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Nachrichten von der Herbstsynode des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch

Seit einem knappen Jahr arbeitet Kornelia Imig als Pfarrerin mbA im Evangelischen Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch. „In vier Gemeinden. Deshalb ist unserer Meinung nach der Synodalgottesdienst der einzig passende Rahmen für ihre Einführung“, erklärte Superintendentin Andrea Vogel den Anwesenden in der Kartäuserkirche. So war der offizielle Auftakt der Herbstsynode des Kirchenkreises gleichzeitig zum Einführungsgottesdienst für Imig, die auch die Predigt hielt. Ausgehend von Jeremia, Kapitel 8, beschäftigte sie sich mit der Frage nach dem „Warum?“, das bei Menschen angesichts irdischer Katastrophen nachvollziehbar, bei Gott angesichts menschlicher Katastrophen nicht so offensichtlich sei. „Macht Gott sich die Mühe, nach mir zu suchen, nur weil ich nach ihm suche?“, fragte sie, und kam zu dem tröstlichen Schluss: „Ja, es ist Gott, der uns immer wieder sucht und der nicht müde wird, uns zu suchen!“

Das evangelische Profil“: Impulse von Manfred Kock
103 Synodale begrüßte Superintendentin Vogel anschließend im Haus der Evangelischen Kirche zu den Beratungen der Kreissynode. Die begann mit einem eindrucksvollen Vortrag des früheren Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Kock. Unter dem Titel „Evangelisches Profil unter ökumenischer Perspektive – Kirche in der säkularen Gesellschaft“, beschäftigte er sich zunächst mit dem Ist-Zustand der Kirche, zeigte ihre nach wie vor vorhandenen Vorzüge auf, um daraus eine Perspektive zu entwickeln, die durchaus auch als Handlungsanleitung zu verstehen ist. Kirche sei auf der einen Seite die Kraft des Glaubens, der viele Menschen aufgeschlossen gegenüberstünden, andererseits aber auch die Institution, die Skepsis hervorrufe und Distanz schaffe. Die Zunahme von Kirchenaustritten in der katholischen Kirche könne angesichts der Vorfälle von Limburg kausal erklärt werden, erscheine bei der evangelischen Kirche aber unverständlich, so dass es tiefer gehende Gründe für die vermeintliche Unattraktivität von Kirche geben müsse. „Der Vorwurf, den meisten in der Kirche fehle es an Begeisterung, ist falsch, aber nicht von der Hand zu weisen“, beantwortete Kock diese Frage bewusst zweideutig. Säkularisierung, so der frühere Präses, bedeute nicht das Ende der Religion. „Kirche muss wieder Volkskirche und präsent in der Gesellschaft sein“, forderte er. Durch die Rückbesinnung auf den Glauben sorge sie für eine heilsame Unterbrechung und habe dafür auch heute noch einiges zu bieten: „Die Frage nach Gott stellen und aushalten, das lebendige Wort Gottes, die Erkenntnis, dass der Mensch frei und verantwortlich für sich und sein Leben ist und nicht zuletzt den Schatz der kirchlichen Gebäude. Kirche bietet Raum“, fasste Kock diese Vorzüge zusammen. „Kirche ist dann am stärksten, wenn ihr keine Armeen, wenn ihr keine Macht zur Verfügung steht“, appellierte Kock an die Kirche und ihre Vertreterinnen und Vertreter, wieder Kraft und Stärke zu entwickeln sowie ein Gespür für die Leiden der Gegenwart.

Perspektiven des Kirchenkreises: Bericht der Superintendentin
Mit aktuellen und zukünftigen Entwicklungen des Kirchenkreises beschäftigte sich Superintendentin Andrea Vogel in ihrem Jahresbericht. Sie begann mit der demographischen Entwicklung, die auf den ersten Blick keine guten Zukunftsaussichten verspricht: „mehr als jeder Fünfte ist älter als 65 Jahre“, zitierte sie einen Zeitungsartikel zu dem Thema. Das habe natürlich auch Auswirkungen auf die Mitgliederzahlen der Evangelischen Landeskirche, die bis zum Jahr 2030 von einem Rückgang der Mitglieder um etwa ein Drittel ausgehe. Im Evangelischen Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch sank die Zahl der Protestantinnen und Protestanten von rund 145.000 im Jahr 1975 auf derzeit unter 99.000. Ein Rückgang, der natürlich auch strukturelle Auswirkungen hatte und hat. Eine der Folgen: „Im Kreissynodalvorstand waren drei Anträge auf Entwidmungen von Gottesdienststätten zu behandeln.“
„Mit dem Blick auf die Evangelische Kirche im Rheinland haben wir im Sommer zur Kenntnis nehmen müssen, dass Einsparungen nach dem aktuellen Stand um 35 Prozent bis 2018 zu realisieren sein werden“, sagte Vogel. Das für den demographischen Wandel gefundene Bild „Weniger, bunter, älter“ sei demnach auch für die evangelische Kirche von Bedeutung, doch sah die Superintendentin keinesfalls eine düstere Zukunft: „Die Chancen dieses Wandels wahrnehmen und dies nicht nur als Gefahr anzusehen, kann durchaus interessant sein.“

Harmonisierungsprozess geplant
Personell und räumlich werde es Veränderungen geben, auch mit Blick auf die Verwaltungsstrukturreform. Die werde zurzeit in allen Gemeinden und Kirchenkreisen intensiv diskutiert und immer wieder tauche die Frage nach den Kosten auf. „Eine solche Frage zu stellen, ist berechtigt, ihre Beantwortung aber nicht so einfach.“ Das Anliegen des Kreissynodalvorstandes sei es, diesen Veränderungsprozess bewusst aufzunehmen. Es werde auch ein „Harmonisierungsprozess“ stattfinden müssen, bei dem der Kirchenkreis gegebenenfalls auch die Beratung von Dritten in Anspruch nehmen werde.

50 Jahre Kölner Kirchenkreise
Eine starke Vernetzung und damit Bündelung von Kompetenz und Personal habe es auf der Ebene des Kirchenkreises bereits gegeben, erläuterte die Superintendentin und benannte die Diakonische Arbeitsgemeinschaft und die Notfallseelsorge im Rheinisch-Bergischen Kreis. Als positiv und vielfältig hob Andrea Vogel auch das ehrenamtliche Engagement auf verschiedenen Ebenen hervor. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass alle Synodalbeauftragungen besetzt sind, aber es ist uns gelungen.“ Das 50-jährige Bestehen der Kölner Kirchenkreise werde auch im Rechtsrheinischen 2014 gebührend gefeiert. Der Pfingstmontag, 9. Juni, stehe dafür bereits als Termin fest.

„Wir sollten uns nicht den Horizont verengen lassen"
Angesichts verschiedener Reform- und Veränderungsprozesse hat Andrea Vogel eine „gewisse Ermüdung“ im Kirchenkreis und in den Gemeinden wahrgenommen. Und diese Reformen so zu gestalten, dass sie den Kirchenkreis bereichern und weiterbringen, sei eine wichtige Frage für den Kreissynodalvorstand. „Wir sollten uns nicht den Horizont verengen lassen, sondern uns auch immer bewusst sein: Es gibt mehr als nur das Sichtbare, das Vorläufige. Gott schafft Menschen weiten Raum.“

Freizeitheim Stolzenberg: Weitere Untersuchungen
Die Frage, ob das Freizeitheim Stolzenberg bei Wermelskirchen modernisiert oder doch abgegeben wird, beschäftigte die Synodalen auch bei dieser Synode. Eine Arbeitsgruppe aus Angehörigen des Kreissynodalvorstandes hat gemeinsam mit dem Architekten Volker Langenbach mehrere Modelle für den weiteren Umgang mit dem in die Jahre gekommenen Haus erstellt. Das günstigste Modell ist eine einfache Sanierung bei Beibehaltung der derzeitigen Bettenzahl von 40, die aber ebenso nicht zu empfehlen sei wie eine aufwändigere Sanierung. „Auch damit wird das Freizeitheim Stolzenberg ein Zuschussprojekt bleiben“, machte Volker Langenbach die Rechnung auf. Bei einem Teilneubau könnte das Haus kostendeckend bewirtschaftet werden, jedoch sei damit angesichts der hohen Kosten ein hohes Risiko verbunden. Auch sei es nicht sicher, ob die dafür notwendigen Genehmigungen erteilt würden. Als empfehlenswert erwies sich die Variante, die eine Aufstockung des Hauses und damit mehr Komfort vorsah. „Gleichzeitig muss aber auch eine Vermarktungsstrategie erarbeitet und beibehalten werden, um die Auslastung des Freizeitheims zu steigern“, betonte Langenbach. Trotz einiger kritischer Stimmen, die für den Verkauf plädierten, beauftragte die Kreissynode die Arbeitsgruppe, weitere Untersuchungen in Richtung Modernisierung anzustellen und detaillierte Zahlen zu ermitteln. Erst dann soll das weitere Vorgehen endgültig entschieden werden.

Fortschritte bei Verwaltungsstrukturreform
Die Weichen für einen neuen Gemeinde- und Kirchenkreisverband Köln-Rechtsrheinisch sind gestellt: Die Kreissynode entschied sich für einen Ausnahmeantrag, der bei der beabsichtigen Neustrukturierung der kirchlichen Verwaltung mehr Handlungsspielraum als das von der Landeskirche vorgegebene Grundmodell bietet. Gleichzeitig wurde der Kreissynodalvorstand beauftragt, für diesen umfangreichen Prozess externe Beratung hinzuzuziehen, um die Reform zu gestalten. Ziel ist es, ab dem 1. Januar 2017 eine gut aufgestellte Verwaltung im Kirchenkreis zu haben.

Ausgeglichener Haushalt
Die Jahresrechnung 2012 des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch schloss mit einem Überschuss in Höhe von 154.502,84 Euro. „Dieser Überschuss ist vor allem auf höhere Zinserträge, nicht abgerufene Verstärkungsmittel und höhere Zuwendungen vom Verband zurückzuführen“, erläuterte die Finanzkirchmeisterin Anne Akkerman. Den größten Teil des Überschusses, 99.386 Euro, erhalten die Gemeinden des Kirchenkreises, die restlichen gut 55.000 Euro kommen in die allgemeine Ausgleichsrücklage sowie in die Rücklage für das Reformationsjahr 2017. Der neue Haushaltsplan, den auch Oberkirchenrat Bernd Baucks vom Landeskirchenamt als „vorbildlich“ herausstellte, wurde wieder nach den Bestimmungen des Neuen Kirchlichen Finanzwesens (NKF) erstellt und gibt ein umfassendes Bild über die Finanz- und Ertragslage des Kirchenkreises sowie eine neue Sicht auf das Ressourcenaufkommen in den Bereichen Personal, Finanzen, Immobilien, Liegenschaften und Sachvermögen sowie die Verwendung dieser Ressourcen. Der Haushaltsplan ist bei Einnahmen und Ausgaben in Höhe von jeweils 966.194 Euro ausgeglichen und wurde von der Kreissynode gebilligt.

Fortschritte in der Jugend-, Frauen- und Männerarbeit
Weiterhin aus- und umgestaltet wird die Jugend, Frauen- und Männerarbeit im Kirchenkreis durch das neue Referat für Jugend, Frauen und Männer. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden dabei von den Fachausschüssen und der vom Kreissynodalvorstand eingesetzten Arbeitsgruppe unterstützt. Weiterhin müssen Ziele und Schwerpunkte genauer definiert und beschrieben werden. Strukturell soll das Referat jedoch auch künftig mit einer Frau und einem Mann besetzt werden, um die geschlechtsspezifischen Anteile der drei Aufgabenfelder angemessen abdecken zu können.

Personalien
Bernd Flamming, Mitglied im Kreissynodalvorstand, wurde von den Synodalen einstimmig zum neuen Synodalbeauftragten für Prädikantinnen und Prädikanten gewählt. Er tritt die Nachfolge von Dietrich Neuhaus an, der diese Aufgabe 40 Jahre lang übernommen hat und sein Amt zum Jahresende abgibt.

Termine
Die Kreissynode Köln-Rechtsrheinisch tagt im kommenden Jahr am Freitag, 23. Mai 2014, sowie am Samstag, 15. November 2014.

Stichwort: Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch
Dieser Kirchenkreis bildet mit 18 Kirchengemeinden im rechtsrheinischen Köln, Altenberg, Bergisch Gladbach, Kürten, Lindlar und Rösrath den größten Zusammenschluss innerhalb des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. In seinen Gemeinden leben knapp 99.000 Mitglieder, deren Interessen im „Parlament“ des Kirchenkreises, der Kreissynode, von 127 Synodalen vertreten werden.

Text: Jörg Fleischer
Foto(s): Jörg Fleischer