die Gäste hätten die vielen kreativen, begeisterten und engagierten Pfarrer und Pfarrerinnen gelobt. Pfarrerinnen und Pfarrer genössen eine hohe Anerkennung aufgrund ihrer theologischen, seelsorgerlichen und spirituellen Kompetenz und ihrer Fähigkeit, Menschen in Krisensituation zu begleiten. Das Pfarramt wirke auf den ersten Blick stabil. Im Hintergrund gebe es aber viele Veränderungen, Unklarheiten und Fragen etwa wegen des fehlenden Nachwuchses und der zunehmenden Verwaltungsarbeit.

Kritik an der Höhe der Kind-Pauschalen
Die Superintendentin kritisierte die seit 2008 im Kinderbildungsgesetz (KiBiz) festgeschriebene alljährliche Erhöhung der Kindpauschalen um 1,5 Prozent als zu gering. "Die Erhöhung liegt weit unter den realen Personalkostensteigerungen und führt für die Träger zu einer dramatischen Unterfinanzierung." Der Kirchenkreis und einige Gemeinden haben Briefe an die Landesregierung und Abgeordnete im Landtag geschrieben und die Absicherung der finanziellen Auskömmlichkeit der Kitas angemahnt. Im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch gibt es 18 evangelische Kitas mit 49 Gruppen und 1017 Betreuungsplätzen.

Evangelischer Flüchtlingsgipfel in Köln

2016 wird es einen evangelischen Flüchtlingsgipfel im Haus der Evangelischen Kirche geben, zu dem die Gemeinden und Einrichtungen des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region eingeladen werden. "In diesem Engagement werden wir zum Anwalt der vielen, die verfolgt werden, auch derer, die als Christen in den Krisenherden der Welt verfolgt werden", sagte Andrea Vogel.

Ehrenamt als Schatz kirchlicher Arbeit

Die Superintendentin warf einen Blick in die ferne Zukunft des Kirchenkreises und der Gemeinden. "Es wird darum gehen, wie Seelsorge überhaupt noch angeboten werden kann, wenn ab 2030 die Pfarrstellen deutlich reduziert sind und diese eventuell wegen mangelnder Bewerberinnen und Bewerber nicht mehr zu besetzen sind. Es ist in der Überlegung, Ehrenamtliche für spezifische seelsorgerliche Bereiche zu qualifizieren. Bei einer Umfrage in den Gemeinden wurde deutlich, dass keine Konkurrenzsituation zwischen der pfarramtlichen und der ehrenamtlichen Seelsorge geschaffen werden soll."

Das Reformationsjubiläum 2017

Im Jahr 2017 wird 500 Jahre nach dem Thesenanschlag in Wittenberg das Reformationsjubiläum gefeiert. "Ich hoffe, dass wir das Jubiläum mit Leidenschaft feiern. Dass wir die Chance erkennen, die uns da gegeben ist", erklärte die Superintendentin und zitierte Heinrich Bedford-Strohm, den Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): "Dass wir Gott neu entdecken, neu erfahren, neu verstehen – das könnte das Dach sein, unter dem wir der reformatorischen Botschaft 2017 neu nachsinnen."

Jugendarbeit: „67 Prozent der 12- bis 25-Jährigen finden Kirche wichtig“

Kalliopi Özenç, Ute Verch und Jörn Ruchmann erläuterten vor der Synode ihre Arbeit im Referat für Jugend, Frauen und Männer, welches nach der Übernahme der Arbeitsbereiche der Frauen- und Männerarbeit in das bestehende Jugendreferat entstanden 2012 ist. Diese besteht hauptsächlich in der Beratung, Unterstützung und Fortbildung der genannten Zielgruppen. Dazu zählen der kostenlose Verleih etwa von Gesellschaftsspielen bis zur Beratung bei der Bezuschussung von Ferienfreizeiten oder anderen gemeindlichen Projekten. Unter dem Titel "Jugendarbeit in verändertem gesellschaftlichen Kontext" sprach Dr. Ute Sparschuh, Grundsatzreferentin im Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland, zu den Synodalen. Der Bevölkerungsanteil der unter 20-Jährigen liegt in Deutschland bei 20 Prozent. Ein Drittel davon hat einen sogenannten "Migrationshintergrund". Die Pubertät beginnt immer früher, bei manchen schon während der Grundschulzeit. Die überwiegende Mehrheit versteht sich gut/sehr gut mit ihren Eltern. Den Begriff "Teilhabe" definieren, so die Referentin, Jugendliche neu: Für sie bedeutet das Teilhabe an Markt, Medien und Konsum. Trotzdem steht das Treffen mit Freunden immer noch auf Platz eins bei den Freizeitaktivitäten. Das politische Engagement dieser Generation ist nicht geringer als das früherer Jugendlicher. "Es ist aber", sagte Sparschuh, "unsichtbarer: Informell, spontan, digital vernetzt und überhaupt medial." Darauf müsse kirchliche Jugendarbeit reagieren. Sparschuh ist optimistisch, dass ihr das gelingt: "Die evangelische kirchliche Jugendarbeit ist erstaunlich stabil, weil ,schleichend' anpassungsfähig." Immerhin finden es 67 Prozent der 12- bis 25-Jährigen wichtig, so die Shell Jugendstudie, dass es Kirche gibt.

Haushalt 2016

Finanzkirchmeisterin Anne Akkerman erläuterte den neuen Haushaltsplan für das Jahr 2016. Der beinhaltet Aufwendungen und Erträge in Höhe von 955.038 Euro. Der Haushalt wurde von den Synodalen mit einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen beschlossen. Ohne Gegenstimme stimmte die Synode dem Haushaltsabschluss für 2014 zu. Der schloss ab mit einem Überschuss in Höhe von 127.510 Euro. Davon werden 67.510 Euro in die Rücklage für das Reformationsjubiläum und 60.000 Euro in die Rücklage für die Verwaltungsstrukturreform eingestellt.

In Kürze

Das Freizeitheim Stolzenberg wird als Selbstversorgerhaus für Kinder, Jugendliche und Familien weiter betrieben. Die Synodalen einigten sich darauf, regelmäßige Sanierungen aus der Instandhaltungsrücklage zu finanzieren.

In einem Antrag an die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland bittet die Kreissynode darum, dass die Landessynode sich der "Resolution gegen TTIP" anzuschließen. Damit schließt sich die Synode einer Resolution des Evangelischen Kirchenkreises Jülich an, in der gefordert wird, die Verhandlung über die "Transatlantische Freihandels- und Investitionspartnerschaft" auszusetzen.

Stichwort: Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch

Dieser Kirchenkreis bildet mit 18 Kirchengemeinden im rechtsrheinischen Köln, Altenberg, Bergisch Gladbach, Kürten, Lindlar und Rösrath den größten Zusammenschluss innerhalb des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. In seinen Gemeinden leben mehr als 99.000 Mitglieder, deren Interessen im „Parlament“ des Kirchenkreises, der Kreissynode, von 126 Synodalen vertreten werden.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann