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Nachrichten von der Herbstsynode des Kirchenkreises Köln-Nord

Die terroristischen Anschläge in Paris überschatteten die Synode des Kirchenkreises Köln-Nord. „Wer keine Fragen stellt und bittet, der resigniert“, erklärte Pfarrerin Susanne Zimmermann im Gottesdienst zur Eröffnung der Beratungen. Sie legte den Synodalen das vertrauensvolle und verantwortliche Gebet ans Herz. Wer nicht mehr beten könne, der habe Geduld, Hoffnung und Beharrlichkeit verloren, und auch keine großen Wünsche mehr. „Das Beten verändert die Menschen“, so die Pfarrerin. Mit einem Gebet trete man für die Rechte anderer ein, stelle sich der eigenen Verantwortung und sei entsetzlichen Situationen nicht hilflos ausgeliefert.

Selbstbewusst im Geist der Gastfreundschaft
„Gerade jetzt gemeinsam!“, sagte auch Landeskirchenrat Bernd Baucks in seinem Grußwort an die Synode und erinnerte an die Anschläge auf das Pariser Satiremagazin Charlie Hebdo während der Tagung der Landessynode zu Beginn dieses Jahres. „Seien wir selbstbewusst darin, dass wir im festen Glauben an den Dreieinigen Gott keine Bedrohung durch den Islam darin erkennen können, dass Menschen in Not uns um Hilfe bitten“, forderte er. „Bleiben wir in der Flüchtlingsarbeit selbstbewusst, bleiben wir bei unserem Geist der Gastfreundlichkeit gegenüber Fremden und Bedrängten.“

Kraft und Energie für die Oberbürgermeisterin
„Wir müssen unser Land vor Extremisten auch dadurch schützen, dass wir unsere Solidarität und Unterstützung gegenüber denjenigen zum Ausdruck bringen, die sich für unser Gemeinwesen und für ein friedliches Zusammenleben einsetzen“, betonte Superintendent Markus Zimmermann, der die Synode leitete, in seinem Jahresbericht. Im Namen der Synode wünschte er allen Betroffenen des Anschlags in Köln-Braunsfeld „dass sie das Erlittene körperlich und seelisch bewältigen werden“. Zimmermann: „Insbesondere wünschen wir unserer Ober­bürgermeisterin Frau Reker, dass sie ihre ganze Kraft und Energie wiedererlangt, um ihrer verantwortungsvollen Aufgabe ungehindert nachkommen zu können.“

„Nehmt einander an in der Gesellschaft“
„Nehmt einander an in der Gesellschaft“, unter dieses Leitwort stellte Zimmermann seinen Bericht vor den 84 Synodalen. Gleichzeitig dankte er für bestehende Initiativen und das große Engagement für Flüchtlinge in den 18 Gemeinden des Kirchenkreises Köln-Nord. Die meisten Initiativen würden mit großer Selbstverständlichkeit ökumenisch verantwortet. Besonders freue ihn, dass kirchenferne Menschen ihre tatkräftige Hilfe und Unterstützung anbieten würden. In mehreren Gemeinden seien aktuell Flüchtlinge untergebracht, teilweise auch im Kirchenasyl, informierte der Superintendent.

Dilemma zwischen Herz und Kopf
Menschen aufzunehmen werde eine Herausforderung bleiben, die längerfristig bestehe, erklärte der Superintendent. „Es gibt das Dilemma zwischen Herz und Kopf, in dem sich viele Menschen befinden.“ Einerseits gebe es Mitgefühl mit den traumatisierten Menschen und das Entsetzen über deren Situation, andererseits stünden viele Fragen im Raum. „Wie lange schaffen wir es, für so viele bedürftige und oft auch traumatisierte Menschen die erforderlichen personellen und räumlichen Ressourcen vorzuhalten?“, fragte Zimmermann. Wie lange könne man Einschränkungen in Kauf nehmen? Als Beispiel nannte er die Belegung von Sporthallen in Schulen, die Massenunterkünfte in Wohngebieten und die Umnutzung von Immobilien und Grundstücken. „Dass manche Kommune inzwischen an den Rand ihrer Kapazitäten geraten ist, wird an den öffentlichen Hilferufen von Bürgermeistern und Landräten über alle Parteigrenzen hinweg auch in unserer Region deutlich“. Trotz aller Schwierigkeiten gebe es für Christinnen und Christen einen eindeutigen Auftrag: „Nächstenliebe zu praktizieren, Botschafterinnen und Botschafter der Zuversicht zu sein, Ängste zu nehmen und Vertrauen zu vermitteln auf die Kraft der Barmherzigkeit“, so Zimmermann.

Deutlich einstehen zum eigenen Glauben
Die Zuwanderung von Menschen nach Deutschland stelle auch die Frage zum „Verhältnis von Religion und moderner Gesellschaft“, merkte Zimmermann an. Es lohne sich, „selbstkritisch und offen darauf zu schauen, was uns von innen und außen gespiegelt werde“. Dabei sprach er sich gegen kirchliche Stellungnahmen aus, die ohne Profil oder gar belanglos seien. Wie Navid Kermani in seinem neuesten Buch wünscht sich auch Zimmermann, dass Christinnen und Christen „deutlich zu dem stehen, was außer praktizierter Nächsten­liebe unseren Glauben ausmacht“.

Plädoyer für die Zukunft von Frauen nach der Familienphase
Anlässlich des Jubiläums „40 Jahre Gleichstellung von Frauen und Männern im Pfarramt“ plädierte Zimmermann für weitreichendere Veränderungen und Entwicklungen als sie bisher erfolgt seien. 40 Jahre nach dem Synodenbeschluss gebe es noch viel zu tun. Vor allem für Pfarrerinnen, die ihren Dienst nur im eingeschränkten Umfang ausüben könnten. „Nach der Familienphase haben sie so gut wie keine Möglichkeit, ihre Stelle aufzustocken.“ Diese Problematik sei mittlerweile auch in den Fokus der Landeskirche geraten.

Reduktion auf 18 Pfarrstellen bis 2030
Markus Zimmermann berichtete von konkreten Zahlen hinsichtlich der Pfarrstellen im Kirchenkreis Köln-Nord. Bis 2030 würden nur noch 18 Pfarrstellen zur Verfügung stehen. Die Rahmenpläne zeigten, dass es dann in den meisten der jetzigen Gemeinden keine vollen Pfarrstellen mehr geben werde, teilte er der Synode mit. Strukturdebatten müssten daher bereits jetzt mit den aktiven Pfarrerinnen und Pfarrern und den Presbyterien geführt werden. Zimmermann warnte vor einer Verlagerung von Entscheidungen über theologische Ziele auf später. Das Thema sorgte im Plenum für Diskussionen und mündete in die Forderung, das jetzige Pfarrbild „als Vorbildfunktion für kommende Generationen“ genauestens zu überprüfen.

Neuer Jugendreferent begrüßt
Als neuen Jugendreferenten begrüßte Superintendent Markus Zimmermann Diakon Dietmar Asbeck, der seit dem 1. September für den Kirchenkreis tätig ist. Zimmermann gab bekannt, dass sich die Stelle der kreiskirchlichen Jugendarbeit um 0,25 Prozent erhöht habe und sprach von einer Schwerpunktsetzung durch die „Förderung der Spiritualität in der Jugendarbeit“. Des Weiteren dankte er Kreiskantor Thomas Pehlken für seinen zehnjährigen „großen und segensreichen Einsatz“ und berichtete von Prüfungen zum Organisten, bei denen der Jüngste im Alter von nur 13 Jahren seine Prüfung abgelegt habe. Ein weiterer Dank ging unter anderem auch an die Verwaltung des Kirchenkreises. „Die Verwaltung geschieht auf kurzen und unkomplizierten Wegen mit einem Höchstmaß an Effektivität“.

Der neue Jugendreferent Diakon Dietmar Asbeck

Sorge über geringe Zahl von Kandidierenden für Presbyteriumswahl
Besorgt äußerte sich Zimmermann über die geringe Zahl an Kandidatinnen und Kandidaten für die Presbyteriumswahl im Februar 2016. Es zeichne sich ab, dass wahrscheinlich nur in einem Drittel der Kirchengemeinden eine reguläre Wahl durchgeführt werden könne. „Ich hoffe und wünsche es allen unseren Kirchengemeinden, dass es ihnen dennoch gelingt, Menschen dafür zu gewinnen und zu motivieren, mit ihrer Kompetenz Verantwortung in den Kirchengemeinden zu übernehmen“, schloss der Superintendent seinen Jahresbericht. Ein Synodaler sprach von „einer Ohrfeige für die Gewählten“ bei einer Wahl, die keine sein werde, wenn nur so viele Kandidaten zur Verfügung stünden wie Plätze vorhanden seien. Es wurde der Vorschlag gemacht, eine „Einheitsliste“ zu wählen.

Den vollständigen Jahresbericht von Superintendent Markus Zimmermann können Sie hier nachlesen.

„Die Kirche geht nicht unter, sie verändert sich“
Unter dem Thema „Volkskirche – und was kommt danach“ setzte Pfarrer Christoph Nötzel, Leiter des Amtes für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste in der Landeskirche, einen Impuls in der Kreissynode Köln-Nord. „Die Kirche geht nicht unter, sie verändert sich“, stellte Nötzel fest. Die evangelische Kirche stehe inhaltlich und organisatorisch vor einer „großen Gestaltungsaufgabe“ und befinde sich seit 15 Jahren in „einem einschneidenden Veränderungsprozess“. Dazu gehöre auch die notwendige Aufgabe, Flüchtlinge in die Kirchengemeinden zu integrieren. Ohne zu wissen, wie die Kirche von morgen aussehe, müsse sie bereits heute gestaltet und verantwortet werden. Nötzel sprach von einem Wandel, der auch zu Burnout und Depressionen führen könne. „Viele erleben sich als überfordert“, sagte er. Mut könne man jedoch aus der „Perspektive Gottes und seinen verheißungsvollen Möglichkeiten“ schöpfen.

„Raus aus unseren Denkschachteln“
„Große Veränderungen beginnen bei uns selbst“, erklärte der Theologe Nötzel. Es gelte zu erkennen, dass man nicht allmächtig, aber auch nicht ohnmächtig sei. Wer die eigene Rolle in einem System erkenne, verlasse die Opferrolle. „Wenn wir nach einer Zukunft Ausschau halten, müssen wir also zuerst auf uns selbst und unseren Standort schauen“, meinte er und sprach von einer bedeutenden Ressource in diesem Prozess: die Zeit. Nötzel plädiert für eine Verlangsamung, denn sie führe zu einer neuen Wahrnehmung und Überprüfung von gewohnten Denkmustern. „Raus aus unseren Denkschachteln und hinein ins Leben springen“, forderte er.

Pfarrer Christoph Nötzel, Leiter des Amtes für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste

Der Vortrag von Christoph Nötzel kann hier nachgelesen werden.

„ev-angel-isch gGmbH“: zahlreiche Kooperationen an Schulen
Hinein ins Leben gesprungen ist auch der Kirchenkreis Köln-Nord zusammen mit dem Kirchenkreis Köln-Mitte bei der Errichtung der „ev-angel-isch gGmbH“ vor fast fünf Jahren. „Wenn die Kinder und Jugendlichen nicht zu uns kommen, dann gehen wir zu ihnen“, erläuterte Geschäftsführerin Katrin Reher den zentralen Gedanken für die Gründung 2011. Anfangs sei der Gang zu den Schulen mit der immer wiederkehrenden Frage „Was braucht ihr?“ mühsam gewesen. Mittlerweile bestünden zahlreiche Kooperationen an vielen Schulen, aber auch mit ihnen. Zu den Angeboten von „ev-angel-isch“ gehören Beratung und Supervision, „sehr erfolgreiche Cybermobbing-Schulungen“, Aktionen gegen Mobbing, Musical-Projekte und Ferienfreizeiten wie „Mini-Nippes“. Schwerpunkte seien das Thema „Inklusion auf Freizeiten“, etwa im Kölner Camp, und die Betreuung von Flüchtlingen in internationalen Schulklassen.

Überprüfung künftiger Regionen
Der Impuls von Christoph Nötzel hatte auch einen Beschluss der Kreissynode Köln-Nord zur Folge: Der Kreissynodalvorstand wurde von der Synode beauftragt, mit den Vertretern aller 18 Kirchengemeinden eine Arbeitsgruppe zur Überprüfung künftiger Regionen angesichts der Reduzierungen von Pfarrstellen zu bilden. Es solle geprüft werden, welche Kirchengemeinde mit einer oder mehreren anderen in einer Region zusammenarbeiten könne. Dabei solle ein Abgleich von theologischen Inhalten und geographischen Strukturen erfolgen. Abgestimmt wurde auch darüber, weiterhin an einer Konzeption zur Umsetzung eines Personalkonzeptes zu arbeiten. Deutlich wurde schon jetzt, dass die „Kirchenmusik gestärkt werden soll“. Zur Kenntnis genommen wurde ein Pfarrstellenrahmenplan bis 2020 mit 24,25 Pfarrstellen und 3 Funktionspfarrstellen, die aus Kirchensteuermitteln finanziert werden.

Errichtung des „Evangelischen Verwaltungsverbandes Köln-Nord“
Beschlossen wurden die formale Errichtung und die (gleichlautende) Satzung drei neuer Verwaltungsämter für die vier Kirchenkreise des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Die Zusammenlegung von Verwaltung und Superintendentur ist im Kirchenkreis Köln-Nord bereits erfolgt. Zum 1. Januar 2017 arbeiten der Kirchenkreis und seine Verwaltung im neu geschaffenen „Evangelischen Verwaltungsverband Köln-Nord“. Die Arbeitsverträge sollen dann neu erstellt werden.

Der Zehnte geht an das Diakonische Werk
Die Jahresrechnung für den Haushalt 2013 und 2014 trug Finanzkirchmeisterin Gaby Orbach vor. Sie schloss 2013 mit einer Bilanzsumme in Höhe von 3.409.242,12 Euro und einem Jahresüberschuss in Höhe von 200.334,64 Euro. Beschlossen wurde, zehn Prozent des Überschusses an soziale Projekte in Liberia (15.000 Euro) und an die Äthiopische Kirche Köln (5.000 Euro) zu spenden. Der Rest soll in die Finanzierung von Baumaßnahmen fließen. Die Jahresrechnung für den Haushalt 2014 schloss mit einer Bilanzsumme in Höhe von 3.636.238,89 Euro und einem Überschuss in Höhe von 252.876.47 Euro. Hier gehen fünf Prozent des Überschusses an die Lebensmittelausgabe „Sack e.V.“ und zehn Prozent an das Diakonische Werk Köln und Region für dessen Flüchtlingsarbeit. Der restliche Betrag soll den Kirchengemeinden zur Verfügung gestellt werden.

Haushalt 2016
Für das Jahr 2016 beschlossen die Synodalen einen Haushalt mit Erträgen in Höhe von 1.296.783 Euro und Aufwendungen in Höhe von 1.250.705 Euro.

Im Namen der Synode überreichte Kreissynodalvorstandsmitglied Pfarrerin Monika Crohn Geschenke an den Superintendenten und bedankte sich für seinen "unermüdlichen Dienst, sein offenes Ohr und dafür, dass er das Außengesicht der Synode ist".

Sicherung der Fortbildung von Lehrenden
Einen Antrag zur Sicherung und Weiterentwicklung der Fortbildung von kirchlichen Lehrerinnen und Lehrern stellte das Pfarramt für Berufskollegs. Vorgeschlagen wurde, über sechs Regionen mit Fortbildungszentren zu beraten – in NRW zum Beispiel in Düsseldorf und Köln – mit einem Team aus Bezirksbeauftragten und Schulreferenten. Die kreiskirchliche Trägerschaft solle dabei jedoch beibehalten werden.

Wahlen und Termine
Dr. Karl Christoph Graffmann wurde als stellvertretendes Mitglied für den Kirchenkreis Köln-Nord in den Rechnungsprüfungsausschuss des Rechnungsprüfungsamtes Köln/Bonn/Hessen entsandt.

„Pilgern in der Fastenzeit von Ort zu Ort“ heißt es vom 10. Februar 2016 bis zum 17. März 2016. Die Aktion des Evangelischen Jugendreferates des Kirchenkreises Köln-Nord steht unter dem Motto „Gott soll uns ein Leuchtturm sein“. Die Lichter-Fasten-Aktion mit Fackeln statt elektrischem Licht dient zur Einstimmung auf die Passionszeit.

Die nächste Kreissynode ist eine sogenannte Wahlsynode. Sie beginnt am Mittwoch, 1. Juni 2016, um 18 Uhr in Chorweiler. Die Herbstsynode des Kirchenkreises wird am Samstag, 12. November 2016, um 8.30 Uhr mit einem Gottesdienst in der Evangelischen Kirche Weiden eröffnet.

Stichwort: Kirchenkreis Köln-Nord
Dem Kirchenkreis Köln-Nord gehören 18 Gemeinden mit rund 75.000 Gemeindegliedern an. Sie liegen einerseits im Kölner Norden – in Worringen, Niehl und Chorweiler, von Ehrenfeld und Braunsfeld bis zum Rhein im Osten. Andererseits gehören auch die Kirchengemeinden im nördlichen Rhein-Erft-Kreis außerhalb von Köln in Bedburg, Bergheim, Elsdorf und Pulheim zum Kirchenkreis. Die Interessen dieser Gemeinden werden im „Parlament“ des Kirchenkreises, der Kreissynode, von derzeit 101 Synodalen vertreten.

Text: Angelika Knapic
Foto(s): Angelika Knapic