57 von 70 Synodalen begrüßte Pfarrer Rolf Domning, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region und zugleich Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte, bei der Frühjahrssyode seines Kirchenkreises am Freitag im Haus der evangelischen Kirche. Die Synode stand unter dem Motto "Sich einmischen oder besser raushalten – soziale Verantwortung der Evangelischen Kirche in der Stadt". Unter der Leitung von Pfarrer Peter Mörbel von der Evangelischen Akademie im Rheinland diskutierten Walter Fuchs-Stratmann von der evangelischen Melanchthon-Akademie; Wittich Roßmann, Bevollmächtigter der IG Metall in Köln und Leverkusen; Helga Blümel, Geschäftsführerin und Sprecherin des Diakonischen Werkes Köln und Region; Arnd Henze, WDR-Redakteur, der als engagiertes Dellbrücker Gemeindeglied im Gottesdienst kurz vor der Synode eine ebenso engagierte Predigt zum Thema gehalten hatte; Henriette Reker, seit Ende vergangenen Jahres Kölner Dezernentin für Soziales, Integration und Umwelt; und Norman Krayer vom Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer. Alle Beteiligten haben evangelische Wurzeln. So bekannte Roßmann, dass er gemeinsam mit Frank Bsirske, Chef der Dienstleistungs-Gewerkschaft Verdi, im gleichen Jahr vom glei-chen Pfarrer konfirmiert wurde. Jahre später erlebte Krayer seine evangelische Sozialisation. Ebenfalls in Wolfsburg. Henriette Reker ist evangelisch, wurde aber auch durch ein katholisches Gymnasium geprägt: „Ich habe drei Päpste in Audienzen erlebt.“ Reker „schätzt an der Evangelischen Kirche die Diskussionsbereitschaft.“
„Alles, was passiert, geht uns was an“
Die konnte sie dann auch gleich hautnah erleben. Anlass, die Syno-de zu dem genannten Thema abzuhalten, waren Diskussion auf vorangegangenen Treffen der Synodalen. Dort war die Forderung laut geworden, den „Sozialethischen Ausschuss des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region“ wieder ins Leben zu rufen. Henriette Reker bemängelte, dass sie die Stimme der evangelischen Kirche in Köln nicht deutlich genug wahrnehme. Helga Blümel erklärte, dass die Diakonie in der Stadt auf vielfältige Weise mit Politik und Verwaltung im Gespräch sei. Die Diakonie sei aber auch Auftragnehmerin der Verwaltung. Das mache das Verhältnis nicht einfacher: „Wer überall seine Hand drin hat, kann schlecht die Faust ballen.“ Fuchs-Stratmann vertrat eine eindeutige Haltung: „Es gibt kein Raushalten. Alles, was passiert, geht uns was an. Und wenn wir nichts sagen, müssen wir kommunizieren, warum wir nicht zu allem unseren Senf dazu geben müssen.“ „Allerdings muss der Dialog zu etwas führen“, entgegnete Henze.
Dialog zwischen verhärteten Fronten fördern
Er berichtete von einem Bürgerforum in Buchforst. An diesem Abend hätten viele Anwohner Kritik an ihrem Veedel geübt. Im Laufe der Veranstaltung hätten sich einige Kritikpunkte herauskristallisiert. „Wir müssen nur lange genug zuhören. Und dann müssen wir kampagnefähig werden.“ Für Menschen in Klettenberg sei es leichter, Kontakt zu einem Stadtrat herzustellen als für Menschen in Chorweiler. Roßmann, einst selbst Mitglied im „Sozialethischen Ausschuss“, erinnerte daran, dass der Ausschuss schnell in der Lage gewesen sei, auf skandalöse Zustände hinzuweisen und Stellung zu beziehen. „Man darf nicht so lange nichts sagen, bis niemand mehr auf unsere Stellungnahme wartet.“ Henze brachte den Namen Franz Meurer ins Spiel. Der katholische Pfarrer aus Vingst kümmere sich um Menschen in Not, ohne auf Anweisungen seiner Vorgesetzten zu warten. Aber: „Es ist nicht gut für die Stadt wenn alles bei Pfarrer Meurer abgeladen wird“, so Henze. „Auch wir müssen den Dialog zwischen verhärteten Fronten fördern.“ Als Beispiel nannte Henze den Konflikt wegen des Helios-Geländes, in dem auch eine evangelische Stimme zu hören sein müsse.
„Kraftquelle, über die andere nicht verfügen“
In seinem Schlusswort erklärte Henze, Köln müsse aufpassen, dass die soziale Balance nicht verloren gehe. „Wenn skandalöse Zustände auftauchen, müssen wir schnell handeln.“ Ein klares Bekenntnis zum „Sozialethischen Ausschuss“. Helga Blümel wünschte sich so „etwas wie einen ,Sozialethischen Ausschuss’, der in Form und Besetzung flexibel ist. Wir müssen auch mal Expertinnen und Experten von außen dazu holen“. Auch Roßmann befürwortete die Ausschuss-Lösung: „Die Stadtlage ist wahnsinnig angespannt. Die Kirche muss gewisse Gewissheiten für Prioritäten entwickeln.“ „Wir müssen einbringen, dass wir eine Kraftquelle haben, über die andere nicht verfügen. Sicher, man muss manchmal dicke Bretter bohren, aber es ist ja nur Holz“, so Fuchs-Stratmann. Einstimmig forderte die Synode die Verbandsvertretung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region auf, den „Sozialethischen Ausschuss“ wieder einzurichten. Das neu eingerichtete Gremium solle dann „handeln und sprechen im eigenen Namen“. Vorgeschlagen wurde, den Arbeitskreis an die Melanchthon-Akademie einzubinden.
Beteiligung an Träger für Ganztagsangebot für Schulen
Zusammen mit dem Evangelischen Kirchenkreis Köln-Nord hat der Evangelische Kirchenkreis Köln-Mitte einen Träger für Ganztagsangebote an Schulen gegründet. Der Evangelische Kirchenkreis beteiligt sich an diesem Träger, der „ev-angel-isch“ gGmbH, mit 30.000 Euro. Dies wurde einstimmig beschlossen.
„Worringer Bahnhof – Helmut-Ruhrberg-Haus“
Einstimmig beschlossen die Synodalen in Gedenken an das Engagement für Helmut Ruhrberg, Pfarrer des Kirchlichen Dienstes in der Stadt, den Worringer Bahnhof in „Worringer Bahnhof – Helmut-Ruhrberg-Haus“ umzubenennen.
Personalia:
Uwe Rescheleit, neuer Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Riehl, und Pfarrer Philip Rollbühler, seit kurzem Pfarrer der Evangelischen Gemeinde Köln, Bezirk Christophkirche/Thomaskirche, waren zum ersten Mal bei der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte dabei.
Stichwort evangelischer Kirchenkreis Köln-Mitte
Der evangelische Kirchenkreis Köln-Mitte setzt sich zusammen aus den sechs Gemeinden Köln, Riehl, Nippes, Lindenthal, Klettenberg und Deutz/Poll. Das „Parlament“ des Kirchenkreises ist die Kreissynode. Ihr gehören im Kirchenkreis Köln-Mitte zurzeit 70 stimmberechtigte Vertreterinnen und Vertreter – Theologinnen , Theologen, und Laien – aus den sechs evangelischen Gemeinden an. Geleitet wird der Kirchenkreis Köln-Mitte von Superintendent Rolf Domning, gemeinsam mit dem Kreissynodalvorstand.
Foto(s): Stefan Rahmann